Aachen setzt auf neue Technik : Wenn Bäume leiden, sollen Sensoren Alarm schlagen
Aachen Aachen will sich mit einer neuen Technik gegen Dürrezeiten wappnen und gleichzeitig Wasser sparen: Sensoren sollen künftig Daten fürs Bäumewässern liefern.
Mit modernster Technik will die Stadt Aachen ihre Bäume künftig durch trockene Hitzesommer bringen. So sollen ab kommendem Jahr erstmals Sensoren eingesetzt werden, die die Bodenfeuchte messen und automatisch Alarm schlagen, wenn der Baum Durst hat und bewässert werden muss.
Mehrere Städte experimentieren bereits mit solchen Feuchtigkeitssensoren, nun will Aachen auf Antrag der SPD gleichziehen. „Wir müssen uns bemühen, der klimatischen Veränderungen Herr zu werden“, sagt Julia Oidtmann, Sprecherin der SPD im Stadtbetriebs-Ausschuss, wo nun das neue Bewässerungskonzept vorgestellt wurde.
Spätestens seit dem Hitzesommer 2018 und den folgenden Dürreperioden sind die Sorgen um die Gesundheit der Bäume deutschlandweit und vor allem in den Städten groß. Auch der Aachener Stadtbetrieb hat sich gewappnet, um den rund 120.000 städtischen Bäumen im Trockenstress zu helfen. Nachdem in der Vergangenheit auch schon mal die Freiwilligen Feuerwehren beim Bäumewässern ausgeholfen haben, hat der Stadtbetrieb inzwischen drei Fahrzeuge mit speziellen Gießsystemen ausgestattet. Sie haben große Wassertanks an Bord und verfügen über einen Gießarm mit einer Reichweite von sieben Metern.
Bis nächstes Jahr sollen vier weitere solcher Fahrzeuge hinzukommen, denn der Bedarf wird nach allem, was absehbar ist, weiter steigen. Der Durst der Bäume ist vor allem in den ersten Jahren gewaltig. Der Stadtbetrieb geht heutzutage davon aus, dass jeder neu gepflanzte Baum in den ersten drei Standjahren jährlich auf 15 bis 20 Gießdurchgänge angewiesen ist. Bei jedem einzelnen Gießgang wird mit einer Wassermenge von 150 bis 200 Litern gerechnet.
Um die Wurzelausdehnung weiter zu fördern, Trockenschäden zu vermeiden und die Versorgung dauerhaft sicherzustellen, können je nach Witterung auch in den Standjahren vier und fünf viele weitere Gießgänge erforderlich sein. Und auch danach ist längst nicht mehr sicher, dass sich die Bäume selbst versorgen können. Vor allem an schwierigen Standorten könne sogar eine dauerhafte Gießpflege erforderlich sein, heißt es seitens des Stadtbetriebs. In Trockenjahren sollen die Gießfahrzeuge im Idealfall überall dorthin ausrücken, wo Bäume im Stress sind und ihnen eine „Permanententwelkung“ droht.
Um schnell zu erkennen, welche Bäume wann gepflanzt wurden und wie gewässert werden müssen, will der Stadtbetrieb künftig neugepflanzte Bäumen farblich kennzeichnen. Unterschiedliche Farben geben dann Auskunft über das jeweilige Pflanzjahr und sollen die Mitarbeitenden gezielt zu den bedürftigen Jungbäumen lotsen.
Nach dem dritten Standjahr wird die Sache jedoch kniffliger, weshalb die Stadt nun auf den Segen digitaler Sensortechnik setzen will. Sie sieht vor, mehrere spezielle Fühler im Boden einzulassen und die Feuchtigkeit im Umfeld der Wurzeln zu messen. Die Daten werden übertragen und ausgewertet und sind Grundlage für weitere Gießgänge.
Welches der vielen Systeme, die es inzwischen gibt, die Stadt einsetzen wird, soll im Laufe des Jahres entschieden werden. Dabei will sie auch auf das Wissen der Hochschulen zurückgreifen. Die ersten Sensoren sollen im nächsten Jahr an drei typischen Standorten eingesetzt werden: Fünf Bäume am Straßenrand, fünf Bäume in einer Parkanlage, fünf Bäume im Stadtkern.
Die Kosten für Software, Technik und Schulung werden für die ersten 15 Bäume auf rund 30.000 Euro geschätzt, die Sensoren sollen bis zu zehn Jahre lang verlässliche Daten liefern. In den Folgejahren könnten jährlich bis zu 20 Bäume mit weiteren Sensoren versehen werden, wobei die Stadt pro Baum Kosten von rund 1000 Euro einkalkuliert. Die Daten sollen später auch Ableitungen für vergleichbare Baumstandorte möglich machen. Auch eine Steuerung der Gießpflege für Staudenbeete sei denkbar.
So sollen sich die Messwerte für die Stadt in jeder Hinsicht auszahlen: Gestressten Bäumen kann frühzeitig geholfen werden, das Personal kann effizienter eingesetzt werden und nicht zuletzt kann auch die immer wertvoller werdende Ressource Wasser sparsamer eingesetzt werden.