Nutrias in der Region : An Flüssen sind Biberratten schädlich, in der Küche werden sie immer beliebter
Region Nutrias bereiten dem Wasserverband Eifel-Rur an den Uferböschungen Probleme. Das Nager-Fleisch kann man essen. Ist Gulasch eine Lösung?
Ob Nutrias, auch Biberratten oder Sumpfbiber genannt, schöne Tiere sind, liegt wohl im Auge des Betrachters. Sie sehen ein bisschen aus wie Biber – und leben ebenfalls am Wasser.
Und im Blickpunkt des Wasserverbandes Eifel-Rur sind sie dort vor allem, weil sie ihre Baue und Kanäle in Uferböschungen und Dammkörper hineingraben. Gerade die Bereiche, die bei Hochwasser oder starker Wasserführung für Stabilität sorgen sollen, werden dadurch geschwächt. Aus Sicht des Wasserverbandes sind die Nutrias, die eigentlich in Amerika beheimatet sind, also ein Problem.
Doch es gibt auch noch eine ganz andere Sicht: Die eines Kochs. Denn in manchen Restaurants, zum Beispiel in Essen und Meerbusch, landen Nutrias als Frikadelle, Gulasch oder Braten längst auf den Tellern der Gäste.
Da läge es doch auf der Hand, das eine mit dem anderen zu verbinden. Denn der Wasserverband wehrt sich gegen die Nutrias. „Sie werden in Lebendfallen gefangenen und werden waidgerecht durch Erschießen getötet. Der Verband hat dazu Fachpersonal ausbilden lassen“, erklärt Pressesprecher Marcus Seiler.
In Pfanne und Kochtopf landen sie danach aber nicht. Und auch Planungen zur gastronomischen Verwendung gibt es beim WVER nicht – auch, weil ein Verkauf mit zu viel Aufwand verbunden wäre, etwa mit Blick auf eine Trichinenschau.
Aber was passiert dann mit den Biberratten? „Wir geben die toten Tiere zur Tierkörperbeseitigungsstelle des Kreises Düren, die sich in Linnich befindet und damit ortsnah zu unserem Bauhof, über den das Fangen und die Tötung erfolgt. Von dort werden die Tiere dann weiteren, industriellen Nutzungen zugeführt. So wird zum Beispiel das Fett genutzt“, erklärt Seiler weiter.
Kopfprämie in den Niederlanden
„Nutrias sind keine hier natürlich vorkommenden Tiere“, erklärt er. Sie wurden aus Süd- bzw. Nordamerika wegen der Pelzgewinnung, etwa für Pelzmäntel, eingeführt und in Zuchtanlagen gehalten. „Von dort gelangen Tieren natürlich auch Ausbrüche. Nach dem Einbruch des Pelzhandels mit Originalpelzen wurden sie einfach freigesetzt und sich selbst überlassen.“
An den Gewässerläufen habe dies zu einer rasanten Ausbreitung geführt, nicht nur in der Region, sondern in ganz NRW und darüber hinaus. „In den Niederlanden, die teilweise unter dem Meeresspiegel liegen und über viele Damm- und Deichanlagen verfügen und deswegen besonders sensibel sind, gibt es einen Bekämpfungs- und Ausrottungsauftrag mit Jagdpachten und Kopfprämien“, erklärt Seiler.
Wäre es denn dann nicht eine Möglichkeit, die Nutrias zu bejagen und in das Wildfleischportfolio aufzunehmen, das das Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde in Hürtgen verkauft?
„Nutriafleisch gehört bei uns nicht zum Verkaufssortiment unseres Hofladens, da wir in unserer Verwaltungsjagd im zentralen Hürtgenwald nicht auf Nutria jagen“, sagt Forstamtsleiter Robert Jansen. Nutrias kämen zwar im Jagdbezirk vor, würden dort aber keine Schäden verursachen. „Daher ist eine Reduktion der Population hier nicht notwendig“, erklärt Jansen weiter. Nutrias zählten nicht zu den „jagdbaren Wildarten“ und unterlägen damit auch nicht dem Jagdrecht. Sie dürften eben nur mit einer Ausnahmegenehmigung durch die Unteren Naturschutzbehörden der Kreise gejagt werden – also so, wie es der WVER an seinen Wasserläufen tut.
Im Regionalforstamt unterdessen bereitet man also die ganz normale neue Jagdsaison vor, um das Hauptsortiment an Wildfleisch im Hürtgener Verkauf weiterhin anbieten zu können – ohne Nutria.