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Kunstgeschichte(n): Zupackende Hände

Kunstgeschichte(n) : Zupackende Hände

Im KuKuK und in der Galerie Salto Art gibt es neue Kunst zu sehen: Fotoarbeiten von Günter Rangeard und Bilder von Christel Wermuth.

Auf den ersten Blick denkt man an Kostbarkeiten aus den Tiefen eines Fotoarchivs, das sich auf Dokumente zum handwerklich geprägten Leben der Menschen spezialisiert. Dann erst wird klar, dass hier unter dem Titel „Handwerk“ ein Meister des Fotohandwerks gegenwärtige Studien zeigt, die Bild für Bild ruhig und konzentriert ihre Geschichten erzählen und bereits in der Optik dem Thema antworten: Günter Rangeard (70) lebt in Ostbelgien und hat mit liebevoller Nähe regionales Handwerk erkundet. Seine Bilder tragen zwar den Schmelz der Vergangenheit, doch er holt seine Motive mit vorsichtigen technischen Finessen in die Gegenwart. „Ich arbeite natürlich digital“, versichert der erfahrene Fotograf schmunzelnd, wenn man ihn auf dieses besondere Flair anspricht.

Hier und da liegt ein Farbschimmer auf den Dingen. Was ein technischer Zufall war, entwickelt Rangeard für sich weiter. Ob Bäcker, der das Brot knetet, um es später in den Weidenkorb zu packen, der Hufschmied, der mit starker Hand zupackt, oder Arbeiter in einer kleinen Konservenfabrik: Stets ist der Blick Rangeards nah an den Menschen. Der Fotograf wird für kurze Zeit zum Teil ihres Umfeldes. Leichte Unschärfen entstehen durch Plexiglaswände, die schützend zwischen Kamera und Werkstoff stehen. Immer wieder ist es die starke, sensible, staubige und zupackende Hand des Menschen, die Rangeard fasziniert selbst bei den Pralinen, die schokoladig sortiert werden.

„Handwerk“, Fotoarbeiten von Günter Rangeard, bis 26. September im KuKuK (Kunst und Kultur in Köpfchen), ehemaliges deutsches Zollhaus, Eupener Straße 420, 52076 Aachen zu Öffnungszeiten des Cafés, donnerstags von 13-18 Uhr, freitags und samstags 13-18 Uhr, sonntags 11-18. www.kukukandergrenze.eu.

Christel Wermuth zeigt Malereien aus den vergangenen zehn Jahren.
Christel Wermuth zeigt Malereien aus den vergangenen zehn Jahren. Foto: dmp Press/Ralf Roeger

Christel Wermuth (69) sucht in ihren Acryl-Bildern, die sie noch bis zum 12. September in der Galerie Salto Art (Am Lavenstein) zeigt, Dimensionen, in denen ihre Gedanken und Träume eine Heimat finden. Lange Jahre hat die aus dem Münsterland stammende Künstlerin mit Kindern gearbeitet und gemalt, dabei aber innere Ruhe stets im Rückzug auf die eigene Kunst gefunden. Was sie zeigt, sammelt sie unter dem Motto „authentic movement“, ein Begriff aus dem Yoga, der mit der Suche nach dem inneren Ich zu tun hat. „Wenn ich die Angst vor der leeren, weißen Leinwand überwunden habe, beginnt die Entwicklung eines Bildes“, sagt sie zurückhaltend. Naturmotive – hier eine Frucht, dort eine Lotusblüte, Ranken verbinden sich zu einer Botschaft. Alles bleibt leicht und luftig. Als sie sich mit dem Capitulare de Villis, einer Urkunde Karls des Großen aus dem Jahr 812, beschäftigte, die als Landgüterverordnung unter anderem den Anbau bestimmter Kräuter vorschrieb, fand sie zu neuen Tiefen. „Pflanzen, die heilen und nützlich sind, die aber zugleich große symbolische Bedeutung haben, das hat mich fasziniert“, sagt sie. Sie selbst trägt im Namen ein wirksames und seit der Antike bekanntes Kraut, den Wermut. Was sie in Aachen zeigt, sind Bilder aus zehn Jahren.

„authentic movement“, Bilder von Christel Wermuth, Galerie Salto Art, Am Lavenstein 4, 52064 Aachen, Öffnungszeiten bis 12. September dienstags bis freitags 11-18 Uhr.