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Aachener Weihnachtscircus: Trapezkünstler, Star-Pantomime und edles Varieté-Flair

Aachener Weihnachtscircus : Trapezkünstler, Star-Pantomime und edles Varieté-Flair

Der Weihnachtscircus auf dem Aachener Bendplatz schafft es, besinnliche Momente zu kreieren sowie das Publikum zum Lachen und Staunen zu bringen.

Menschen springen von den Sitzen und klatschen, lachen, schwenken Smartphone-Lämpchen: Die Premiere im blau-gelben Zelt auf dem Bendplatz ist ein voller Erfolg, der „Aachener Weihnachtscircus“ unter dem Motto „Lasst uns froh und munter sein“ trifft unter der Regie von Thomas Bruchhäuser ins Herz. Wer in die rot-grüne Zirkuswelt eintaucht, lässt für drei Stunden alle Sorgen draußen in der kalten Nacht. Drinnen ist es warm, die Weihnachtsbäume glänzen, es gibt Popcorn und Würstchen, Veganes und Gemüse.

In der Arena funkelt es weiter. Warmherzig verbindet Lisette Whitter die Showelemente. Sie ist eine Persönlichkeit, füllt mit ihrer grandiosen Gospelstimme das Zelt und prägt viele emotionale Momente – etwa beim Pas de deux von Avital und Jochen am Trapez, Grazie, Lebensfreude und Kraft in Vollendung. Ein Paar, das einander vertraut. Später wird Avital nochmals allein an den Strapaten die Schwerkraft überwinden. Das gelingt gleichfalls dem Duo Luna, zwei Artistinnen, die am Ring in luftiger Höhe ihre Körper miteinander verschmelzen lassen und sich wie Nixen in tiefer See bewegen.

Nach einer besinnlichen Eröffnung – Lisette Whitter und die flotten Ballett-Damen – sorgen Ryan und Anna Donnert für Herzklopfen. Mit Rollschuhen wirbeln sie auf dem Skating-Tisch herum. Ryan hält seine Partnerin nicht nur bei heftiger Akrobatik, er schafft es, die Rotationskräfte auszusteuern.

Licht- und Musikregie, die vielen fast unsichtbaren Techniker arbeiten sicher und perfekt. Bruchhäuser setzt auf einen Ablauf, der Raum für Poesie lässt – endlich dann: Nach einer spaßigen, Musik-Szene mit Oleg Panukalin, entfaltet Star-Komiker Andrej Jigalov das große Repertoire seiner pantomimischen Kunst. Da bewegt sich jeder Muskel, spielt er mit atemberaubender Schnelligkeit Karikaturen seines Umfeldes. Der kleine blasse Mann in der weiten Hose ist den Menschen nah, lacht mit ihnen, gönnt sich Schadenfreude. Und doch bekommt er den Wasserschwall ins Gesicht. Er ist der Psychologe unter den Komikern – es sind oft die Kinder, die zuerst lachen.

Sobald Marc Métral mit seinen Puppen und dem fein gebürsteten Hündchen Wendy die Arena betritt, verbreitet sich edles Varieté-Flair, ein Künstler mit Noblesse. Dann wieder fliegen die „Diabolos“ von Tony Frebourg, der sich grandios diabolisch inszeniert, hüpfen Johan Waltons Bälle fröhlich in den Koffer. Spätestens, als er mit verklebten Augen alles im Griff hat, ahnt man, dass die „geflüchteten“ Bälle zur Inszenierung gehören.

Ehrgeizig geht Maverik Niemen seine Balance auf wackeligen Rollen und Elementen an, ein Künstler, der sein Publikum sogar am Lampenfieber teilhaben lässt. Athletische Schönheit verkörpern Misha und Nastya aus der Ukraine – „Hand auf Hand“, kraftvoll, nah. Und wer sagt, dass man mit BMX-Rädern nicht tanzen kann? Die drei jungen Radler von „Tyred“ wagen Atemberaubendes auf der hohen Holzrampe – und haben Spaß daran.

Einen der Höhepunkte setzt Bruchhäuser an den Schluss. Vier Männer aus Kolumbien, zwei übereinander gespannte Seile, traumwandlerische Sicherheit ohne Absicherung, „Marin’s Double Wire“ bannt das Publikum. Es ist wagemutig, sich in höchster Höhe auf einen Stuhl zu setzen, der auf dem Seil ausbalanciert wird, zu springen oder den Kopfstand zu wagen. Artistik der Weltklasse.

Als Lisette Whitter im weißen Kleid mit Engelsflügeln dem wallenden Nebel entsteigt, kehren Poesie und Traum zurück ins Zelt und erfassen alle bei „Ave Maria und „Halleluja“. Damit das Finale nicht rührselig wird, kommt Jigalov erneut zum Einsatz – als knuffiges Engelchen im Nachthemd. Die Technik lässt ihn gut gesichert ein paar Runden fliegen, dann gibt es den verdienten Schlussapplaus für alle in einer abwechslungsreichen Inszenierung – und es schneit. Eine Printe von Sponsor Nobis versüßt den Heimweg.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Zauberhafte Weihnachtsshow auf dem Bendplatz