Nach der Wahl : Die CDU im Kreis ist auf Brautschau
Kreis Düren Noch in der Wahlnacht am Sonntag machte Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) das Angebot, die Koalition der Christdemokraten mit den Bündnisgrünen im Kreis fortzusetzen. Aber auch mit der SPD will man sprechen.
Nun kann es ganz schnell gehen: In einer Online-Konferenz am Donnerstagabend will der Kreisparteirat der Grünen entscheiden. Laut Grünen-Vorsitzende Astrid Hohn stehen die Vorzeichen auf Fortsetzung.
Die Grünen dürfen sich nach der Kreistagswahl als Gewinner sehen. Sie legten um 6868 Stimmen auf nun 17.615 oder 14,99 Prozent zu. In einem Wahlbezirk erzielten sie 20,59 Prozent Stimmenanteil. Astrid Hohn führt diesen Trend auch auf die Arbeit der schwarz-grünen Koalition in den vergangenen sechs Jahren zurück: „Wir haben mit einer kleinen Ausnahme alle unsere Ziele umsetzen können.“ Es sei ein angenehmes Arbeiten gewesen. Sich weiterhin aktiv an der von Spelthahn ausgerufenen Wachstumsstrategie des Kreises zu beteiligen, sehe sie als sinnvoll an.
Die CDU wird diese Worte sicherlich zufrieden zur Kenntnis nehmen. Am Montagmorgen haben die Christdemokraten entschieden, dass der bisherige Fraktionsvorsitzende Karl Schavier und Landrat Wolfgang Spelthahn Gespräche mit SPD und Bündnis 90/Die Grünen führen. „Entscheiden werden die Gemeinsamkeiten in den Gesprächen“, betont Spelthahn. Dass man sich auch mit den Sozialdemokarten an einen Tisch setzen wird, begründet der Landrat mit der guten Zusammenarbeit im Kreistag. „98 Prozent der Beschlüsse fielen einstimmig, was unterstreicht, wie konstruktiv auch nach langen Debatten entschieden wurde“, teilt Spelthahn mit. Dies habe in seinen Augen dazu geführt, dass der Kreis Düren beim Strukturwandel so gut positioniert sei.
Die Sozialdemokraten verloren im Kreis zwar an Boden, kommen als Koalitionspartner laut Spelthahn aber nach wie vor in Frage. Insgesamt 29.572 Menschen machten ihr Kreuz bei der SPD, was einer Quote von 25,17 Prozent entspricht. Der Kreisvorsitzende Max Dichant ist jedoch nicht „gänzlich unzufrieden“. „Wir haben die Grünen um zehn Prozent distanziert und im Vergleich zum Bundes- und Landestrend gut abgeschnitten“, sagt er. Dennoch wurden 3309 Stimmen weniger geholt als vor sechs Jahren. Wohin die Stimmen der SPD gewandert sind, kann Dichant nicht beantworten. Grundsätzlich sei man gesprächsbereit, ein Zusammengehen von CDU und SPD nennt er die „Koalition der Vernunft“. Sollten sich die Sozialdemokraten auf der Oppositionsbank wiederfinden, betont er: „Wir haben eine verjüngte, hungrige Fraktion, die genau hinschauen wird.“
Den größten Stimmenzuwachs erzielte am Sonntag die AfD im Kreis: 4854 Stimmen mehr als vor sechs Jahren bedeuteten einen Sprung auf einen Anteil von 6,38 Prozent. Damit lag die AfD allerdings deutlich hinter ihrem Wert bei der Europawahl im vergangenen Jahr mit 9,68 Prozent. AfD-Landratskandidat Wolfgang Kochs sieht auch die Corona-Krise als Grund für das Abschneiden: „Krisen sind die Zeiten der Regierenden“, meint er. Im Vergleich zu anderen Städten in NRW habe die AfD im Kreis seiner Meinung nach jedoch gut abgeschnitten.
Zulegen konnte auch die FDP mit einem Plus von 933 Stimmen. Bei der Wahl vor sechs Jahren waren die Liberalen noch der große Verlierer – nun stabilisierte sich das Ergebnis auf einen Stimmenanteil von 4,38 Prozent. Dicht gefolgt von der UWG, deren Mehr an Stimmen (755) für eine Quote von 4,27 Prozent sorgen. Hinter der SPD verloren die Piraten die meisten Stimmen: Waren es vor sechs Jahren noch 2777 Menschen, die der Partei das Vertrauen schenkten, waren es am Sonntag noch 1319 oder 1,12 Prozent. Einbußen musste auch die Linke hinnehmen. Sie verloren 1277 Stimmen und kommen nun auf eine Quote von 2,56 Prozent. Einzelbewerber Walter Peters aus Linnich sammelte 109 Stimmen.
Der neue Kreistag konstituiert sich am 4. November. Bis dahin hat die CDU Zeit, auf Brautschau zu gehen. Dass es so lange nicht dauern wird, deutet Landrat Spelthahn an: „In der kommenden Woche wollen wir die Gespräche mit SPD und Grünen führen.“ Danach werde man entscheiden, mit wem man die Verhandlungen intensivieren werde. Warum die CDU sich nicht sofort auf eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition festlegt? „Es gebietet der demokratische Anstand, mit allen zu sprechen“, sagt Spelthahn.
Die Zusammensetzung des neuen Kreistags wird sich verändern, denn aufgrund der Überhangmandate wurde die Zahl der Sitze von bisher 54 auf 62 aufgestockt. Mit 25 Sitzen bleibt die CDU stärkste Fraktion vor der SPD mit 15 Sitzen und den Grünen mit neun Sitzen. Die weiteren Kreistagssitze verteilen sich auf die AfD (4), FDP (3), UWG (3) und Die Linke (2). Die Wahlbeteiligung stieg von 51,81 auf 57,38 Prozent. Wahlberechtigt waren insgesamt 214.351 Menschen.