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Die Aachener Landtagskandidaten: Volt will auf Landesebene durchstarten

Die Aachener Landtagskandidaten : Volt will auf Landesebene durchstarten

Tobias Schindler tritt als Direktkandidat für Volt im Aachener Wahlkreis II an. Der 31-Jährige möchte euregionale Vernetzung und Gleichberechtigung vorantreiben.

Er selbst müsse nicht unbedingt in den Landtag einziehen, sagt er. „Es wäre aber super, wenn wir als Volt dabei sein werden.“ Wir als Volt – dieses Motto schreibt sich Tobias Schindler, Direktkandidat im Wahlkreis Aachen II, auf die Fahne. Mit seinem Listenplatz 23 ist ein Einzug in den Düsseldorfer Landtag eher aussichtslos. Doch die Fünf-Prozent-Hürde würde er mit seiner – noch recht jungen – Partei gerne meistern. 2017 gründet sich Volt aus einer europäischen Bewegung, seit Frühjahr 2018 gibt es das Aachener City-Team, kurze Zeit später wird Tobias Schindler Mitglied. „Die europäische Zusammenarbeit ist für uns sehr wichtig“, betont der 31-Jährige. Themen wie Klimawandel und Migration könnten am besten im Austausch mit den euregionalen Nachbarn, Niederlande und Belgien, wie auch als Teil der gesamten Europäischen Union angegangen werden. „Die Landespolitik ist oft nur auf NRW und Deutschland fokussiert“, bemängelt Schindler.

Der gebürtige Oberharzer ist 2010 zum Chemiestudium an der RWTH nach Aachen gekommen, hat hier promoviert und fühlt sich seitdem in der Region heimisch. Als Sachkundiger Bürger engagiert er sich im Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung. Im Dreiländereck sieht er großes Potenzial und Chancen für die Zukunft. „Die internationale Lage ist super“, meint er. Er weiß, wovon er spricht, denn er arbeitet in den Niederlanden bei einem Chemieunternehmen. Als Grenzpendler liegt ihm der Austausch mit den niederländischen Parteimitgliedern besonders am Herzen. „Wir können durch Vernetzung mehr profitieren“, so Schindler. Er würde sich gerne in Düsseldorf für eine Stärkung der euregionalen Zusammenarbeit einsetzen.

Daneben liegt ihm das Thema Gleichberechtigung besonders am Herzen. Auch aus persönlichem Anlass: Der 31-Jährige lebt mit seinem Partner in Aachen. Diskriminierung aufgrund seiner Homosexualität habe er glücklicherweise wenig erfahren. „Ich hatte Glück“, sagt Schindler: „Doch das hat nicht jeder. Deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass jede und jeder in unserer Gesellschaft akzeptiert wird.“ Zugewanderte und Menschen mit Behinderung bezieht er ebenso mit ein wie jene, die zur LGBTIQ-Community zählen – alle Menschen eben, ohne Ausnahme. Um mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu erzielen, befürwortet er Projekte und Initiativen an Schulen, die sich gegen Diskriminierung einsetzen und Raum für „Randgruppen“ schaffen.

Beim Stichwort „Schule“ äußert Tobias Schindler Kritik an der aktuellen Landesregierung. Er bemängelt zu wenig Kontinuität – sei es bei G8 und G9 wie auch im Umgang mit Corona. „Wir müssen langfristiger denken und unbürokratischer werden.“ Seiner Meinung nach könne Digitalisierung die Bürokratie vereinfachen. Jedoch nicht – wie so oft praktiziert – indem öffentliche Stellen ihre Formulare 1:1 online zur Verfügung stellen. Als Beispiel nennt er die Steuererklärung mit Elster. „In den Niederlanden gibt es stattdessen einen Online-Fragebogen, an dem man sich entlanghangelt“, erklärt er. „Einfacher und schneller.“ Auf diese Weise könne auch Inklusion besser gelingen, weil beispielsweise Sprachbarrieren abgebaut werden könnten.

Auch wenn die Chancen auf aktive Landespolitik für ihn persönlich nicht besonders gut stehen, bleibt er am Ball und betreibt bis zur Wahl am 15. Mai aktiv Wahlkampf: „Ich bin überzeugt von Volt“, sagt er. „Deshalb setze ich mich ein, uns und unsere Ideen bekannter zu machen.“ Dafür geht er auf die Straße, trifft Bürgerinnen und Bürger an Wahlständen, tritt in den Diskurs mit Organisationen und stellt sich den kritischen Fragen beim öffentlichen Wahlforum unserer Zeitung am 9. Mai.