Erdbeben in der Region : Vor 30 Jahren bebte in der Region die Erde
Aachen/Heinsberg Das Erdbeben am 13. April 1992 hat vor allem den Kreis Heinsberg getroffen, aber auch in Aachen waren die Erschütterungen zu spüren.
Es war laut dem Geologischen Dienst NRW das stärkste Beben in Mitteleuropa seit mehr als 200 Jahren: Am 13. April 1992 wurde das Grenzland von einem starken Erdbeben erschüttert. 5,5 Punkte erreichten die Erschütterungen auf der Richterskala. Das Epizentrum lag zwar im niederländischen Roermond, doch auch das Stadtgebiet Heinsberg und die Nachbargemeinden Gangelt und Waldfeucht wurden stark getroffen. Und auch in Aachen war das rund 15-sekündige Beben zunächst deutlich zu spüren und die Folgen bei beginnender Morgendämmerung dann auch zu sehen.
Knapp 2000 Notrufe gingen nach den Erdstößen um 3.20 Uhr bei Feuerwehr und Polizei in Aachen ein. 15 Menschen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Sie klagten über Herz- und Kreislaufbeschwerden, einige standen auch unter Schock, andere waren während des Bebens hingefallen und hatten sich Sturzverletzungen zugezogen.
Zudem mussten zwei Häuser – zumindest für einige Stunden – evakuiert werden: ein Wohnhaus in der Düppelstraße sowie der lange Turm in der Junkerstraße, den es schwer getroffen hatte. 80 Quadratmeter Fassade waren abgefallen und den Hang hinuntergerollt. Auch am Rathaus hatten sich an der Fassade und im Krönungssaal Steine gelockert. Der Aachener Dom hingegen hatte Glück: Lediglich einige Steine des Mosaiks hatten sich gelöst. Ansonsten bestimmten heruntergefallene Deckenteile, Risse in den Wänden, abgeknickte Kamine, ausgehebelte Fenster das Stadtbild.
Es war im Übrigen nicht das erste Mal, dass Erderschütterungen die Region heimsuchten. Zwischen 1755 und 1760 bebte die Erde insgesamt fünfmal. Vom bislang schwersten Erdbeben am 18. Februar 1756 waren hauptsächlich Aachen, Düren, Jülich, Schloss Nideggen und die damalige Klosterkirche in Wenau bei Langerwehe betroffen. Mehr als ein Jahrhundert später traf es am 24. Juni 1877 die Region Heinsberg. Beim Beben, das 100 Jahre später, am 18. Februar 1971, in verschiedenen Orten des deutsch-niederländischen Grenzgebietes registriert wurde, wurde zum Glück niemand verletzt. Die Dimension dieses Bebens wurde von den Bürgern, die am Abend zuvor Karneval gefeiert hatten, ohnehin nicht richtig wahrgenommen.
Vor 30 Jahren hingegen sah es anders aus. Gegen 3.20 Uhr wurde die Nachtruhe durch Erdschwankungen gestört. In einer Tiefe von 15 bis 25 Kilometern unter der Erde fanden Bewegungen statt. Innerhalb kürzester Zeit erreichten viele Notrufe die Polizei und den Rettungsdienst. Das Ausmaß der Personen- und vor allem Sachschäden stand in keinem Verhältnis zu den vorangegangenen Erschütterungen. Allein im Kreis Heinsberg, den es wesentlich härter getroffen hatte als Aachen, wurden 150 Häuser beschädigt. Bei einigen Gebäuden hatte die Wucht des Erdbebens solche Spuren hinterlassen, dass sie abgerissen werden mussten. In nicht wenigen Eigenheimen hatten sich Risse in den Wänden gebildet. Kamine waren aus ihren Fundamenten geraten. In Dächern entstandene Lücken zeugten von dem Ausmaß der Zerstörung.
Am stärksten war die Altstadt von Oberbruch heimgesucht worden. Die Straßen und Bürgersteige waren von Trümmern übersät. Zeitzeugen fühlten sich gar an die Bombennächte des letzten Weltkrieges erinnert. Nicht nur die Feuerwehren und der Technische Hilfsdienst, sondern auch die Bediensteten des Bauamtes der Stadt Heinsberg waren in ständigem Einsatz. Ihr Engagement wurde behindert durch die stürmische Witterung an diesem Apriltag.
Massive Schäden gab es auch an Gotteshäusern. 70 Kirchen wurden in der Diözese Aachen in Mitleidenschaft gezogen.
Im Anschluss an das Beben vor 30 Jahren wurde die Prävention in der Region verbessert. Die Anzahl der Messstationen des geologischen Dienstes in NRW wurde erhöht und die Datenleitung des Erdbebendienstes in Krefeld ausgebaut. Im Falle eines Bebens konnten nun Epizentrum und Stärke automatisch ermittelt werden und binnen kürzester Zeit sowohl das Innenministerium als auch die Landesleitstelle der Polizei informiert werden.
Die Geschichte der Erdbeben in der Region geht indes weiter. Kleine Beben in den Jahren 1996 und 2002 blieben allerdings ohne Personen- und Sachschäden. Ein solches Beben wie vor 30 Jahren blieb bislang aber glücklicherweise aus.