Düren : Baubeginn für die Öko-Siedlung Prympark
Düren Der Bau eines eigenen Hauses ist für Dirk Murmann keine Option. Der ganze Prozess sei zu aufwendig, Murmann würde sich auch überfordert fühlen. Dennoch will er, dass seine Kinder — fünf und zwei Jahre alt — miterleben, wie ihr Zuhause entsteht. „Deswegen haben meine Frau und ich uns für das Prympark-Projekt entschieden.
Zumal man für gleiche Projekte in Köln auf die Warteliste muss“, erzählt der Noch-Kerpener. Das neue Zuhause, das er meint, ist in etwa zwei Jahren fertig. Die ersten Tiefbauarbeiten an der Zülpicher Straße sind im Gange — dort entsteht die „Cohousing“-Siedlung Prympark.
„Cohousing“ steht für ein Wohngebiet, das Privatpersonen in einzelnen Baugruppen mit ökologischem Fokus entwickeln, und das von einer intensiven Nachbarschaft mit viel Gemeinschaftseigentum wie einem Dorfplatz geprägt ist. Seit 2014 werden die Pläne konkret ausgearbeitet, das 30.000 Quadratmeter große Grundstück mit zwei Dritteln Bauland verpachtet die Evangelische Gemeinde.
Pastor Stephan Schmidtlein gehört zu einer Baugruppe, die vier Wohneinheiten verpachtet und noch eine im Angebot hat. Er hat die Entstehung der im Kreis Düren einzigartigen Siedlung von Beginn an miterlebt. Eine Zeit mit vielen Treffen und Diskussionen, denn was und wie letztlich gebaut wird, entscheidet die Gruppe. „Jeder bringt ein anderes Temperament mit. Es war immer hart, Entscheidungen zu treffen und Geld in die Hand zu nehmen, weil ja nie sicher war, ob es sich lohnt“, erzählt Schmidtlein.
Lisa Palm, Sozialarbeiterin aus Kreuzau, gehört auch zu einer Baugruppe. Sie sagt, dass die neue Siedlung ein „spannendes und lohnendes“ Projekt für Düren sei. „Gemeinsam haben wir viele Möglichkeiten, unsere Siedlung zu gestalten. Zu uns kommt eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen“. Denn immer im Fokus: der ökologische Kontext. So haben die Baugruppen eine Energiegenossenschaft beauftragt, ein Konzept zu erstellen, mit dem die Siedlung sich über Photovoltaikanlagen auf dem erhöhten Teil des Geländes und einen Wärmespeicher im unteren Teil selbst versorgt.
Schritte wie diese machen das Projekt anfangs teurer als herkömmliche Wohnsiedlungen, erklärt Stephan Schmidtlein, aber die Investition zahle sich schnell aus. Und: „In absehbarer Zeit könnten wir eine eigene Energiegenossenschaft in Angriff nehmen, an der sich auch andere Dürener insbesondere in der Nachbarschaft beteiligen können“, sagt Schmidtlein.
Unter die Kategorie „naturnahes Leben“ fallen zum Beispiel Gemeinschaftsgärten und Teiche, über die gespeichertes Regenwasser unter anderem für die Klospülungen genutzt werden soll. Die kleine Baugruppe plant ihre Häuser zudem mit bewachsenen Gründächern. Das entlastet die Kanalisation, weil diese Dächer Regenwasser speichern beziehungsweise verdunsten lassen. Mit seinem Konzept hat das Prympark-Projekt Anfang des Jahres vom Land den Titel „Klimaschutz-Siedlung“ erhalten — nach der Siedlung in Norddüren an der Alten Jülicher Straße (56 Wohneinheiten, Baubeginn 2017) die zweite im Kreis Düren. In NRW gibt es insgesamt 100.
Abgesehen von der Ökologie steht die enge Nachbarschaft im Mittelpunkt, erklärt Koordinatorin Ursula Enderichs-Holzapfel von der Kirchengemeinde: „Jeder soll seine Stärken da einbringen, wo er kann.“ Für Bauleiter Rainer Schmitz ist es das erste Projekt dieser Art, das er beruflich betreut. Er kennt sich jedoch privat damit aus: Sein Familienkreis hat sich in Linz am Rhein eine Öko-Siedlung geschaffen.
Dirk Murmann freut sich darauf, dass gerade seine Kinder im Prympark täglich noch andere Bezugspersonen haben werden. Er bezieht sich damit auf das afrikanische Sprichwort: „Für die Erziehung braucht man ein ganzes Dorf.“
Ansprechpartnerin bei der Prympark-Quartiersgesellschaft ist Ursula Enderichs-Holzapfel: 02421/698-3342.