Kunstgeschichte(n) : Werke, die in den Raum hineinwachsen
Serie Aachen Die wilde Kunst der kolumbianischen Könnerin Raquel van Haver beherrscht den Raum der Galerie Artco und erzählt temperamentvoll von Menschen. Die Bilanz eines ganzen Jahres hat die Galerie 18:30 in eine abwechslungsreiche und spannende Schau gepackt.
Es ist eine Kunst, die dem Betrachter den Atem nimmt: kraftvoll, dynamisch, offensiv. In der Aachener Galerie Artco (Seilgraben 31) zeigt Dieter Jacobs bis zum 29. Januar 2022 eine Auswahl des Gesamtwerkes von Raquel van Haver, zum Teil auf Sackleinen gemalte Bilder in starker Strukturierung, bei denen sich quasi alles findet: Ölfarbe, Holzkohle, Harze, Haare, Papier, Teer und Asche.
Man spürt fast körperlich die Energie, die von der Kolumbianerin ausgeht, die Furchtlosigkeit, mit der sie sich in der Kunst bewegt. Sie packt diesen Schaffenswillen in extrem dichte, expressive Bilder, Großformate, beladen mit einer tiefen Liebe zur Heimat, zu den Menschen mit ihren mächtigen Arbeitshänden und ausdrucksvollen Gesichtern, zum wilden Grün, das oft über den Rahmen hinaus real aus dem Bild quillt.
1989 in Bogotá geboren, hat die Künstlerin, deren Werke in den Raum hineinwachsen, das Studium der Bildenden Kunst in Utrecht absolviert und wurde bereits mehrfach für ihr Schaffen ausgezeichnet. Sie ist ein Liebling der Museen. „Amo à la reina“, das Motto der Ausstellung, bedeutet „Ich liebe die Königin“ und ist eine Verbeugung vor den Frauen, denen die Künstlerin auf ihren Forschungsreisen begegnet, stets auf der Suche nach Identität und wahrem Leben. Dabei bewegen sie afrikanische, westliche, karibische und lateinamerikanische Kulturen gleichermaßen.
Raquel van Haver lebt in Amsterdam, umarmt aber mit ihrer Kunst die Menschen, die sie faszinieren, von denen sie eine archaische Inspiration erfährt. Sie bleibt in allem authentisch und gegenwartsbezogen, was auch eine Reihe von aufwendigen Drucken ihrer Fotocollagen zeigt, sowie kleinformatige Relief- Porträts, bei denen die abgebildeten Menschen fast aus dem Rahmen springen. Die Ausstellung ist ein Abenteuer und kann dienstags bis freitags von 12 bis 19 Uhr, samstags 12 bis 18 Uhr besucht werden. Info: www.artco-art.com, Telefon 0241/40126750.
Wo soll man da anfangen? „Best of“ hat Robert Mertens, Inhaber der Galerie Freitag 18:30 (Steinkaulstraße 11) seine Ausstellung zum Jahresende genannt. Bis zum 20. Januar verschmelzen hier Arbeiten aller Künstlerinnen und Künstler, die 2021 bei ihm ausgestellt wurden – 24 Menschen jeden Alters, die ihre jeweilige Weltsicht, ihre verschlüsselten Botschaften und offenen Fragen in Bildern und Objekten formuliert haben. „Es ist wichtig, all das zu zeigen, mit Gegensätzlichem zu spielen, Diskussionen auszulösen“, betont der Galerist, der im Parterre die abstrakten, im Obergeschoss die eher gegenständlichen Werke einander gegenüberstellt.
Da schwelgt man in Farben und Formen, in Verborgenem und Offensichtlichem, ist es spannend, darüber nachzudenken, wer was geschaffen hat. Mertens hat auf die Namen verzichtet, es gibt Nummern, die man dann auf der langen Liste von „B“ wie Sascha Berretz, bis „Z“ wie Gerlinde Zantis durcharbeiten darf. Sehr geschickt. Luftig gehängt und schön kombiniert, liefert die Galerie damit ihren ganz persönlichen Querschnitt zum künstlerischen Schaffen der Gegenwart, zu Techniken, wie der klassischen Ölmalerei oder Materialeinsätzen, bei denen Aluflächen mit der Flex bearbeitet wurden.
Der Winterwald des jungen Künstlers Michael Handt hängt dabei gleichberechtigt neben einer Buch-Textil-Schrauben-Komposition von François du Plessis. Geöffnet ist die Galerie freitags von 18.30 bis 21 Uhr, samstags von 14 bis 18.30 Uhr, montags bis donnerstags nach Absprache: Telefon 0241/43591040, E-Mail: mail@freitags1830.de, www.freitag1830.de.