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„Nathan, der Weise“: Zeitlos, spannend, komisch und klug

„Nathan, der Weise“ : Zeitlos, spannend, komisch und klug

„Zeitlos, mit dem Fokus auf der Psychologie der Figuren und deren Konflikte inszenieren wir diesen Klassiker“, verrät Regisseur Roman Kohnle über die jüngste Produktion mit den Schülern der Theaterschule Aachen. Am Freitag, 20. März, feiert das Stück „Nathan, der Weise“ seine Premiere im Space des Ludwig Forums an der Jülicher Straße.

Derzeit laufen die Proben im Sitz der Schule im Kulturhaus Barockfabrik auf Hochtouren.

Warum die Figur des Nathan – gespielt von Tobias Lange – so aktuell ist, erklärt der Regisseur: „Der fehlgeleitete, desorientierte junge Mann, der Tempelherr (Johannes Schöneberger), der möglicherweise zum Judenhasser wird, oder sich in eine andere Richtung fanatisiert, ist eine der größten Gefahren unserer Zeit.“

Wichtig bei der Inszenierung war ihm zum Beispiel die Fragestellung, warum ein Jude und ein Moslem so einen Flegel trotzdem lieben können. „Es geht darum zu zeigen, was die Figuren antreibt. Warum sie sich gegenseitig verdächtigen, verbrüdern und wieder verraten“, betont Kohnle.

Das Publikum darf eine temporeiche Inszenierung erwarten. „Ich versuche das Tempo, das sich überstürzende Geschehen im Stück und damit die Not der Charaktere heraus zu arbeiten“, erklärt Kohnle. Für Schüler sei das Stück, das oft im Unterricht thematisiert wird, sehr lohnenswert. „Die ungewohnte Sprache und die Weitschweifigkeit Lessings ist für den jungen Leser und Zuschauer kaum entschlüsselbar, langweilig, ja unerträglich. Wenn die jungen Menschen unseres Ensembles sich diese Figuren und deren Kampf vornehmen, erlebt man, welche Kraft, wie viel Leidenschaft und Klugheit in diesem Text steckt“, betont der Regisseur.

Fanatismus und Zerrissenheit

Ein junger, fehlgeleiteter Antisemit rette ein jüdisches Mädchen aus einem brennenden Haus. Der Vater des Mädchens erkenne im Fanatismus des jungen Mannes eine innere Zerrissenheit, hinter der sich ein Geheimnis verbirgt. „Das ist die Ausgangssituation des Stücks. Es könnte auch der Plot eines Blockbusters sein, oder die Schlagzeile einer Tageszeitung. Es wird also keine Ritterrüstung oder andere historische Hinweise geben. Die sind nicht nötig. Das Stück ist zeitlos, spannend, komisch und klug“, betont Kohnle.

Lessings Plädoyer für religiöse Toleranz liest sich heute, in einer Zeit der reaktionären, fundamentalistischen Abgrenzung und des Terrors wie ein Märchen aus längst vergangener Zeit. Mit Menschenliebe, Vernunft und Witz fordert „Nathan, der Weise“ den interkulturellen Dialog zwischen Christentum, Islam und Judentum. Und damit sei das Stück so aktuell wie nie.

(red)