Gründer im Kreis Düren : Firmen wachsen nach Corona-Tiefschlag weiter
Kreis Düren Es gibt sicherlich bessere Zeiten, eine eigene Firma ins Leben zu rufen. Beim Gründerforum sprachen nun drei Gründer, wie sie auf Lockdown und mehr reagiert haben.
Als Sandy Poth im Jahr 2019 den Kiosk am Stausee Obermaubach übernahm, steckte sie voller Tatendrang. Doch die frischgebackene Selbstständige wurde kurze Zeit später ausgebremst. Von der Corona-Pandemie. Wie so viele musste sie neue Wege gehen – und hielt sich damit über Wasser. Ihre Geschichte ist eine von dreien, die jetzt beim Gründertreff im Dürener Dorint Hotel erzählt wurden.
Seit einigen Jahren wächst im Kreis Düren eine aktive Gründerszene, an der verschiedene Akteure beteiligt sind. Sie will sich mehr und mehr vernetzen, um Erfahrungen auszutauschen, aber auch Kontakte zu knüpfen. Auch dies ist in der Pandemie erschwert, wie die Leiterin der Wirtschaftsförderung beim Kreis Düren, Anette Winkler, bemerkt. Allerdings ruft sie dazu auf, „quer zu denken und Mut zur Selbstständigkeit zu zeigen“.
Solchen Mut bewies auch Sandy Poth, denn sie war eigentlich in einer anderen Branche tätig, fühlte sich aber nach eigener Aussage ausgebrannt. Als sich die Chance ergab, den Kiosk am See zu betreiben, habe sie zugegriffen. Allerdings habe sie nicht einfach ein Büdchen führen wollen, sondern ihr seien Umweltschutz und Nachhaltigkeit sehr wichtig.
Der Start gelang, unter dem Namen „Seestern“ lockte der Kiosk zahlreiche Gäste an. „Mit viel Liebe zum Detail habe ich einige Veränderungen vorgenommen, dann der Tiefschlag mit Corona“, schildert sie. Sie habe auch Tränen vergossen, gibt sie zu, sich dann aber aufgerappelt. Aus dem Treffpunkt wurde ein Mitnahmeimbiss. Sogar den Umweltgedanken setzte sie um, denn sie wollte keinen zusätzlichen Müll produzieren: Wer bestellte, erhielt sein Essen auf einem Porzellanteller. „Das wurde begeistert angenommen, alles Geschirr kam immer zurück“, berichtet sie. Nach dem Lockdown fanden auch kleinere Events im Biergarten statt.
Der Naturgedanke stand auch Pate bei der Gründung des Bistros Heimisch in Heimbach. Nach einigen Jahren in den USA kehrte Ilias Gahlings mit dem Ziel zurück, ein Restaurant aus der Taufe zu heben, das einmal völlig autark arbeiten möchte. Dies bedeutet, dass alle Speisen und Getränke aus dem eigenen oder benachbarten Anbau stammen und selbst hergestellt werden. Die Idee sicherte ihm das Gründerstipendium NRW für ein Jahr.
Von der völligen Unabhängigkeit ist das Bistro in Heimbach noch ein Stück weit entfernt. „Wir befinden uns in einem ständigen Lernprozess“, sagt Ilias Gahlings. Irgendwann soll es so aufgebaut sein, dass jeder Gast auf die Produkte schauen kann, auf den Schrebergarten, das Kräuterbeet und die Weide mit den Tieren. Darüber hinaus werden Workshops zum Thema Nachhaltigkeit geboten.
Mit seiner Idee, Pflegepersonal im Ausland zu rekrutieren, fortzubilden und zu betreuen sowie an deutsche Krankenhäuser zu vermitteln, ergatterte Guido Hilger den „Eifel Award“. Obwohl die Corona-Pandemie auch an seinem Unternehmen PersEU nicht spurlos vorbeigegangen ist. Die Schulungen der Pflegekräfte mussten online angeboten werden. „Ein Deutschkurs mit dem Ziel B2 muss allerdings unbedingt in Präsenz abgehalten werden“, sagt Hilger. Dieses Zertifikat bestätigt ein fortgeschrittenes Sprachniveau und entspricht der vierten Stufe.
Inzwischen findet der Unterricht wieder vor Ort statt. Mehr noch: Das Unternehmen musste zum zweiten Mal umziehen, weil die Kapazitäten im Büro neben dem Annakirmesplatz in Düren nicht ausreichten. Nun ist es im ehemaligen Telekom-Gebäude am Ellernbusch untergebracht. 400 Quadratmeter stehen dort zur Verfügung. Auch der Personalstand wuchs: Derzeit arbeiten sieben Vollzeitkräfte, sieben Minijobber und neun Honorarkräfte für PersEU.
Guido Hilger sieht sich und seine Firma, die inzwischen zur GmbH gewandelt wurde, nicht am Ende der Entwicklung. „Wir haben einen Antrag bei der Bezirksregierung gestellt, als Pflegeschule anerkannt zu werden“, sagt Hilger. Inzwischen seien auch andere Berufsrichtungen auf das Unternehmen aufmerksam geworden – schließlich wird nicht nur in der Pflegebranche Personal gesucht. Grundsätzlich will sich Hilger auch dem nicht verschließen.
Was alle drei Gründer vereint: Sie haben trotz der Coronavirus-Pandemie ihre Firmengeschichte weitergeschrieben. Im Idealfall sind sie damit beispielgebend für andere Gründungswillige. Am Ende des Gründertreffs, der von Elke Mehl und Birgit Müller-Langohr, beide Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsförderung Kreis Düren, moderiert wurde, bestand reichlich Gelegenheit, sich auszutauschen und Tipps zu holen.