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Verein "Zwischen uns" plant inklusives Wohnprojekt

Pilotprojekt in der Städteregion geplant : Eine Wohngemeinschaft für gelebte Inklusion

Vielleicht gelingt ja am Samstag der Durchbruch. Marita Holper und Birgit Hermanns-Spilles jedenfalls hoffen das sehr. Mit dem Verein „Zwischen uns“ möchten sie ein inklusives Wohnprojekt realisieren, das Studenten und Menschen mit Behinderungen unter einem Dach zusammenführt.

„So etwas gibt es bislang in der gesamten Städteregion nicht“, betonen sie. Und das soll sich ändern. Für Samstag lädt der Verein deshalb zu einem Informationsnachmittag ein, an dem die Planung vorgestellt und für die Idee geworben wird. Zwei ganz entscheidende Hürden müssen die Initiatoren auf dem Weg zur Realisierung nämlich noch überwinden: Sie benötigen ein geeignetes Grundstück und einen Investor.

In Köln ist man da deutlich weiter. Dort hat der Verein „Inklusiv Wohnen“ bereits 2017 ein Mehrfamilienhaus gebaut, in dem Studierende und Menschen mit Handicap in einer Gemeinschaft leben. „Das Projekt findet deutschlandweit Beachtung und hat mittlerweile mehrere Preise gewonnen“, berichtet Marita Holper. Und es soll auch für das Vorhaben von „Zwischen uns“ als Vorbild dienen, erklärt die stellvertretende Vorsitzende.

Herzstück des inklusiven Hauses sind zwei große Wohngemeinschaften, in denen je fünf Menschen mit Behinderung und vier Studierende leben. Letztere bringen sich als Alltagshelfer in die WG ein und wohnen im Gegenzug fast mietfrei. „Das ersetzt natürlich nicht die Unterstützung von professionellem Personal“, betont Birgit Hermanns-Spilles. Die soll es ebenso entsprechend der Bedürfnisse der Bewohner geben wie eine Nachtwache – finanziert vom Landschaftsverband und den Pflegekassen. „Das Haus würde es damit auch Menschen mit schweren Behinderungen und hohem Hilfebedarf ermöglichen, mitten in der Gesellschaft zu leben.“

 Birgit Hermanns-Spilles (l.) und Marita Holper wollen mit dem Aachener Verein „Zwischen uns“ neue Wege der Inklusion beschreiten.
Birgit Hermanns-Spilles (l.) und Marita Holper wollen mit dem Aachener Verein „Zwischen uns“ neue Wege der Inklusion beschreiten. Foto: dmp Press/Ralf Roeger

Neben den Wohngemeinschaften sind Wohnungen für Senioren und Alleinerziehende geplant. Ein Grundstück von mindestens 1000 Quadratmetern, bebaubar mit einer Wohnfläche ab 1200 Quadratmetern, ist dafür notwendig. Priorität bei der Suche hat Aachen. „Um unserem Anspruch gerecht werden zu können, bedarf es schon einer guten Infrastruktur“, argumentiert Marita Holper. Außerdem seien Studenten offener für ein solches Angebot, wenn es sich in der Nähe der Hochschulen befände. Erste Gespräche mit der Stadt Aachen sind laut Holper gut verlaufen. „Man hat uns ein inte­ressantes Grundstück in Aussicht gestellt“, berichtet sie. Noch aber ist alles unverbindlich. Und so streckt der Verein seine Fühler auch in andere Richtung aus – zum Beispiel zur Stadt Würselen, die ebenfalls ihr Interesse bekundet hat.

Davon kann mit Blick auf die Finanzierung noch keine Rede sein. Auffällig sei vor allem die Zurückhaltung der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, stellt Birgit Hermanns-Spilles erstaunt fest. Dabei müsse doch gerade sie der vorgesehene hohe Anteil an öffentlich gefördertem Wohnraum ansprechen.

Für das Kölner Projekt konnte derweil die GAG Immobilien AG als Investor gewonnen werden. Hauptaktionär mit über 88 Prozent ist die Stadt Köln, die auch das Grundstück zur Verfügung stellte.

Ob es für das Vorhaben von „Zwichen uns“ am Ende eine ähnliche Konstellation geben wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht können ja schon beim Informationsnachmittag die Weichen gestellt werden.

Anderenfalls wird die Suche mit Hochdruck fortgesetzt, kündigt Marita Holper an. „Denn wir sind von unserem Projekt überzeugt und fest entschlossen, dieses in naher Zukunft zu realisieren.“