Frankenberger Viertel : „Viktoria“ setzt zum Endspurt an
Aachen Das Großbauprojekt „Viktoria“ im Frankenberger Viertel nimmt deutliche Konturen an. Im Herbst nächsten Jahres soll es bezugsfertig sein.
Vor gut zwei Jahren, Mitte 2019, rückten die Großbagger an, um den markanten und nicht mehr genutzten „Glastempel“ des einstigen Glasherstellers Vegla (heute Saint-Gobain) an der Ecke Bismarckstraße und Viktoriaallee dem Erdboden gleichzumachen. Saint-Gobain war längst in der neuen Zentrale an der Krefelder Straße heimisch geworden.
Jetzt am Ende des Jahres zeigt das ambitionierte Großvorhaben mit dem Namen „Viktoria“ bereits sein neues Gesicht an der Front zur Viktoriaallee. Die Fassade der Geschossbauten (zwischen fünf und sechs Etagen) wird von großzügigen Balkonen geprägt. Den Eckbau zur Bismarckstraße krönt eine Penthouse-Wohnung.
Die technisch in einem Guss hergestellten Gebäude sind nach dem Willen der Planer im Straßenverlauf so unterteilt, dass der Betrachter den Eindruck verschiedener Liegenschaften bekommt. Die Front wird zudem unterbrochen von einer Parkhauszufahrt und einem Durchgang in den Hofbereich. An der Ecke zur Bismarckstraße wechselt dann die bis dahin gewählte Fassadenfarbe in ein mediterranes Blau. Im Erdgeschoss sollen ein großer Lebensmittel- und ein Drogeriemarkt angesiedelt werden.
Der Viktoria-Komplex wird geplant und ausgeführt von den Aachener Firmen Nesseler Projektidee und „nesseler bau gmbh“. Das Eigentum am Gelände ging 2019 an den Gelsenkirchener Wohnbaukonzern Vivawest über. Hubertus Neßeler, Geschäftsführer der Nesseler Projektidee und Schöpfer des Projekts, ist überzeugt, dass sich das äußere Erscheinungsbild des Bauvorhabens schon jetzt sehen lassen könne.
Doch Neßeler schränkt ein: „Das sieht bislang nur von außen fertig aus, wir sind noch mitten im Innenausbau, es ist noch alles im Entstehen.“ Er verweist auf die Front der Gebäude entlang der Bismarckstraße. „Da sind wir noch lange nicht so weit wie an der Viktoriaallee.“ Der Zeitplan werde allerdings eingehalten. Fertig sein soll das Megaprojekt mit seinen neun Mehrfamilienhäusern – darin mehr als 90 Wohnungen zwischen 44 und 163 Quadratmetern sowie 107 Appartements für Studierende – laut Neßeler im August bis September 2022.
Man wäre wohl bereits eher fertig geworden, wenn nicht auch das Bauprojekt im Frankenberger Viertel ein Opfer der Wasserfluten im Sommer geworden wäre. Was am Morgen nach den schrecklichen Ereignissen auf der Kreuzung Viktoriaallee/Bismarckstraße eher harmlos anmutete, hatte in der Nacht den gesamten Tiefgaragenbereich des Bauvorhabens mit dem Wasser des unterirdisch fließenden Beverbachs geflutet – und große Schäden an dem dort gelagerten Material verursacht.
Man habe die Materialien beinahe alle neu erwerben müssen. Das war nicht nur ein Kostenproblem, sondern auch eine logistische Herausforderung, blickt Neßeler zurück. An der jetzt seit zwei Jahren für das Baugeschehen gesperrten Spur der Viktoriaallee wird inzwischen fleißig gepflastert. Die Straße wird immer weniger benötigt, um Baumaterialien zu lagern. Immer öfter wagen sich bereits einzelne Fahrzeuge durch den noch abgesperrten Bereich, an dessen Einmündung zur Oppenhoffallee noch Arbeiten für die Regionetz fertiggestellt werden.
Der Oberbauleiter des Gesamtprojekts, Clemens Hartwig, ist guten Mutes: „Wir wollen dort bis Ende des Jahres fertig sein, dann können endlich wieder die Busse über die Viktoriaallee fahren.“ In der vergangenen Woche sei der letzte Baukran im hinteren Bereich der Bismarckstraße abmontiert worden, deutliches Zeichen für ein baldiges Ende der Arbeiten.
Doch vom „Rohbau bis zu den Malern in den Wohnungen“ sei momentan alles auf der Baustelle vertreten, schildert Hartwig die heiße Endphase des Bauvorhabens. Nach Fertigstellung sollen dort neben Wohnraum auch Gewerbeeinheiten für Arztpraxen bereitstehen, hinzu kommt ein Business Center mit rund 2000 Quadratmetern der Firma Regus. Für die Kleinen wird es eine fünfzügige Kita der AWO an der Ecke Bismarckstraße geben.
Den Parkdruck im Viertel soll das Vorhaben jedenfalls ein klein wenig mindern. Es sollen in der Tiefgarage 186 Stellplätze eingerichtet werden, die teilweise öffentlich angemietet werden können. Das Angebot wird durch 320 Fahrradstellplätze ergänzt.