Historische Aachener Blätter digitalisiert : Zeitung von gestern gesichert für morgen
Aachen In einem aufwendigen Projekt sind historische Aachener Zeitungsblätter aus den Jahren 1811 bis 1944 digitalisiert worden. Das Ergebnis kann online kostenfrei eingesehen werden.
Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern – so sagt der Volksmund. Kaum etwas ist so spannend wie die Zeitungen aus den vergangenen Jahren, so kann man getrost entgegenhalten. Und je älter, desto spannender sind diese Zeugnisse des Tagesgeschehens, die irgendwann zu Quellen der historischen Forschung, der Sozial- und Familiengeschichte oder auch nur zum beliebten Objekt für Stöberer werden. Die Mitarbeiterschaft von Archiven und Bibliotheken weiß nur allzu gut um diesen Wert und das Interesse in der Bevölkerung. Da passt ein Projekt perfekt, das jetzt zu einem vorläufigen Abschluss gekommen ist: die Digitalisierung historischer Zeitungen Aachener Herkunft, mit als erste in NRW.
Ein Landesprogramm zur Digitalisierung historischer Zeitungen hat auf Initiative der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn und in enger Kooperation mit dem Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (AFZ) des Landschaftsverbandes Rheinland das Projekt angestoßen, in dessen Genuss zwei historische Aachener Zeitungen gekommen sind. Um es vorweg zu nehmen: Sie können ab sofort über ein neues Portal (http://zeitpunkt.NRW) von jedermann kostenfrei eingesehen werden.
Dienstag erfolgte die Rückgabe der Filmvorlagen, die digitalisiert wurden, an die Stadtbibliothek an der Couvenstraße. Sie lieferte die Vorlagen in Form von Mikroverfilmungen, die 1987/88 in Aachen von den Originalzeitungen angefertigt wurden. „Es ist wichtig, dass die Zeitungen als Original, als Film und jetzt als digitales Dokument erhalten bleiben“, erklärten Heike Bartel-Heuwinkel und Annika Fiestelmann. Sie gehören zum Reprografie-Team des AFZ beim Landschaftsverband. Bei jeder Nutzung würden die Dokumente – gerade die aus altem Papier – stark strapaziert. Zudem ist ab sofort die Nutzung der digitalisierten Zeitungen über den Rechner genauso nutzbar wie über das Mobilfon. Und das gilt für die wissenschaftliche Forschung genauso wie für rein private.
Erfasst wurden jetzt mit einem enormen Aufwand die historische Aachener Zeitung (nicht zu verwechseln mit der heutigen Aachener Zeitung) und das „Politische Tageblatt – Aachener Anzeiger“, in gewisser Weise Vorgänger der heutigen Aachener Nachrichten (siehe Zusatzbox). Diese Zeitung wird aus technischen Gründen im Herbst freigeschaltet. Als drittes Organ wurde auch das „Journal de la Roer“ digitalisiert.
Breite Zielgruppe
Die Zielgruppe ist breit gestreut. Nutzen können das neue kostenfreie Portal historische Forscher genauso wie Studierende, Familienforscher oder – wie Bibliotheksleiter Manfred Sawallich erklärte – gerne auch „Stöberer“.
Die Handhabe ist sehr leicht und übersichtlich. Über das Portal sind die Zeitungen der Jahre 1811 bis 1944 einzusehen, zu vergrößern und auszudrucken. Das Ziel: Irgendwann soll das gesamte Spektrum historischer Zeitungen der Bibliotheken und Archive NRWs digital erfasst und für die Allgemeinheit zugänglich sein. Bei allem technischen Fortschritt riet aber Sawallich genau wie Archivdirektor Dr. René Rohrkamp Forschern zu einem Besuch in Bibliothek oder Stadtarchiv, denn auch die beste Digitalisierung kann die ergänzende Beratung durch erfahrene Experten nicht ersetzen. Zudem gebe es ausführliche Verzeichnisse, die eine gezielte Suche erleichterten.