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Aachen: Studieren auch im Rentenalter: 30 Jahre Seniorenstudium an der RWTH

Aachen : Studieren auch im Rentenalter: 30 Jahre Seniorenstudium an der RWTH

Seit vor 30 Jahren an der RWTH Aachen das Seniorenstudium möglich wurde, hat sich die Zahl der Studierenden in diesem Bereich vervierfacht. „Das ist absolute Spitze im Wachstum“, lobte der scheidende Rektor der Hochschule, Professor Ernst Schmachtenberg, beim Festakt im Super C.

Möglicherweise steigt er selbst bald in das Seniorenstudium ein, wenn er am 1. August seine Leitungsposition an seinen Nachfolger übergeben hat.

Denn: „Wichtig ist, dass die Wissenschaft bei den Herausforderungen der Digitalisierung den Dialog führt.“ Schmachtenberg will deshalb im Ruhestand eine Vorlesung zu Digitalisierung und künstlicher Intelligenz anbieten, mit der er besonders auch die 500 eingeschriebenen Seniorenstudenten ansprechen möchte. „Viele Senioren tun sich mit diesen Themen schwer. Angst müssen sie uns aber nicht machen. Es kommt darauf an, die Zukunft zu gestalten und die positiven Möglichkeiten zu nutzen.“

Die RWTH mit ihrem starken Schwerpunkt in technischen Fächern, flankiert von Geistes- und Sozialwissenschaften, die gemeinsam oftmals interdisziplinär miteinander arbeiteten, sei dafür ein hervorragender Ort, sagte Schmachtenberg.

Professor Max Kerner hatte vor 30 Jahren die Begrüßungsrede für die ersten Seniorenstudierenden gehalten und ließ es sich auch jetzt nicht nehmen, die Gasthörer im rentenfähigen Alter zu Weltoffenheit und Neugierde zu ermuntern. „Thomas Mann sagte 1943: ‚Es ist ein schreckliches Schauspiel, wenn das Irrationale populär wird.‘ Aber genau das passiert heute“, kritisierte er und hielt anschließend ein flammendes Plädoyer für Europa. „Aber es ist nie fertig. Wir müssen es gestalten!“

Dafür brauche es, wie Emmanuel Macron in seiner Rede vor RWTH-Studierenden gesagt habe, aufgeklärte Vernunft, liberale Toleranz und robuste Zivilität. „Ich wünsche Ihnen jene vertraute Fremdheit, mit der man sich auf neue Dinge einlassen kann.“