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Streetscooter Aachen: Geschäftsführer Jörg Sommer kündigt

Zu schnell expandiert? : Neuer Streetscooter-Chef gibt auf

Der Geschäftsführer des Aachener E-Mobil-Herstellers Streetscooter, Jörg Sommer, hat das Unternehmen verlassen. Das teilte der Mutterkonzern, die Deutsche Post AG, am Freitag mit. Nachfolger ist Markus Dörr, der bislang den Kundenservice und das Tagesgeschäft leitete.

Sommer war erst im April 2019 zu Streetscooter gekommen, als er Unternehmensgründer Achim Kampker als Geschäftsführer ablöste. Dass dieses Engagement nun nach nur zehn Monaten endet, ist eine Überraschung. Sommer und die Deutsche Post haben offenbar unterschiedliche Auffassungen von der Ausrichtung des Unternehmens.

In seinen zehn Monaten bei Streetscooter hatte Sommer die Ausrichtung des Automobilherstellers fast schon radikal geändert: Er expandierte, und das mit aller Macht, was die Deutsche Post in den Jahren zuvor noch abgelehnt hatte. Bereits im September hatte Sommer mitgeteilt, gemeinsam mit dem chinesischen Automobilhersteller Chery einen Streetscooter speziell für den chinesischen Markt entwickeln zu wollen. Und noch bevor die Expansion nach China richtig begann, nahm Streetscooter die USA ins Visier: Ab Frühjahr sollte die amerikanische Deutsche-Post-Tochter DHL-Express die in Aachen und Düren produzierten Streetscooter in zwei Städten testen.

 Jörg Sommer, Geschäftsführer des Aachener E-Mobil-Herstellers Streetscooter.
Jörg Sommer, Geschäftsführer des Aachener E-Mobil-Herstellers Streetscooter. Foto: imago images/photothek/Thomas Trutschel

Diese Expansionsprojekte stehen offenbar zur Disposition und sind sehr wahrscheinlich der Grund für Sommers unerwarteten Abgang. Konzernsprecher Dirk Klasen erklärte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, die Kooperation mit Chery sei „noch nicht vertraglich fixiert“. Die neue Unternehmensführung werde entscheiden, ob die Kooperation fortgeführt werden soll. Auch ob Streetscooter-Modell ab Frühjahr in den USA getesten werden, stehe nicht fest.

Fortgesetzt werden soll hingegen die Kooperation mit dem japanischen Paketzusteller Yamato. Den Vertrag hatte im Frühjahr 2019 noch Achim Kampker abgeschlossen, er sieht vor, dass 500 Streetscooter von Aachen nach Japan geliefert werden. Post-Sprecher Klasen sagte, die ersten Fahrzeuge seien bereits ausgeliefert worden. Eigentlich jedoch war vorgesehen, alle 500 Streetscooter bis Ende 2019 auszuliefern.

Arbeitsplätze sind offenbar weder in Aachen noch in Düren gefährdet. „Streetscooter bleibt eine wichtige Säule der Nachhaltigkeitsstrategie der Deutschen Post AG“, sagte Klasen.