Corona und Krieg : Die Stimmung im Dürener Einzelhandel ist gespalten
Düren In der Dürener Innenstadt ist die Sorge wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs zuweilen nach wie vor groß. IG-City-Vorsitzender Ulf Minartz ist jedoch zuversichtlich.
Nach zwei Pandemie-Jahren beutelt nun der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Menschen – das bekommt auch der Einzelhandel in Düren zu spüren. Kethi Voihs beschreibt ihre aktuelle Stimmung so: „Nach zwei Jahren Corona, die wir hinter uns gebracht haben, hatten wir uns eigentlich auf das neue Jahr gefreut. Seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine ist unsere Situation aber schlimmer als je zuvor.“ Die Inhaberin eines Bekleidungsgeschäfts, das in Düren an der Zehnthofstraße und in Merken an der Roermonder Straße zu finden ist, macht keinen Hehl daraus, dass deutlich weniger Kundinnen und Kunden ihre Läden aufsuchen. Über konkrete Zahlen, die den Umsatz betreffen, möchte sie aber nicht sprechen.
So viel gibt sie preis: Der März sei schlimm gewesen; im April zeige sich eine Besserung. Die Angst der Menschen davor, was noch auf sie zukommen könnte, halte sie beim Kaufverhalten zurück. Weil existenziell Wichtiges wie Lebensmittel teurer geworden ist, würden viele – gerade im Textilbereich – auf nicht lebensnotwendigen „Luxus“ verzichten. „Da spart man nun mal als Erstes“, stellt Voihs fest.
Auch die vollständig gefallenen Beschränkungen aufgrund des Coronavirus hätten da nicht geholfen. „Wer spricht denn jetzt überhaupt noch von Corona?“, fragt die Geschäftsinhaberin. Ein Schild an der Tür mit der Bitte, dass freiwillig eine Maske getragen werden soll, ist bei Voihs nicht vorhanden. Gleichwohl steht aber ein Desinfektionsspender am Eingang. „In unserem Geschäft befinden sich nie mehr als drei Kunden gleichzeitig, weswegen es einfach ist, Abstand zu halten“, erläutert sie diese Entscheidung.
Auf Eigenverantwortung setzen viele Einzelhändler in der Innenstadt. Kaum jemand bittet mit einem Hinweisschild um das Tragen einer Maske. So auch nicht Nora Malik, Angestellte in einem Bekleidungsgeschäft an der Kölnstraße. Trotzdem würden die meisten Kundinnen und Kunden weiterhin Maske tragen. Auch sie merke am Umsatz, dass die Frequenz deutlich zurückgegangen ist. „Die Kunden überlegen lange, bevor sie etwas kaufen“, stellt Malik fest.
Andere Eindrücke
Ulf Minartz hingegen kann diese Eindrücke nicht bestätigen. „Wir befinden uns auf einem guten Weg und nähern uns langsam wieder den Zahlen von 2019, teilweise zumindest“, stellt er fest. Als Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) City hat er einen Überblick über Dürens Einzelhandel. Ob diese erfreuliche Situation sich fortsetzen werde, sei allerdings nicht sicher. Minartz bleibt vorsichtig: Der Schock setze bei vielen sicher erst noch ein. Bei denjenigen, die auf ihre finanziellen Mittel stärker achten müssen als andere, sei aber schon ein zurückhaltendes Kaufverhalten zu beobachten.
Anders als Kethi Voihs und Nora Malik könne er jedoch nicht sagen, dass das Shoppen bei vielen hintansteht. „Nach der Pandemie-Zeit holen nun viele alles nach“, stellt er im Gegensatz zu den Geschäftsinhaberinnen fest. Er erhalte Rückmeldungen von anderen Kolleginnen und Kollegen, die davon überrascht worden seien und mitunter Probleme hätten, alle zu bedienen. Die Lieferanten hätten ebenfalls Schwierigkeiten, sich wieder richtig aufzustellen. Minartz: „Wir merken intensiv, dass Feste wie Hochzeiten und Kinderkommunionen nun nachgeholt werden. Das scheint bei den Menschen – trotz der teurer gewordenen essenziellen Dinge fürs Leben – auf ihrer Prioritätenliste ziemlich weit oben zu stehen.“
Seitdem die Corona-Beschränkungen gefallen sind, habe sich die Nachfrage verbessert. „Es gibt immer noch vereinzelt Menschen, die im Laden eine Maske tragen, was vollkommen in Ordnung ist“, betont der IG-City-Vorsitzende. In seinem Geschäft an der Kölnstraße, das er mit Renate Minartz betreibt, handhabe er das folgendermaßen: „Wenn jemand hereinkommt und eine Maske trägt, dann passen wir uns an und ziehen ebenfalls eine an, jedoch haben wir keinen Zettel an der Tür hängen. Wir sind der Meinung, dass das alles auch mal ein Ende haben muss.“ Sein vorsichtig zuversichtliches Fazit lautet: „Wir sind noch nicht ganz über den Berg, aber der Trend geht in die richtige Richtung.“