1. Lokales
  2. Aachen

Inde-Begradigung: Umweltschützer befürchten Rückfall in 1960er Jahre

Inde-Begradigung : Umweltschützer befürchten Rückfall in 1960er Jahre

Nach der Strafanzeige des Nabu gegen den Wasserverband zeigt sich auch der Naturschutzverband BUND besorgt über „naturferne“ Umbauten an Flüssen und Bächen.

Im Zuge der Strafanzeige des Naturschutzbunds Nabu in Aachen gegen den Wasserverband Eifel-Rur (WVER) äußert sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Aachen-Land besorgt darüber, dass sich beim Wasserverband „alte Strukturen“ einschleichen könnten und Bäche wieder vermehrt in „steinerne Rinnen“ verwandelt werden. Es sei ein Problem, das ehrenamtlichen Naturschützern schon länger unter den Nägeln brennt, schreibt BUND-Vertreter Udo Thorwesten in einer Stellungnahme, deren Auslöser die heftig kritisierten Begradigungsarbeiten an der Inde in Kornelimünster sind.

Thorwesten erinnert daran, dass der Vorläufer des WVER in den 1960er Jahren maßgeblich an der Begradigung von Flüssen und deren naturfernen Ausbauten in Betonrinnen beteiligt gewesen war. Unter Wasserbauern herrschte damals noch der Gedanke vor, Hochwasser möglichst rasch abführen zu wollen. So habe es auch Pläne gegeben, die Wurm entlang der deutsch-niederländischen Grenze mit Steinschüttungen gradlinig auszubauen.

Inzwischen gebe es immer mehr Beispiele dafür, dass mit einem naturnahen Ausbau wesentlich mehr für den Hochwasserschutz erreicht werden könne. „Man muss dem Bach/dem Fluss an entscheidenden Stellen mehr Raum geben, zum Beispiel offene Auen, wo Hochwässer gefahrlos zurückgehalten werden und so die Hochwasserwelle gebrochen wird“, so Thorwesten. Dies sei nicht nur wirkungsvoll, sondern auch dauerhaft preiswerter.

Dass solche Erkenntnisse immer noch nicht überall umgesetzt werden, hat für Thorwesten einen einfachen Grund: „Alles muss auf kleinem Raum realisiert werden. Grunderwerb ist aufwändig, teuer und braucht seine Zeit.“

Hinzu komme, dass der WVER seine Planungen oftmals an externe Büros vergebe, sagt Thorwesten. „Seelenlose Computerprogramme berechnen den Abfluss, die Ausformung und die dauerhafte Struktursicherung von Sohle und Ufern. Je aufwändiger die planen, desto mehr verdienen sie.“ Geplant werde meist ohne Rücksicht auf die Natur. „Im üblichen wasserrechtlichen Verfahren werden die Planungen dann meist ohne große Alternativprüfung durchgewunken und abgesegnet.“

Thorwesten beklagt, dass in solchen Fällen nur die dauerhafte Sicherung des Bachbettes zähle. Unterbunden werde dadurch etwa die natürliche Sedimentverfrachtung, die für jedes Fließgewässer absolut wichtig sei, und auch das Mäandern mit typischen Uferabbrüchen und Sedimentablagerungen. Ökologisch notwendige Alt- und Totarme im Gewässer gehörten damit der Vergangenheit an. „Auch ins Fließgewässer gestürzte Bäume, die für die Tiere im Fluss wichtig sind, werden immer brachial aus dem empfindlichen Auenbereich herausgewuchtet“, so Thorwesten, „in einem naturnahen Fluss gehören die einfach dazu und bereichern die Ökologie.“ Es sei schade, dass zur Umsetzung der EU-Gewässer-Rahmenrichtlinie nunmehr die Gerichte bemüht werden müssen, heißt es in seiner Stellungnahme.

Wie berichtet, wirft der Nabu Aachen dem Wasserverband vor, im vergangenen Dezember im Bereich des Naturschutzgebiets Klauserwäldchen und in der Auen-Landschaft entlang der Inde schwere Schäden angerichtet und naturnahe Uferböschungen zerstört zu haben. Wegen mehrerer Rechtsbrüche hat der Nabu Strafanzeige erstattet und die Aufsichtsbehörden eingeschaltet. Wegen des laufenden Verfahrens will sich die Wasserverband zu den Vorwürfen derzeit nicht äußern.