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Theaterszene: Stereotype Geschlechterrollen hinterfragen

Theaterszene : Stereotype Geschlechterrollen hinterfragen

Was passiert, wenn man die bekannten Geschlechterrollen umdreht? Autorin Maja Zade liefert mit ihrem neuen Bühnenstück „status quo“ verblüffende Erkentnisse.

Krankenbruder, Alphaweibchen und Empfangssekretär – beim Hören dieser Begriffe werden die meisten wohl erst einmal stutzig. Warum assoziieren wir manche Berufe, Aufgabenfelder oder Verhaltensweisen automatisch mit Männern, während es bei anderen wohl alles andere als normal wäre, wenn Männer sie ausführen oder aufzeigen würden? Autorin Maja Zade ist sich sicher: Es hängt mit den in der Gesellschaft verankerten Geschlechterverhältnissen und -rollen zusammen. Ihr erstes, gemeinsam mit Schauspielern entwickeltes Bühnenstück trägt den Titel „status quo“ und führt ein ebenso interessantes wie satirisches Gedankenexperiment durch: Was ist, wenn man die uns bekannten Geschlechterrollen einfach mal umdreht?

Die Ergebnisse und Effekte dieser Vorstellung können Theaterfreunde und Interessierte ab dem 5. März im Mörgens des Theaters Aachen erleben – dann steigt dort um 20 Uhr die Premiere von „status quo“. In dem Stück geht es vor allem um eines: Wer hat die Macht in der Gesellschaft? „Normalerweise werden in unserem Alltagsleben Männer mit Führungspositionen oder leitenden Aufgaben in Verbindung gebracht, während Frauen sich mit existenziellen Sorgen herumplagen. Unser neues Stück legt dieses Verhältnis schlicht und einfach frei und verdreht somit die Rolle von Mann und Frau“, erklärt Sylvia Sobottka, die das Stück inszeniert.

Florian eins, Florian zwei und Florian drei – dies sind die Namen der männlichen Protagonisten, alle gespielt von Tommy Wiesner. „Die drei Florians sind jedoch unterschiedliche Personen und sind allesamt auf Jobsuche – in einer von Frauen beherrschten Welt gestaltet sich dies jedoch schwierig“, erläutert Dramaturg Oliver Held die Haupthandlung. Während ein Florian sich um einen Ausbildungsplatz in einer Drogerie bewirbt und dabei schnell mit seiner Filialleiterin aneinandergerät, versucht es der zweite in einem Immobilienmaklerbüro, wobei er schnell erkennt, dass er es dort mit einem verschworenen Team aus Frauen zu tun bekommt.

Der dritte Florian spricht am Theater halbnackt klassische Monologe vor – ehe er sich versieht, geht er eine Affäre mit seiner Intendantin ein. „Gerade dadurch wird auch ein Aspekt des Tauschs der Geschlechterrollen deutlich: Männer sind auf einmal das Objekt der Begierde und werden sexualisiert, während Frauen die Führung übernehmen“, sagt Sylvia Sobottka.

Besonders speziell ist die Form des Stücks: Kleinere Szenen werden gegeneinander verschnitten, was bedeutet, dass der Handlungsort immer mal wieder wechselt und die Zuschauer so parallel Einblicke in die Situation aller drei Florians bekommen. „So wirkt es wie im Film“, findet Sobottka. Neben dem Aspekt des Beruflichen wird in „status quo“ auch auf das Private eingegangen. „Man sollte sich als Zuschauer vor Augen führen, was denn eigentlich typisch männliches und typisch weibliches Verhalten im Alltag ausmacht“, weist Sobottka auf einige vorherrschende, akzeptierte Verhaltensweisen der jeweiligen Geschlechter hin.

Als Beispiel nennt sie die stereotypische Art zu sitzen: Männer verschaffen sich beim Sitzen gerne Platz, Frauen gehen eher dazu über, die Beine zu überschlagen. Gerade beim Aufführen des Stückes geht es zudem auch darum, sich als Schauspieler in die Denkweisen des jeweils anderen Geschlechts hineinzuversetzen, um dies dann beim Spielen anzupassen. Keine einfache Aufgabe für das Ensemble um Tommy Wiesner, Luana Bellinghausen, Stefanie Rösner und Benedikt Voellmy.

Neben einer Menge Spaß sollte das Publikum im besten Fall eine Erkenntnis von dem Stück mit nach Hause nehmen: „Es ist vielleicht wichtig, diesen Aha-Moment, den das Stück durch den Tausch der Geschlechterrollen zu vermitteln versucht, wahrzunehmen und sich zu fragen, wie es eigentlich ist, die Macht nicht zu besitzen und sich unterordnen zu müssen“, so Oliver Held. Das hierarchische Denken zu hinterfragen, dies sei einer der Knackpunkte von „status quo“.

Nach der Premiere am 5. März gibt es im Mörgenstheater bis zum 25. April noch fünf weitere Möglichkeiten, das Stück zu sehen. Weitere Termine sind geplant, stehen aber noch nicht final fest. Der Eintritt beträgt 17,50 Euro, beziehungsweise 11,50 ermäßigt. Schüler und Studierende bezahlen einen Einheitspreis von sieben Euro.