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Aachen: Träger: Gute OGS bleibt in der Städteregion Aachen Glückssache

Aachen : Träger: Gute OGS bleibt in der Städteregion Aachen Glückssache

Die Nachfrage nach Plätzen steigt und steigt. Die Ausstattung der Offenen Ganztagsschule aber sei immer weniger bedarfsgerecht, kritisieren die freien Träger der OGS in der Städteregion. In einer gemeinsamen Petition an die Kommunen fordern sie verbindliche Standards für die Offene Ganztagsschule, höhere Etats und einen gesetzlich festgelegten Auftrag für die OGS.

Die Städte und Gemeinden, so appellieren die Träger, sollen sich beim Land für einen Qualitätsausbau in der OGS starkmachen.

Wem die drei Forderungen der Träger jetzt sehr bekannt vorkommen, der hat völlig Recht. Vor ziemlich genau einem Jahr gab es unter dem Motto „Gute OGS darf keine Glückssache sein“ eine landesweite Kampagne der Freien Wohlfahrtspflege für mehr Qualität in der OGS. Auch damals lauteten die Forderungen: verbindliche Standards, mehr Geld und endlich ein OGS-Gesetz analog zum Kinderbildungsgesetz, das den Betrieb der Kindertagesstätten regelt.

Träger, Beschäftigte, Eltern und Kinder gingen im vergangenen Sommer gemeinsam auf die Straße. Passiert aber sei so gut wie nichts, kritisieren die Träger. „Unsere traurige Bilanz: Es hat sich nicht viel getan“, merkt Nathalie Schneider, Fachberaterin im Verein Betreute Schulen Aachen-Land, an.

Alle haben unterschrieben

Die gemeinsame Petition ist nun ein weiterer Versuch, sich beim Land Gehör zu verschaffen. Alle zehn OGS-Träger, die in der städteregionalen Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen sind, haben unterschrieben: der Aachener Verein Betreute Grundschule, der Verein Betreute Schulen Aachen-Land, Euro-Jugend, Förderverein OGS Zauberhut, Haus St, Josef, In Via Aachen, Kinder- und Jugendhilfe Driescher Hof, Kinderschutzbund Eschweiler, Pädagogisches Zentrum Aachen und Pfarre St. Josef Straß. Sie gestalten die Offene Ganztagsschule für rund 6500 Kinder in Stadt und Altkreis Aachen.

Und sie alle beklagen seit Jahren eine Unterfinanzierung der OGS. Zwar erhöht das Land seine Fördersätze zum kommenden Schuljahr einmalig um sechs Prozent. Das aber reiche bei weitem nicht, um den qualitativen Ausbau voranzubringen, heißt es in den Petition. Die Freie Wohlfahrtspflege hatte eine Anhebung der Landesmittel um knapp 50 Prozent gefordert.

Ohne gesetzlichen Rahmen hänge die Qualität des Nachmittagsangebots zudem häufig davon ab, was die jeweilige Kommune als freiwillige Leistung obendrauf packen könne, kritisieren die Träger. „Je nach Stadt sind die Rahmenbedingungen ganz unterschiedlich“, stellt Bruno Barth, Vorstand Betreute Schulen Aachen-Land, fest. Arme Städte, womöglich mit einem Nothaushalt, hätten überhaupt keinen Spielraum, ihren OGS-Trägern zusätzlich unter die Arme zu greifen. „Wir hoffen, dass die örtliche Politik unserer Forderung in Düsseldorf etwas mehr Gehör verschaffen kann“, sagt Mariethres Kaleß, Vorsitzende des Kinderschutzbunds Eschweiler.

Ein OGS-Gesetz würde den Trägern auch Planungssicherheit verschaffen, argumentiert Stefanie Koszucki, Geschäftsführerin des Aachener Vereins Betreute Grundschulen. „Bisher müssen die Träger jedes Jahr aufs Neue bei den Kommunen Mittel beantragen.“ Die Offene Ganztagsschule sei längst ein professionell gestaltetes Betreuungs- und Bildungsangebot. „Das kann man nicht wie ein Projekt führen. Wir brauchen ganz dringend ein System, bei dem sich die Träger auf die Finanzierung verlassen können“, betont Koszucki.

Ohne auskömmliche Finanzierung werde man Fachkräften womöglich Stunden kürzen müssen, befürchtet Karin Montermann (Pädagogisches Zentrum). Und damit werde die Offene Ganztagsschule als Arbeitsplatz immer unattraktiver. „Dabei ist der Markt jetzt schon leergefegt. Wir finden kaum noch Fachkräfte für die OGS.“

Verstärkt wollen die freien Träger auch das Gespräch mit den Eltern suchen. Denn letztlich, sagt Sandra Jansen, Kinder- und Jugendhilfe Driescher Hof, gehe es um die Qualität der informellen Bildung ihrer Kinder. NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer habe zwar vor einem Jahr den Ausbau des Offenen Ganztags versprochen. Diskutiert werde jetzt aber lediglich ein quantitativer Ausbau. „Eine Diskussion um einheitliche Qualitätsstandards hat auf Ebene der Landesregierung bislang nicht stattgefunden“, heißt es in der Petition. „Ungleiche Rahmenbedingungen aber führen zu ungleichen und ungerechten Bildungschancen“, warnen die Träger.