Gastronomie : Dem Theaterpublikum schmeckt’s nicht
Aachen Der Generalintendant des Theaters Aachen, Michael Schmitz-Aufterbeck, beklagt eine schlechte Leistung des letzten Caterers. Es habe Beschwerden in jeder Hinsicht gehagelt. Eine neue Partnerschaft mit dem „Last Exit“ soll für höhere Qualität sorgen.
Kein Applaus, dafür umso mehr Kritik – das hört und sieht man gerade im Theater Aachen gar nicht gerne. Vor allem wenn es sich um den eigenen Gastronomen des Hauses, die Caterer der Berliner Dussmann-Gruppe, handelt. Abseits der Bühnen sollen sich an Theken und Tischen wenig schmeichelhafte Szenen abgespielt haben. „Vorsichtig formuliert, kann man sagen, dass der Caterer mit der Situation im Theater Aachen völlig überfordert war“, stellt Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck am Donnerstag fest. Nach kaum einem Jahr beendete man nun das Vertragsverhältnis. Mit Hilfe von Maria Poquett (Via Integration) und vor allem dem erfahrenen Gastronomie-Duo Marcus Loos und Peter Niedermayr („Last Exit“ und „Café Kittel“) wagt man nach dem kulinarischen Trauerspiel in mehreren Akten nun einen kompletten Neuanfang. Publikum und Belegschaft im Theater Aachen soll es endlich wieder schmecken.
„Die Kritik unseres Publikums am Caterer war sehr deutlich“, sagt Schmitz-Aufterbeck. „Es gab Beschwerden in jeder Hinsicht – zur mangelnden Qualität der Getränke, der Speisen und zum schlechten Service“, erläutert der Chef des Hauses. „Das gastronomische Angebot an der Theke rangierte deutlich unter dem Niveau eines Bahnhof-Kiosks“, sagt er. Statt handverlesener Gaumenfreuden gab es bescheidene Industrieware. „Die waren nicht einmal in der Lage, hier im Haus ihre Gläser zu spülen“, verdeutlicht Schmitz-Aufterbeck. Diese wurden dann zum „Großspülgang“ regelmäßig außer Haus gebracht – niemals habe sich der Facility-Management-Riese aus Berlin auf den individuellen Theaterbetrieb in Aachen einstellen können. Dussmann wollte sich dazu am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern. Wie konnte es zu der Misere kommen?
Vor rund einem Jahr sah sich der Musentempel am Theaterplatz gezwungen, die Verpachtung der gastronomischen Bereiche neu auszuschreiben. Damals hatte Poquett nach 14 Jahren ihren Gastronomie-Vertrag gekündigt. Sechs Arbeitsplätze fielen weg – für Menschen mit und ohne Behinderung aus den Reihen der Via Integration gGmbH. In den vier vorangegangenen Jahren war ein halbes Dutzend anderer Caterer im Theater gescheitert. Auf die jüngste Ausschreibung 2018 gab es nur zwei Bewerber – einer davon die Dussmann Gruppe.
„Die Bedingungen hier sind nicht einfach“, räumt der Generalintendant ein. „Vom Abend-Catering im Foyer für rund 800 Zuschauer bis zum Probenbetrieb bei zehn Gästen reicht die Bandbreite. Unser größtes Problemkind dabei ist die öffentlich nicht zugängliche Kantine im Hinterhaus, das ist ein defizitäres Geschäft“, sagt er. Weil dies trotz Subventionen nicht mehr wirtschaftlich war, hatte auch Poquett das Handtuch schmeißen müssen. Die Lage ist komplex. Weil die hintere Kantine und die vorderen Thekenbereiche im Foyer weit auseinanderliegen – und weil keiner der beiden Bereiche über eine voll funktionstüchtige Küche verfügt. „Uns fehlt eine entsprechende Abluftanlage. Früher haben wir hier Fritten gebrutzelt, das ist heute wie vieles andere auch verboten, völlig undenkbar.“ Und hier kommen nun wiederum Poquett, Loos und Niedermayr ins Spiel. Poquett übernimmt ab sofort wieder mit ihrem Team das Abend-Catering im Publikumsbetrieb. Das sind theoretisch bis zu 250 Vorstellungen im Großen Haus pro Jahr. Via Integration will zumindest bis zur Sommerpause einspringen. Loos und Niedermayr öffnen ab kommender Woche tagsüber – zunächst dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr – ihr neues „Last Exit Theater“.
„Dies ist einer der schönsten Orte und eine der schönsten Locations der Stadt“, schwärmt Loos. Aus seiner Küche kommen die Ideen. Die will der Gastronom, der die Theaterleute aus seiner Kneipe „Last Exit“ direkt gegenüber von der jungen „Mörgens“-Bühne an der Ecke Mörgens-/Hubertusstraße bestens kennt, ohnehin engagiert ausbauen. „Wir erweitern bis zum Spätsommer an unserem Stammsitz Gastroraum und Küche um rund 50 Quadratmeter Richtung Krakaustraße“, verrät er. Loos will unterdessen im Theater edle Pfälzer Weine, feinste Kaffeespezialitäten und simple, aber schmackhafte Speisen bieten. „Wir lassen dazu eigens eine neue Francesconi-Siebträgerkaffeemaschine in Italien maßanfertigen“, sagt der Wirt. Dazu serviert die „Last Exit“-Mannschaft hausgemachte Kuchen, Panini, Salate, Croissants und individuelle Tagessüppchen. „Besonders und bezahlbar soll es sein“, betont Loos.
Sobald die Außentemperaturen steigen, wollen die in der Aachener Kneipenszene populären Gastronomen auch den Theaterplatz bespielen. Erst an einigen Tischen unter den Säulen am Eingang – „und später vielleicht nach Absprache mit der Stadt auch auf dem Theaterplatz“, blickt er in die Zukunft. Loos und Schmitz-Aufterbeck wünschen sich, dass das in weiten Teilen beschädigte Mosaikpflaster des Theaterplatzes repariert und die Fläche belebt wird – bestenfalls (auto)verkehrsberuhigt Richtung Elisenbrunnen.
Das würde – da sind beide sicher – beim Theaterpublikum Extra-Applaus ernten.