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Der Fotograf Andreas Teichmann hält die Heimat in Bildern fest

Fotograf Andreas Teichmann : 50 Tage mit der Kamera quer durch Deutschland

50 Tage war Fotograf Andreas Teichmann unterwegs. Von Aachen nach Zittau, zu Fuß, 1040 Kilometer weit. Vorbei an Birkesdorfer Brokkoli-Feldern, dem Protestcamp im Hambacher Forst, der Pegida-Demonstration in Dresden und quer durch Großstädte und fast menschenleere Landstriche.

15 Kilogramm hat der Familienvater aus Essen dabei verloren. Aber ungemein viele Eindrücke gewonnen. Die Foto-Ausstellung „Heimat ist kein Besitz, sie wird durch den Menschen geschaffen“, wurde am Sonntag auf Schloss Burgau eröffnet. Unterstützung gab es von der F. Victor Rolff-Stiftung.

„Ich bin kein politischer Künstler, aber ich dokumentierte den Zustand dieses Landes“, erklärte der Fotograf. So finden sich Landschaftsaufnahmen ebenso in der Ausstellung wie Großdemos im Schatten der Liebfrauenkirche, hochpolitische Orte des Zeitgeschehens sozusagen, die Teichmann als neutraler Beobachter fotografiert hat. Stets hat er mit „beiden Seiten“ gesprochen, die Meinungen festgehalten.

Andreas Teichmann wurde 1970 in Essen geboren und ist als Fotojournalist für namhafte deutsche Magazine (Stern, Geo und Spiegel) tätig. Im Sommer 2017 startete er ein nicht alltägliches Projekt – und ging auf Wanderschaft entlang der West-Ost-Achse der Republik. Im Rucksack hatte er eine hochpräzise, aber technisch langsame Großbildkamera und seine angeborene Neugier, Menschen zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Die Geschichten der Menschen, die ihm zufällig begegneten, hielt er in einem täglichen Blog fest.

Die Bilder in der Ausstellung sprechen meist für sich, ein kurzer Blick auf die erklärenden Texte daneben eröffnet in vielen Fällen noch eine zweite Blickweise auf das Gezeigte.

Doch was war der Anreiz für dieses Unterfangen? „Als Fotograf, der mehr als 25 Jahre mit Bildern arbeitet, wollte ich meine Wahrnehmung wieder schärfen“, erklärt er. Als langsamste Art der Fortbewegung, die eine sehr gute Beobachtung der Umgebung ermöglicht, war folglich das Wandern prädestiniert. Teichmann nahm sich Zeit, hörte zu, schrieb mit, fotografierte und veröffentlichte die Bilder und Geschichten online. Er wollte herausfinden, wie Deutschland tickt. Und warum sich beispielsweise ein seit 20 Jahren in Leipzig lebendes Paar an seinem Hochzeitstag in Dresden fotografieren lässt. Die Antwort dazu gibt es selbstverständlich in der Ausstellung.

„Deutschland ist grüner als man denkt, die Menschen freundlicher als man mutmaßt und die Menschen offener, als man vermutet“, fasst er seine Eindrücke in einem Satz zusammen. Eine Erkenntnis, die der Künstler während der ungewöhnlichen Reise gewonnen hat, war die hohe Bedeutung, die Heimat für viele Menschen hat und wie viel Kraft sie aus der regionalen Verwurzelung ziehen. Aus dieser Erkenntnis rührt auch der Titel der Ausstellung.

Das Projekt ist übrigens noch nicht beendet. Für August des nächsten Jahres plant der Fotograf seine zweite Wanderung, entlang der Süd-Nord-Achse von Oberstdorf nach Sylt. Etwa 1400 Kilometer wird er zurücklegen. Aus beiden Wanderungen könnte dann ein Buchprojekt werden.

(sj)