Neuer Campus in Düren : Ein Hauch von James Bond weht durch die neue Fachhochschule
Düren 18 Studierende zählt der Campus Düren der Fachhochschule des Mittelstands – und er soll weiter wachsen. Bei der offiziellen Eröffnung mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart wurden neue Details bekannt.
James Bond und der Kreis Düren haben nun etwas gemeinsam: eine Beziehung zum britischen Geheimdienst MI6. Zumindest liegt die Cyber-Zentrale des Dienstes unmittelbar neben der University of Gloucestershire, der Partneruniversität der Fachhochschule des Mittelstands in Düren. So verkündete der selbsterklärte Bond-Fan Professor Volker Wittberg: „Wir bringen so etwas James-Bond-Atmosphäre in den Kreis Düren.“
Der Wissenschaftliche Leiter des Multi-University-Campus Düren der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) spielte damit auch auf das am 17. Januar startende Erasmus-Projekt „Cyber Security-Trainings mit Escape Room Models“ an. Zwei Jahre lang werden Wissenschaftler und Studierende aus Italien und Portugal nach Düren kommen, um gemeinsame Strategien zu entwickeln, Hackerangriffe abzuwehren.
Am Mittwochmorgen feierte der Universitätsstandort Düren seine offizielle Eröffnung, gestartet wurde allerdings bereits im Oktober des vergangenen Jahres, nachdem die erforderlichen Verträge mit dem Kreis Düren einen Monat zuvor unterzeichnet worden waren. 18 Studierende nehmen an dem Studiengang „Digital Business Management“ teil. Die Seminarräume befinden sich aktuell im Berufskolleg für Technik.
In wenigen Jahren wird dieser Platz jedoch nicht mehr reichen. „Wir verfolgen eine Wachstumsstrategie“, sagte die FHM-Geschäftsführerin und Rektorin Professorin Anne Dreier. Diese sieht vor, dass sich pro Semester 30 bis 50 Studierende einschreiben. Neben dem Studiengang „Digital Business Management“ gehört dazu auch „Cyber and Computer Security“. Ziel ist, Nachwuchskräfte für den international tätigen Mittelstand zu generieren und dabei als Hochschulstandort auch wirtschaftlich profitabel zu werden.
Nach Informationen unserer Zeitung, soll der neue Campus im Dürener Bahnhofsquartier entstehen. Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) wollte sich dazu nicht konkret äußern. Nur so viel: „Wir haben zwei Standorte in der Dürener Innenstadt ins Auge gefasst“, sagte er. Die Entscheidung werde kurzfristig fallen. Dass die Fachhochschule vor allem die Digitalisierung in den Mittelpunkt rückt, kommt für den Landrat nicht von ungefähr: „In einer eng vernetzten Welt stellen die damit verbundenen Herausforderungen für den Mittelstand eine große Aufgabe dar.“ Unternehmen mit 500 Mitarbeitenden könnten aber keine eigenen Computerspezialisten ausbilden. An dieser Stelle setze die Fachhochschule an.
So passte es, dass der offizielle Festakt zur Eröffnung des Campus Düren am Mittwoch in der Hauptsache digital stattfand und die Zahl der Gäste im Sitzungssaal des Kreishauses handverlesen war. Dazu konnte auch ein prominenter Gastredner gewonnen werden: NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) nutzte die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild zu machen und das Engagement zu loben. „Digitale Innovation und Cybersicherheit sind wesentliche Zukunftstreiber“, sagte er, „der Kreis geht mit der Fachhochschule des Mittelstands und der University of Gloucestershire einen klugen Weg, um den Strukturwandel und die Wachstumsstrategie im Rheinischen Revier zu fördern.“
Aus England waren Stephen Marston, Vice-Chancellor der University of Glouchestershire, sowie Professor Dr. Kamal Bechkoum, Leiter der School of Computing und Engineering, zugeschaltet. Sie unterstrichen den internationalen Charakter der Campus-Gründung in Düren.
Personell sind schon Entscheidungen gefallen: Dr. Manfred Leistenberg ist Stiftungsprofessor für „Business & Digital Innovation“, die zweite Professur ist allerdings noch nicht besetzt. Die Räume im Berufskolleg für Technik sind ausgestattet. Dort befindet sich ein „Cyber Attack and Defense Room“ sowie das „Digital Lab“. Dort werden Hackerangriffe simuliert. Professor Wittberg geriet regelrecht ins Schwärmen, als er vom dortigen Studienalltag berichtete: „Wenn das Licht auf Rot springt, sind die Angreifer an der Reihe, bei Blau sind die Verteidiger dran.“
Was gut zu einem James-Bond-Film passen würde, könnte schnell bittere Realität werden. Zumindest geht Landrat Spelthahn davon aus: „Die Gefahren drohen im Netz.“ Aus diesem Grund werde man als Kreisverwaltung auch Szenarien erproben, wie man zum Beispiel bei einem Blackout zu reagieren habe.
Was für öffentliche Verwaltungen gilt, kann eben auch mittelständische Unternehmen treffen. Laut Professorin Dreier habe man aus diesem Grund gute Gespräche mit Unternehmen geführt. Die ersten 18 Studierenden lernen schon am Dürener Campus, weitere werden folgen. In Anbetracht der Tatsache, dass nur wenige Wochen im September Zeit blieben, um junge Leute für das Studium zu gewinnen, meinte Spelthahn: „Wenn nun im Januar noch das Erasmus-Projekt beginnt, dann kann ich nur sagen: Meine Erwartungen sind jetzt schon übertroffen.“