Pax-Bank modernisiert : Zwei Milliarden Euro, Bank-Schalter überflüssig
Aachen Zwei Milliarden Euro Geschäftsvermögen stemmt die vergleichsweise kleine Pax-Bank in Aachen pro Jahr. Jetzt wird umgebaut. Wie macht sie das?
Die Umzugskartons täuschen. Es wird umgebaut. Die Pax-Bank bleibt in Aachen. Seit Juli 2022 läuft der Modernisierungsmarathon am Löhergraben 24. Bankschalter und Kassenraum weg, neue Büros in edler Holz-Optik rein. Auf 350 Quadratmetern im Erdgeschoss bleibt die Pax-Bank präsent, das Obergeschoss gibt man an das Fraunhofer-Institut ab.
Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Regionaldirektor Marcus Golsong halten die Stellung. „Natürlich bleiben wir am Standort Aachen, wir sind hier seit dem Jahr 1958 zu Hause, früher um die Ecke auf der Jakobstraße“, sagt der Vorstandsvorsitzende Klaus Schraudner. Er kommt aus der Zentrale in Köln. Insgesamt sieben Geschäftsstellen zählt die im Jahr 1917 gegründete Bank mit katholischen Wurzeln in Deutschland, 170 Angestellte, dazu eine Repräsentanz in Rom.
Doch Aachen ist besonders wertvoll: Rund zwei der insgesamt etwa zehn Milliarden Euro Kundengeschäftsvolumen zählen zu den etwa 4000 Kunden im Westzipfel. In erster Linie sind dies kirchlich geprägte Institutionen – wie die Caritas, Schulen, Krankenhäuser und Seniorenheime. Natürlich auch Privatpersonen, die in irgendeiner Form mit der Kirche verbunden sind, etwa als Angestellte des Bistums Aachen. Hinzu kommen die knapp 300 Pfarreien, die Aachen noch listet.
Das Bankgeschäft hat sich komplett gewandelt: „Früher sind die Küster hier mit dem Zwiebelporsche, also dem Einkaufswagen, zu uns gekommen und haben am Schalter kiloweise Hartgeld aus den Kollekten eingezahlt“, erinnert sich Golsong. Das übernehmen längst Werttransporter, wobei die Summen geringer ausfallen dürften als vor 20 oder 30 Jahren.
Generell gilt allerdings das Gegenteil. Die Pax-Bank legt Geschäft zu. „Das Wertpapiergeschäft wächst im dreistelligen Millionenbereich pro Jahr; auch gegen den Bundestrend. Wir sind sehr zufrieden mit der Ertragssituation, auch das Kreditgeschäft läuft mit erfreulich positiver Tendenz“, sagt der Vorstandschef.
Schraudner und Golsong verstehen die Flächenverkleinerung der Aachener Dependance als „positives Nachhaltigkeitsmerkmal“. Energie- und Pflegeaufwand sinken, das Beratungsangebot – auch persönlich – bleibt in zusätzlichen Büros.
Nach Köln umgezogen ist die Abteilung Auslandszahlungsverkehr. Das Privatkundengeschäft hat man strategisch neu ausgerichtet. Möglich sind Bar-Auszahlungen im Foyer der Aachener Pax-Bank über einen Automaten der Reisebank, der in den kommenden Tagen in Betrieb genommen wird. Auch spezielle Bargeldautomaten in Filialen der Aachener Bank stehen der Pax-Kundschaft zur Verfügung.
Ansonsten müssen die Kunden nicht zwingend auf das Online-Banking am heimischen Computer oder über das Smartphone zurückgreifen. „Wir haben ein zentrales Service-Team in Köln, das über Telefon erreichbar ist. Da kann jeder Pax-Bank-Kunde, jede Kundin, nahezu alle Dienstleistungen abrufen, die man früher am Bankschalter erledigte. Das ist extrem komfortabel und schnell, wird von unserer Kundschaft sehr gelobt“, erklärt Golsong. Sorgen in Kundenkreisen – wegen des Wegfalls der Kassenschalter – habe man dadurch leicht zerstreuen können. „Es geht um Geduld und Einfühlungsvermögen, unser Telefonteam macht das fantastisch“, lobt Schraudner.
Aktuell geht es bei der Pax-Bank sowieso um viel Holz: Innen schmückt jetzt eine Akustikwand aus Weißtanne den Flur, die Außenfenster sind aus Meranti-Holz, Schiebetüren und Glasrahmen aus Buche. Sogar der Linoleumboden wurde zu 97 Prozent aus erneuerbaren und natürlichen Rohstoffen gefertigt. „Nachhaltigkeit nehmen wir in den Fokus, auch bei unserer Wertpapierberatung, das ist unsere Spezialität“, sagt Schraudner. In wenigen Wochen soll der Umbau abgeschlossen sein, dann werden auch die Kartons wieder ausgepackt, vor Ort in Aachen. Auszug ausgeschlossen.