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Hunde als Friedenbotschafter : Fotoaktion hilft Kriegsvertriebenen und Haustieren

Hunde als Friedenbotschafter : Fotoaktion hilft Kriegsvertriebenen und Haustieren

Aus der Hilflosigkeit entstand ein Fotoprojekt. Aus dem Projekt wurde konkrete Hilfe für Flüchtlinge mit Haustieren. Hier und in Ungarn.

Als Putin seinen Krieg gegen die Ukraine begann, fühlten Mike Hecker und seine Freunde sich – wie so viele – hilflos und ohnmächtig. Sie wollten aber nicht tatenlos zusehen: Seit mehr als einem Monat machen der Fotograf und seine Freunde deswegen Vierbeiner zu Friedensbotschaftern. Das Projekt „Dogs for Peace“ startete in Gevelsberg im Ruhrgebiet und hat schon an mehreren Stellen im Kreis Düren Mitstreiter gefunden, am Sonntag wird es in Aachen fortgesetzt, im Mai kommt es in die Eifel.

Hunde mit Haltung

Die Idee: In Fotoshootings werden Hunde vor der ukrainischen Flagge und mit politischem Statement am Halsband abgelichtet und zu Friedensbotschaftern sowie einem Zeichen der Solidarität. Weil Hecker und seine Mitstreiter aber mehr wollten, als nur ein Zeichen zu setzen, begannen sie, mit den Fotosessions Spenden für Menschen, die mit ihren Tieren aus der Ukraine fliehen müssen, zu sammeln. „Die Spendenhöhe steht jedem frei, zwischen 5 und 600 Euro war schon alles dabei“, sagt Mike Hecker, der das Geld an die Vereine Cani Fair und Einsatzstaffel Vermisste Hunde Düren weiterleitet und nach eigenen Angaben schon mehr als 8000 Euro überwiesen hat. Auch auf Packungen für Trainingshappen sind die Bilder zu sehen und erlösen über den Verkauf Geld für den guten Zweck.

Entlang der Rur – und darüber hinaus – setzt sich der Einsatzstaffel eigentlich für die Auffindung vermisster Vierbeiner ein. Schon während der Flutkatastrophe halfen sie aber auch auf neuen Wegen. Nun setzt sich die Gruppe um Tierschützer Ralf Meurer, Vorsitzender des Vereins, mit großem Engagement dafür ein, dass Menschen, die vor der Gewalt in der Ukraine geflüchtet sind, eine Unterkunft finden, in der sie sich nicht von dem trennen müssen, was ihnen besonders lieb und teuer ist: Ihren Haustieren, mit denen sie den weiten und strapaziösen Weg bis in den Kreis Düren bewältigt haben.

„Die Menschen haben fast nichts“

„Die Menschen kommen hier an und haben fast nichts. Umso wichtiger ist es, dass Hund, Katze oder kleiner Nager bei ihnen bleiben können. Sie sind das Wichtigste, das die Menschen mitnehmen konnten“, sagt Ralf Meurer. Erst diese Woche hat die Einsatzstaffel eine sechsköpfige Familie mit Katze und Hund am Kölner Bahnhof in Empfang genommen und im Kreis Düren untergebracht.

Nicht immer können die Tiere mit: Wer ein Haustier hat, weiß, wie schrecklich es sein muss, dieses alleine zurück zulassen. Den Gastronomen Gerhard Suhr, der Hilfsgüter in die ukrainische Partnerstadt gebracht hat, hatten auf seiner Fahrt auch die Schicksale der zurückgebliebenen Tiere bewegt.

Und Peter Borsdorff, den bekannten Läufer mit der Sammelbüchse, hatte schon ganz zu Beginn des Krieges ein Bild zu Tränen gerührt, bei dem eine Mutter mit drei Kindern auf einer Bank am Bahnhof müde von den Strapazen wartet und dabei ein kleines Kätzchen in den Armen hielt.

Auch die Halter dieser Hunde setzen ein Zeichen der Solidarität.
Auch die Halter dieser Hunde setzen ein Zeichen der Solidarität. Foto: Dogs for Peace

Damit weitere Ukrainer in der Region eine Bleibe mit ihren Tieren – unter Einhaltung von Quarantäneregelungen – finden, ist die Staffel im Dauereinsatz. Ein Netz aus Paten kümmert sich um Behördenkontakt und Tierarztbesuche. Ralf Meurer ist froh, dass die Behörden sich in dieser Notsituation flexibel gezeigt haben und dass viele Tierärzte vergünstigte Angebote für die Geflüchteten ermöglichen.

Impfungen und Erstausstattung

Die Macher des Projektes „Dogs for Peace“ unterstützen die Einsatzstaffel finanziell, die zum Beispiel auch dafür sorgt, dass in den Wohnungen eine Erstausstattung wie ein Körbchen und Futter für die Tiere vorhanden ist oder zum Beispiel die Kosten für Impfungen und Bluttests übernimmt. Auch bei der Einrichtung der Wohnungen hilft die Staffel und sammelt Sachspenden – und vermittelt Wohnungen auch an Menschen ohne Tiere weiter, wenn Not ist und Kapazitäten vorhanden sind. Denn nicht immer kommen angekündigte Flüchtlinge auch wirklich im westlichen Zipfel des Landes an. In der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr versuchen viele, so nah wie möglich an der Heimat zu bleiben. Im Idealfall mit ihren Tieren.