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Trucker zeigen Herz für kranke Kinder

Benefizaktion : Trucker zeigen Herz für kranke Kinder

Einmal im Führerhaus eines Lasters Platz nehmen: Dieser Wunsch wurde jetzt dem zehnjährigen Joel im Rahmen einer Benefizaktion für kranke Kinder erfüllt.

Dass ihn an diesem Samstagmorgen etwas ganz Besonderes erwarten würde, ahnte Joel bereits. Seine Mutter Jessica Jansen hatte es immer wieder angedeutet. Doch als er um kurz vor zwölf Uhr die Tür öffnete und auf einen Sattelschlepper blickte, wirkte der schüchterne Junge dennoch überwältigt. Denn Lkw-Fahrer Sascha Esser und Wolfgang Schiffers, Leiter des Kraftfahrerkreises Düren-Aachen, waren gekommen, um allein mit ihm, Joel, eine Fahrt mit dem riesigen Lkw zu machen.

„Normalerweise zieht der Sattelschlepper mit fünf Achsen und 730 PS Anhänger bis zu 100 Tonnen Gewicht“, sagte Schiffers. Am vergangenen Samstag hingegen kutschierte er den zehnjährigen Joel durch die Gegend, der beim Einstieg noch etwas ungläubig schaute – vor allem, als er auf dem Fahrersitz Platz nehmen durfte und kurz vor der Abfahrt seine unten winkende Familie mit der gewaltigen Hupe grüßte.

Nur die wenigsten Kinder haben wohl die Gelegenheit, in einem solchen Schwertransporter zu sitzen. Dass er für Joel sogar vor die Haustür fährt, geht auf das Engagement seiner Mutter zurück. „Ich wollte meinem Sohn ein ganz besonderes Erlebnis schenken, weil er in den vergangenen Wochen und Monaten so viel durchmachen musste“, sagt die 42-Jährige.

Im Mai stellten Ärzte fest, dass Joel einen irreversiblen Herzfehler hat. Im kommenden Herbst wird er operiert und bekommt sogenannte Stents eingesetzt, die sein Herz unterstützen. Besonderen Belastungen, etwa beim Sport, wird er sein Herz dennoch sein Leben lang nicht aussetzen dürfen. „Früher oder später wird Joel wohl ein halbwegs normales Leben führen können“, ist seine Mutter überzeugt.

Dennoch sei die Diagnose ein Dämpfer gewesen, weil Joel bereits eine Entwicklungsstörung hat. Der Zehnjährige sei geistig etwa so weit entwickelt wie ein Siebeneinhalbjähriger. „Für mich war klar, dass ich meinem Sohn trotzdem alles ermöglichen möchte“, sagt Jansen. „Und weil er schon sehr lange davon träumt, wie sein Vater Lkw-Fahrer zu werden, habe ich Herrn Schiffers vom Kraftfahrerkreis gefragt, ob er meinem Sohn eine Fahrt ermöglichen kann.“

Schiffers, der immer wieder Benefizkonvois sowohl für Kinder als auch für Erwachsene organisiert, konnte tatsächlich helfen – und das schneller als gedacht: „Als Leiter des Kraftfahrerkreises habe ich auf Facebook den Wunsch des Jungen gepostet, und innerhalb weniger Minuten haben sich mehrere Lkw-Fahrer gemeldet, die mit Joel eine Spritztour unternehmen wollten“, sagt Schiffers. „Für uns Lkw-Fahrer ist das eine Ehre. Wir haben nicht nur das Steuer in der Hand, sondern auch ein Herz für Kinder.“

Es war Lkw-Fahrer Sascha Esser, der Joel und dessen Mutter schließlich bis nach Monschau und zurück kutschierte. Und das Ende des Abenteuers war die Fahrt noch nicht: „Die Firma ‚Schwertransporte Esser‘ hat uns eingeladen, sie nach der OP im Herbst einmal in der Zentrale zu besuchen“, sagt Jansen. „Mein Sohn freut sich jetzt schon riesig.“