Besondere Vorstellung im Das Da Theater : Aus Hass soll Verständigung erwachsen
Aachen Für den Theaterleiter und die Chefdramaturgin des Das Da Theaters war klar: „Entweder können wir Mohammad-Ali Behboudi mit der kompletten Produktion ‚Ich werde nicht hassen‘ engagieren oder wir nehmen es nicht auf den Spielplan“, berichtet Tom Hirtz von seinem Besuch mit Maren Dupont im Theaterhaus Stuttgart, um sich das mehrfach preisgekrönte Monolog-Stück nach dem Buch „I shall not hate“ des palästinensischen Gynäkologen Dr. Izzeldin Abuelaish anzusehen. Am 17. Januar findet im Theater an der Liebigstraße die Premiere statt.
„Auch als Theatermacher, der bei solchen Besuchen normalerweise eine kritische Distanz zur Aufführung einnimmt, hat uns Behboudi sofort in die Geschichte hineingezogen. Man vergisst sofort, dass er nur der Darsteller ist.“
Es ist gelungen: Behboudi kommt für viele Vorstellungen nach Aachen ins Das Da Theater, um Abuelaishs Geschichte zu erzählen. Und die geht so: Abuelaish wächst in einer vielköpfigen armen Familie in Gaza auf. Mit viel Fleiß und auch ein bisschen Glück schafft er es zu einem Medizinstudium nach Kairo. Nach seinem Abschluss kehrt er zurück und arbeitete als erster palästinensischer Arzt in einem israelischen Krankenhaus. Er lernt beide Seiten des ewigen Konfliktes kennen. Im Gaza-Krieg 2008/2009 wird sein Wohnhaus in Gaza von israelischen Truppen bombardiert. Drei seiner Töchter und eine Nichte sterben. Seine Konsequenz: Voller Einsatz für eine Versöhnung der Palästinenser mit den Israelis. „Hass macht blind und führt zu irrationalem Denken und Verhalten“, schreibt er in seinem Buch.
Behboudi, 1984 aus politischen Gründen aus dem Iran emigriert, hat das aus dem Buch entstandene Stück „Ich werde nicht hassen“ zusammen mit Regisseur Ernst Konarek und Dramaturgin Silvia Armbruster entwickelt und spielt es seit viereinhalb Jahren in vielen deutschen Städten, aber auch im Iran oder in Norwegen. „Die Stärke des Stücks ist, dass es keine einseitige Sicht auf den Konflikt wirft. Abuelaish verurteilt jede Art von Terror“, meint der Schauspieler. „Weil es kein fiktiver Stoff ist, kann ich es auch nicht mit der sonst üblichen künstlerischen Distanz spielen. Das ist anstrengend, aber auch sehr befriedigend.“
Dieses vollkommene Eintauchen lässt den Zuschauer offensichtlich nicht unberührt. In Stuttgart ist „Ich werde nicht hassen“ immer noch regelmäßig ausverkauft.