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Ja zum „Rurkreis Düren-Jülich“: Eine „historische Chance“ und leichte Zweifel

Ja zum „Rurkreis Düren-Jülich“ : Eine „historische Chance“ und leichte Zweifel

Das Ja des Kreistages zum neuen Namen „Rurkreis Düren-Jülich“ fiel sehr deutlich aus. Landrat Wolfgang Spelthahn hatte appelliert, die „historische Chance“ zu nutzen. Zweifel am Nutzen blieben leise.

Am Ende ging es schnell. Ganze drei Minuten dauerte die Abstimmung und Auszählung im Kreistag am Dienstagabend, dann stand fest: Der Kreis Düren soll in Zukunft Rurkreis Düren-Jülich heißen. Letztlich stimmten nur fünf SPD-Mitglieder dagegen, die Mehrheit der Sozialdemokraten aber wie alle anderen Fraktionen dafür. Hinzu kam eine Enthaltung. Die Sitzung fand aufgrund der Corona-Lage in der Aula der Kaufmännischen Schulen statt.

Vor der Entscheidung richtete Landrat Wolfgang Spelthahn einen flammenden Appell an die 59 anwesenden Kreistagsmitglieder und wählte dafür deutliche Worte. Der CDU-Politiker sprach von einer „historischen Chance“ und nannte es „grob fahrlässig“, diese Möglichkeit nun verstreichen zu lassen: „Jetzt ist der Moment, Geschichte zu schreiben.“

Spelthahn zählte auch die Argumente auf, die in seinen Augen für eine Namensänderung sprechen. Zum einen der Blick auf das Jahr 1972, als die Kreise Jülich und Düren zusammengefasst wurden, aber die Herzogstadt seitdem nicht mehr im Namen vorkommt. Er bezeichnete dies als „historisch offene Wunde“.

„Ein Plusgeschäft“

Noch deutlicher wurde er bei einem anderen Thema: „Wir müssen im Strukturwandel ein Zeichen setzen und den Kreisnamen optimieren“, meinte er. Konkret spielte er auf das Forschungszentrum Jülich an, das der größte Arbeitgeber im Kreis und Treiber im Veränderungsprozess sei. „Die Entwicklung dort ist nicht abgeschlossen und strahlt in den gesamten Kreis.“ Dass die Umstellung etwas mehr als 20.000 Euro kosten werde, hielt er angesichts des Gesamtetats des Kreises mit einer Summe von 630 Millionen Euro für verkraftbar: „Marketingtechnisch ist das ein Plusgeschäft.“

Dichant äußert Zweifel

Eine Gegenrede vor der Abstimmung erfolgte nicht. Allerdings ergriff anschließend Max Dichant, stellvertretender Landrat und SPD-Kreisvorsitzender, das Wort und begründete seine Ablehnung: „Ich bin davon überzeugt, dass wir als politische Vertretung in den letzten Jahren gemeinsam mit der Verwaltung den Kreis Düren als eine gute Marke etabliert haben, die von allen 15 Städten und Gemeinden einvernehmlich getragen worden ist.“ Vor allem zweifele er an den positiven Marketingeffekten und sagte: „Aus meiner Erfahrung als Wirtschaftsförderer bin ich eben nicht davon überzeugt, dass der Kreisname ein entscheidendes Kriterium für die mögliche Ansiedlung eines Unternehmens ist.“

Am Ende spielten die fünf sozialdemokratischen Gegenstimmen keine entscheidende Rolle mehr, zumal auch die meisten Mitglieder von Dichants Partei dafür stimmten. Um die Namensänderung beim Heimatministerium des Landes vorbringen zu können, mussten sich mindestens 75 Prozent des Kreistags dafür aussprechen. Diese Hürde entspricht 48 Sitzen, die mit 53 Ja-Stimmen deutlich übersprungen wurde.

Jetzt nicht „wild bekleben“

Ein kleines Fragezeichen bleibt, denn das Heimatministerium muss die Umbenennung noch genehmigen. Das scheint eine Formsache zu sein. Spelthahn kündigte an, dass man nun nicht „wild alles neu bekleben und alle Straßenschilder umsetzen“ werde. Es wird also noch etwas dauern, bis der neue Name an allen Ecken des Rurkreises zu lesen ist.