Neues Programm nach Corona-Pause : Zirkus Configurani lässt nicht nur die Jonglierbälle wieder fliegen
Aachen Fliegende Diabolos und Keulen, atemberaubende Luftakrobatik und leuchtende Bälle. Die jungen Artistinnen und Artisten der Viktoriaschule haben nach der Coronapause viel zu bieten.
Endlich: Nach zwei Jahren Corona-Pause steht der Schülerzirkus Configurani wieder auf der Bühne. Am Wochenende zeigten die jungen Artistinnen und Artisten mit gleich drei Aufführungen ihr neues Programm „Zwischen Tür und Angel“ in der Viktoriaschule in Aachen.
Das neue Stück begeisterte mit viel Jonglage, Witz und Akrobatik. Zur Handlung: Während der Hippie Valentin-Janosch sein neues Zimmer in der Figuranostraße 161 bezieht und die zerstrittene Hausgemeinschaft zu versöhnen versucht, ist dem Hausbesitzer das etwas wacklige Objekt ein Dorn im Auge, sodass es einem teuren Neubauprojekt weichen soll. Gespielt wird eine spannende Geschichte, in der die akrobatischen Nummern stimmig eingebettet sind. Dabei flogen Diabolos, Bälle und Keulen durch die Luft, aus Menschen wurden lebende Mauern errichtet, und Sternschnuppen wanden sich in schwindelerregender Höhe am Trapez.
Florian Lange beeindruckte mit seiner Solo-Balljonglage. Lässig jonglierte der 15-Jährige mit bis zu sieben Bällen im Takt der Musik. Durch anspruchsvolle Tricks änderte der Viktoriaschüler das Jonglage-Muster, dafür trainierte er durchschnittlich etwa eine Stunde pro Tag.
Während Florian erst kürzlich mit dem Eintritt in die Oberstufe zu den großen Configuranis wechselte, hieß es für Nele Hochkirchen und Simon Herholz mit den drei Auftritten auch gleichzeitig Abschied nehmen. Die beiden haben letztes Jahr ihr Abitur an der Viktoriaschule gemacht. „Wir wollen den Auftritt erleben und mental abschließen“, meinte die junge Artistin. Wie für alle Configuranis ist der Zirkus auch für die beiden ein essentieller Bestandteil der Schulzeit gewesen. „Deswegen kann man nicht mit der Schule abschließen, ohne mit dem Zirkus abgeschlossen zu haben“, so Nele.
Beim Schülerzirkus an der Viktoriaschule lernt man jedoch nicht nur jonglieren. „Man lernt viel mehr als man denkt“, berichtete die 18-Jährige. Dazu gehörten neben den artistischen Fähigkeiten das Miteinander, die Kompetenz, anderen etwas beizubringen, Teamgefühl und Improvisation. „Und mit wenig Schlaf überleben“, fügte Nele lachend hinzu, denn während der Vorbereitung wurde teils bis spät in die Nacht geprobt und gewerkelt. „Ich persönlich war die letzte Woche kurz vorm Nervenzusammenbruch. Wir mussten ständig alles umstellen, weil irgendwelche Leute in Quarantäne mussten“, sagte Nele.
Bereits vor drei Jahren hatten die großen Configuranis das Ziel, ein neues Programm zu erstellen. „Skript und Texte standen bereits, aber dann kam Corona“, berichtete Nele. Nach rund zwei Jahren wurde das aufwändige Bühnenbild übernommen, das Programm allerdings komplett neu aufgestellt, auch um es an aktuelle Themen anzupassen. Dialoge wurden geschrieben, Programmhefte und Flyer erstellt, Choreografien einstudiert und die Nummern geprobt. Dabei lässt Zirkusdirektor Krenne Aymans den jungen Artisten freien Lauf und steht ihnen nur beratend zur Seite. Und auch Licht und Ton regeln die Configuranis selber. So hat ein jeder allerhand zu tun, selbst wenn er oder sie nicht auf der Bühne steht.
Im Schauspieltraining wurden außerdem Sinnbilder für die jeweiligen Rollen entwickelt, wie zum Beispiel der Hippie mit seinen kunterbunten Klamotten und der Vorliebe für illegale Substanzen, oder der grummelige Hausmeister, der im Kern doch ganz nett ist.
Diese Rollen sind es, die mit ihren Dialogen die einzelnen Zirkusnummern verbinden und das Publikum zum Lachen bringen. „Daran lag uns besonders viel, denn obwohl das Stück mit dem Wettkampf zwischen Gentrifizierung und der bunten kulturellen Gesellschaft ein ernstes Thema behandelt, sollen die Leute natürlich Spaß haben“, sagte Nele. Und das hatten sie sichtlich und belohnten die Artisten mit stehenden Ovationen.