Gemeinsames Chorkonzert : Diese Kinder leben und lieben Musik
Aachen „Stimm Wunder“ ist ein Konzert, zu dem sich am 8. Mai erstmals alle Chöre am Aachener Dom bei einer Veranstaltung treffen. Anlass ist das Jubiläum „50 Jahre Domsingschule“.
In der Aula der Domsingschule herrscht fröhliches Durcheinander. Es geht um eine Probe für das große Konzert, bei dem alle mitsingen werden. Dann setzt sich Domkapellmeister Berthold Botzet an den Flügel, Schulleiterin Irma Wüller und Dom-Kantor Marco Fühner kommen dazu. Die ersten Takte erklingen, und die kleinen Sängerinnen und Sänger stimmen spontan fehlerfrei und wohltönend ein „Kyrie eleison“ an, sie sind hochkonzentriert bei der Sache. „Stimm Wunder“ lautet das Motto eines außergewöhnlichen Konzertes am Sonntag, 8. Mai, 15 Uhr, im Aachener Dom, das im Rahmen des Jubiläums „50 Jahre Domsingschule“ stattfindet, was aufgrund der Corona-Problematik 2021 nicht möglich war.
Erstmals präsentieren sich dabei der Chor der Domsingschule, der Aachener Domchor und der Mädchenchor des Aachener Doms als unterscheidbare und doch gemeinschaftlich geprägte Ensembles. „Das war wirklich gut“, lobt Botzet die Kinder, die nun in ihre Klassen stürmen, und ist selbst ein bisschen erstaunt, dass die Akkorde so eine prompte Wirkung hatten. Obwohl – Irma Wüller weiß, warum das gelingt.
Die Kinder der Domsingschule lieben und leben Musik, die hier mehr ist, als das Singen von Tonleitern oder bestimmter Werke. „Morgens kommen alle in die Aula, und der Tag beginnt mit einem Lied“, verrät sie das Rezept, um gut gelaunt in die erste Schulstunde zu gehen. „Stimm Wunder“ ist ein Motto, das die engagierte Arbeit der Schulleiterin zusammen mit den Verantwortlichen für die Musik im Dom täglich begleitet. Rund 80 Kinder (drittes und viertes Schuljahr) singen im Chor der Domsingschule, 50 Kinder und Jugendliche im Alter bis 14 Jahre gehören zum Domchor, etwa 100 Mädchen bilden den 2011 gegründeten und inzwischen gut etablierten Mädchenchor am Aachener Dom, den Marco Fühner aufgebaut hat und leitet. Die Jüngsten treten am 8. Mai aufgrund der Zwangspause durch Corona zum ersten Mal öffentlich auf, ein wichtiges Ereignis.
„Es war uns allen wichtig, nicht nur einen Jungenchor, sondern auch einen eigenständigen Mädchenchor zu haben“, blickt Botzet auf die Entwicklung. „Das entspricht ja auch dem Bild der Schule, die längst Jungen und Mädchen unterrichtet.“ Bei der Musikliteratur für die Mädchen greift Fühner häufiger auf Werke für Frauenchöre zurück. „Es ist nicht leicht, aber wir finden immer etwas.“ Dabei sind Mädchenchöre in der Geschichte der Kirchenmusik keine Seltenheit, wie der Domkapellmeister weiß. „Da das liturgische Repertoire nicht so groß ist, haben wir häufiger die Möglichkeit, Kompositionsaufträge zu vergeben“, betont er. Beim Konzert, das ein Programm mit Werken vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart bietet, wird sogar eine von Domorganist Michael Hoppe komponierte Hymne durch den Mädchenchor uraufgeführt.
Singen in allen drei Chören tut Kindern und Erwachsenen gut. „Die Gemeinschaft bildet sich ganz selbstverständlich, alle Sinne werden entwickelt, früher wurde ja in den Familien viel mehr gesungen“, betont Irma Wüller. „Das gab Geborgenheit. Die Musik ist der rote Faden, der sich durch die Schulzeit zieht und später noch wirkt, wenn die Kinder längst groß sind.“
Alle sind sich einig: Begabt ist jedes Kind, Mitsingen geht immer. Botzet meint sogar im Blick auf den Titel des Konzertes („Stimm Wunder“) und nach Erfahrungen als Domkapellmeister: „Es ist tatsächlich ein Wunder, was Kinder leisten können, das lässt sich nicht rational erklären. Ab und zu muss man sich allerdings Tricks ausdenken, um schwierige Stellen zu bewältigen.“ Irma Wüller kennt das. „Manchmal erklärt man etwas, und es klappt einfach nicht. Am nächsten Tag gelingt es dann plötzlich doch!“ Inzwischen hat die Domsingschule auch Kinder aus der Ukraine aufgenommen. „Sie machen mit“, freut sich die Schulleiterin. „Musik verstehen alle.“
Tickets gibt es in der Dominformation, Johannes-Paul-II.-Straße 1, Telefon: 0241/47709145, Für Kinder im Alter bis zehn Jahre ist der Eintritt frei.