„Geben Sie Populisten und Nationalisten keine Chance“ : Dürener Industrie fordert zu einer proeuropäischen EU-Wahl auf
Kreis Düren Die Industrie an der Rur blickt auf ein positives Jahr zurück. Die Umsätze der rund 150 Mitgliedsunternehmen der Vereinigten Industrieverbände von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung (VIV) stiegen 2018 um 4,5 Prozent auf rund 4,4 Milliarden Euro. Der Ausblick aber ist diffus.
Die Schere zwischen Optimisten und Pessimisten geht zusehends auseinander, wie die Frühjahrskonjunkturumfrage zeigt, an der sich 54 Unternehmen beteiligten. Ein Grund für die zunehmende Skepsis ist mit Blick auf die anstehende EU-Wahl unter anderem die Sorge vor einem Auseinanderbrechen Europas.
Deshalb appellieren der VIV-Vorsitzende Hans-Helmuth Schmidt und sein Geschäftsführer Dr. Stefan Cuypers nicht nur an die 20.000 Mitarbeiter der VIV-Firmen und ihre Familien, am 26. Mai proeuropäisch zu wählen: „Geben Sie Populisten und Nationalisten keine Chance.“ Wer nicht wählen gehe, unterstütze die EU-Gegner. Davon sind Schmidt und Cypers überzeugt: „Denn die gehen garantiert wählen.“
Die Bedeutung der EU gerade auch für die Industrie an der Rur belegt die VIV-Spitze mit Zahlen. Mit etwas mehr als zwei Milliarden Euro lag der Exportanteil am Gesamtumsatz der VIV-Unternehmen 2018 fast bei der Hälfte, wovon – wie bei der gesamten Industrie in NRW – ein Großteil in die Staaten der Europäischen Union gegangen ist. 65 Prozent aller NRW-Exporte gehen nach Angaben des Dachverbandes „Unternehmen NRW“ in die Staaten der EU, 2018 waren dies Produkte im Wert von 129 Milliarden Euro.
Im Gegenzug hatten die Importe aus EU-Ländern nach NRW einen Wert von 146 Milliarden Euro. „Damit profitiert NRW wie kein zweites Bundesland von der europäischen Einigung“, betont Cuypers. Die EU sei wichtig für die Menschen in NRW, sichere Tausende Arbeitsplätze und garantiere auch „den Wohlstand bei uns entlang der Rur.“ Daher beobachten auch die VIV-Verantwortlichen den angekündigten Austritt Großbritanniens aus der EU und den zunehmenden Nationalismus, der an den Fundamenten Europas rüttelt, mit großer Sorge. „Europa ist die Geburtsstätte des Humanismus, ohne den Menschenrechte, moderne Demokratien und Freiheit kaum denkbar wären“, unterstreichen Schmidt und Cuypers. Dessen sollten sich alle bewusst sein.
Aktuell spricht der VIV-Vorsitzende Hans-Helmuth Schmidt von einer „konjunkturellen Delle“, die sich auch im Ergebnis der Frühjahrsumfrage widerspiegelt. Die Zahl der Unternehmen, die die Geschäftslage als schlecht einschätzen, hat sich im Vergleich zum Herbst mehr als verdoppelt, von 7 auf 14, 8 Prozent. Allerdings, und deshalb spricht Stefan Cuypers von einer „diffusen Lage“, rechnen mehr Unternehmen mit steigenden Gewinnen (26,9 zu 19,3 Prozent im Herbst).
Jeder fünfte Betrieb (20,8 Prozent) geht zudem von einer besseren Auftragslage aus, im Herbst lag dieser Wert noch bei 12,3 Prozent. Die derzeit herrschende Unsicherheit zeigt sich auch mit Blick auf die geplanten Investitionen. 24,5 Prozent der Firmen wollen mehr, 20,8 weniger investieren. Im Herbst lagen die Werte noch bei 17,9 und 14,3 Prozent.