Aachener Tafel : Weihnachtskisten auch in Corona-Zeiten
Aachen Am Coronavirus soll das Festmahl nicht scheitern: Die Aachener Tafel organisiert auch in diesem Jahr eine Weihnachtskisten-Aktion. Viele der bewährten und geschätzten Abläufe wird es diesmal aber nicht geben. Und auch manche treuen Helfer kommen nicht zum Einsatz – wegen Corona.
„In diesem Jahr ist alles anders“, sagt Jutta Schlockermann, Vorsitzende des Vereins Aachener Tafel. „Aber die gute Nachricht ist: Es gibt eine Weihnachtskisten-Aktion.“ Wer Menschen, die zum Leben kaum das Nötigste haben, eine Freude machen will, kann, wie in den Jahren zuvor, eine Kiste mit leckeren und haltbaren Lebensmitteln packen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Geld zu spenden für die Tafelaktion. „Mit diesem Geld kaufen wir dann Lebensmittel und packen Weihnachtskisten“, sagt Tafel-Chefin Jutta Schlockermann. Für sie steht fest: „Sicherheit muss diesmal an oberster Stelle stehen.“
Das Konzept und den geplanten Ablauf hat die Tafel-Chefin im Detail mit dem Gesundheitsamt der Städteregion abgesprochen. Dort habe es nicht nur grünes Licht gegeben, sondern auch ein ausdrückliches Lob dafür, dass der Verein sich überhaupt zutraue, solch eine Aktion unter Corona-Bedingungen auf die Beine zu stellen.
Auch die engagierte Frau weiß: „Es ist eine besondere Verantwortung, die wir dieses Jahr auf unseren Schultern haben.“ Aber längst haben treue Spender bei der Tafel angefragt, ob und wann sie denn ihre Weihnachtskiste abgeben könnten. „Da können wir den Aachenern doch nicht sagen, dass sie keine Weihnachtskiste packen sollen“, sagt Schlockermann.
Vor allem aber findet sie: „Auch in Corona-Zeiten muss es zu Weihnachten für jene etwas geben, die wenig haben. Weihnachten in Armut ist nicht schön. Da gehört etwas Wärme rein.“ Gleichwohl steht fest: Eine Aktion, bei der 1500 Leute und mehr durch den Ballsaal im Alten Kurhaus strömen, kann diesmal nicht stattfinden. Auch viele der Helfer, etwa aus den Schulen, kommen diesmal nicht zum Einsatz. In Coronavirus-Zeiten zu gefährlich.
Das Tafel-Team von der Clermontstraße hat mittlerweile viel Erfahrung damit, Menschen unter Pandemie-Bedingungen mit Lebensmitteln zu versorgen. Bereits eine Woche nach Schließung der Schulen im Frühjahr hatte die Tafel damit begonnen, bedürftige Senioren zu beliefern.
Mitte April waren mit Hilfe zahlreicher Unterstützer bereits 1000 Kisten mit Lebensmitteln verteilt. Im Mai habe man die Lebensmittelausgabe vor Ort wieder aufgenommen, sagt die Tafel-Chefin. Das Verfahren ist mittlerweile gut eingespielt. Für die Ausgabe gibt es Termine, damit nur wenige Kunden gleichzeitig kommen.
15 grüne Punkte auf dem Gehweg markieren den Sicherheitsabstand in der kurzen Wartechlange. Die Leute kommen zur Tür, nehmen sich eine fertig gepackte Tüte, werfen ihren Obolus in ein Eimerchen und gehen wieder. „Da fühlen sich auch ältere Menschen sicher“, weiß Schlockermann. „Wir geben an Werktagen fast 100 Tüten voller Lebensmittel raus“, beschreibt Schlockermann. „Und wir beliefern täglich fast 50 Haushalte.“ Vor allem Alte und Kranke bekommen ihre Waren weiterhin vor die Tür gestellt.
Und nach diesem Schema soll auch die Weihnachtskisten-Aktion ablaufen. Senioren, die bereits von der Tafel beliefert werden, erhalten in der Woche ab dem 14. Dezember ihre Weihnachtskiste. Für alle anderen Kunden gibt die Tafel ebenfalls ab dem 14. Dezember zu individuell festgelegten Terminen und mit reichlich Abstand die Kisten aus. Die Kunden rufen dafür ab dem 30. November im Büro der Tafel an und erhalten per Post eine Einladung mit allen Informationen.
So kann man spenden
Und das können die Aachener tun: Wer möchte, packt auch in diesem Jahr eine Weihnachtskiste. Alle Unterstützer sollten aber noch mehr als bisher darauf achten, dass keine verderblichen Waren oder Lebensmittel, die gekühlt werden müssen, in die Kiste wandern.
„Denn es kann sein, dass die Kisten auf dem Weg zu den Empfängern etwas länger gelagert werden“, warnt Schlockermann. Die Tafel wird im Depot, Talstraße 2, einen Lager- und Abgabeort einrichten. Spender können ihre Weihnachtskiste dort in der Woche vom 7. bis 11. Dezember jeweils in der Zeit von 11 bis 17 Uhr abgeben.
Wer selbst keine Kiste packen kann oder will, kann mit einer Geldspende einem Tafel-Kunden zu einem leckeren Weihnachtsessen verhelfen. „Schon in den vergangenen Jahren gab es ältere Spender, denen das Packen von Weihnachtskisten zu beschwerlich geworden war“, berichtet Schlockermann. „Das wird in diesem Jahr vielen so gehen, die vielleicht auch in Sorge um die eigene Gesundheit nicht oft das Haus verlassen.“
Von dem gespendeten Geld wird die Tafel im Einzelhandel Lebensmittel kaufen und Kisten packen. „Grundnahrungsmittel und etwas Leckeres“, sagt Schlockermann. „Wir wissen ja, was unsere Kunden sich wünschen.“ Eine „respektable Kiste“, überschlägt sie, gebe es für rund 40 Euro. „Aber jeder soll spenden, was er will und kann.“ Die ersten Geldzuwendungen sind übrigens schon eingegangen.
„Wir müssen bei der Aktion auf Sicht fahren“, bilanziert Schlockermann. „Aber wir haben ein Konzept, das zuversichtlich macht.“ Sie hofft, dass auch diesmal so viele Kisten zusammenkommen, dass die Notunterkünfte wieder versorgt werden können. Schließlich haben die Aachener ihre Tafel noch nie im Stich gelassen.