SWD-Kommedy-Abende : Berliner Flaschenvirtuosen präsentieren Liedgut und Leergut
Düren Die SWD-Kommedy-Abende haben Fahrt aufgenommen. Nach der Auftaktgala stand das erste Soloprogramm mit der Gruppe Glas Blas Sing an, das mehr als 50 Besucher verdient gehabt hätte.
Upcycling, nein, das bedeutet keinesfalls mit dem Fahrrad bergauf zu fahren. Upcycling ist die aufregend-attraktive Schwester von Recycling. Wer upcycled, der wandelt ein scheinbar nutzloses Abfallprodukt in etwas Neues, Wertvolleres um. Nehmen wir zum Beispiel Flaschen. Kennt jeder. Öffnen, austrinken, wegbringen. Immer schnell zur Hand, wenn der Gaumen staubt. Flaschen lassen sich zu vielem upcyclen: Behausungen für Modellschiffe, Handduschen für Formel-1- Sieger, Briefumschläge für Gestrandete und in den Händen von Glas Blas Sing zu faszinierenden Musikinstrumenten. Dein Kasten Sprudel ist alle? Schieb ihn in den Pfandautomaten und kassiere 3,30 Euro oder gib ihn zusammen mit deinem anderen Leergut in die Obhut der vier Vollbiermusiker aus Berlin und du erlebst erstaunliche Allround-Instrumente, die wie Schlagzeug, Bass, Gitarre, Flöte oder auch Steeldrum klingen.
Im Rahmen der SWD-Kommedy-Abende gastierte Glas Blas Sing im Haus der Stadt. Um 20 Uhr hieß Thomas Lüttgens vom Komm die Besucher willkommen. Dies tat er mit gemischten Gefühlen. Wenn er ins Publikum schaute, blickte er in gerade einmal 50 Gesichter. Während in den guten alten Vorcoronazeiten die Veranstaltungen fast immer rasend schnell ausgebucht waren, lief der Ticketverkauf für diese Veranstaltung leider sehr schleppend. Doch dieser Umstand tat der Stimmung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Während des zweistündigen Gastspiels honorierte das Publikum die Darbietungen der Musiker mit kräftigem Applaus und stehen Ovationen
Bei einem Jugendmusical entstand die verrückte Idee, den unbeachteten Alltagsgegenstand zum musikalischen Alleskönner zu machen, wie Bandmitglied Fritze vor der Show verrät. Während andere Kollegen in einen Musikstore gehen, um neue Instrumente zu erwerben, ist ihr Anlaufpunkt eher der Bau- oder Getränkemarkt. „Gerade feilt unser Schlagzeuger Möhre an einem neuen Instrument aus Granini-Flaschen, da dürft ihr ganz bald gespannt sein, wenn es fertig ist. In Düren heute laden Wir alle ein zu bekannten Coverversionen wie ‚Happy’ von Pharrell Williams, „I Gotta Feeling“ der Black Eyed Peas oder einem Klassiker wie Leonard Cohens „Halleluja“, sowie eigenen Songs und Stand-Up-Momenten richtig mitzumachen“, so der Musiker voller Tatendrang.
Bestaunen konnte man im Showverlauf zudem die Cokecaster-Flaschengitarre, das Flachmanninoff-Xylophon, die JelzinOrgel oder die Wasserspender-Floor-Toms, die so schön BUMM machen, wenn man mit der grünen Perrier-Keule draufhaut. So erlebte man ein feinstes Pfandwerk, von würzig-herb bis feinperlig, hochprozentig virtuos und wie immer bei GlasBlasSing: Das mit Abstand beste Flaschenmusikprogramm aller Zeiten.
So bunt wie ihre Flaschen war auch das restliche Repertoire der Musiker: von den Beatles über fette Hip-Hop Beats bis hin zu Beethoven, Mozart und Klassikern der Filmmusik – es wurde flaschenmusikalisch interpretiert, was das Zeug hielt. Und ganz nebenbei zeigten die Berliner Jungs auch immer mal wieder, dass sie neben dem Glas blasen auch exzellent singen können. Viel zu schnell endete ein gigantisches Hörerlebnis mit besonderem Spaßfaktor, welches man sich nicht entgehen lassen sollte.
Weiter geht es im Rahmen der SWD.KOMMedy.Abende mit dem Gastspiel von Christoph Brüske und seinem Kabarettprogramm „Willkommen in der Rettungsgasse“ am Montag, 8. November um 20 Uhr im Haus der Stadt.