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Informationsveranstaltung: Warum Endometriose eine ernst zu nehmende Krankheit ist

Informationsveranstaltung : Warum Endometriose eine ernst zu nehmende Krankheit ist

An Endometriose erkrankt weltweit schätzungsweise jede zehnte Frau. Trotzdem wird die Krankheit immer noch sehr spät erkannt. Das Gleichstellungsbüro der Stadt Aachen setzt dagegen auf Aufklärung.

„Es ist kein Frauengedöns, sondern eine ernst zu nehmende Krankheit.“ Das machte Jochen Dieckert, Sektionsleiter Gynäkologische Endoskopie im Marienhospital Aachen, ganz deutlich klar, als er jetzt einem überwiegend jungen Publikum die Tücken und Probleme der Endometriose aufzeigte. Diese gewebsartigen Wucherungen im Unterleib können demnach höllische Schmerzen verursachen und bleiben dennoch oft unerkannt.

Dieckert wurde nach eigenen Worten im Studium auf die Endometriose aufmerksam. Heute entfernt er am Marienhospital operativ Zysten und fremdes Gewebe, das sich in und an der Gebärmutter, den Eierstöcken, dem Bauchfell und anderen Organen festsetzt und dort wuchert.

Für die betroffenen Frauen beginnt demnach mit der Pubertät eine lange Leidensphase, die oft erst dann beendet werden kann, wenn der Arzt die Endometriose erkennt und sie dann anschließend auch richtig behandelt. Laut Dieckert ist eine Operation in den meisten Fällen die einzig richtige Lösung. Dabei wird das Gewebe dann entfernt. Wichtig dabei: Die befallenen Organe und der Bauchraum müssen vollständig von den problematischen Wucherungen befreit werden. Sonst besteht die Gefahr eines erneuten Befalls.

Es waren vor allem junge Frauen, die der Einladung des Gleichstellungsbüros der Stadt Aachen gefolgt waren, um sich über diese oft doch noch unbekannte Krankheit auszutauschen. Solche Themen werden nach Meinung von Loni Finken, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, allzu oft nur hinter vorgehaltener Hand besprochen. Umso wichtiger sei es, sie im Rahmen einer Reihe wie „Gender und Medizin“ an die Öffentlichkeit zu bringen. Dieckert stimmt ihr zu und kategorisiert die Endometriose als eine der „Krankheiten, die Frauen betreffen und die nicht wirklich ernst genommen werden“. Umso dankbarer waren die jungen Frauen im Publikum, hier noch einmal in aller Ausführlichkeit zu hören, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Und offenbar mangelt es schon an einer ausreichenden Zahl an Ärzten, die sich überhaupt mit dem Thema befassen.

Dieckert widmet seine Aufmerksamkeit den immer noch nicht bis ins letzte Detail erforschten Wucherungen. Sie entstehen, weil während der Menstruation Blut und Gebärmutterschleimhaut über die Eileiter in den Bauchraum gelangen und dort dann in unterschiedlicher Form wuchern. Das verursacht Schmerzen und wird oft über Jahre als Menstruationsschmerz fehlinterpretiert. „Wenn Sie Schmerzen haben, die sie über Tage außer Gefecht setzen, sollten sie das ernst nehmen“, riet Dieckert seinen Zuhörerinnen. Und auch wenn es nicht leicht sei, eine Diagnose zu stellen, so sei eine Untersuchung in einem solchen Fall immer ratsam. Schließlich kann die Endometriose auch zur Unfruchtbarkeit führen.