Bilanz des Jobcenters : So wenig Langzeitarbeitslose und so viele Vermittlungen wie noch nie
Städteregion Noch liegen die endgültigen Zahlen nicht vor. Aber schon das vorläufige Ergebnis für 2018 lässt Jobcenter-Geschäftsführer Stefan Graaf strahlen und optimistisch ins Jahr 2019 blicken.
Team hat im vergangenen Jahr so viele arbeitslose Menschen wie noch nie in den Arbeitsmarkt integriert – knapp 9400 Frauen und Männer, was 24,4 Prozent all derer entspricht, die vom Jobcenter betreut wurden und überhaupt für eine Vermittlung infrage kamen. „Vor allem haben endlich auch langzeitarbeitslose Menschen profitiert“, freut sich der Jobcenter-Geschäftsführer.
Deren Zahl ist inzwischen auf einen Niedrigrekord gefallen – auf knapp unter 8000. „Aber darauf wollen wir uns nicht ausruhen“, sagt Graaf. Rekordverdächtig ist auch das Budget, das dem städteregionalen Jobcenter in diesem Jahr für Förderungen zur Verfügung steht: Knapp 41 Millionen Euro stellt der Bund zur Verfügung, gut zwölf Millionen Euro mehr als im abgelaufenen Jahr. Auch das stimmt Graaf optimistisch.
Auf drei Säulen ruht der Erfolg laut Graaf: Zum einen setzte das Jobcenter schon seit längerem darauf, Menschen in Qualifizierung und Ausbildung zu bringen. „Das ist meist ein längerer Weg, denn eine Ausbildung dauert zwei, drei Jahre. Aber es wirkt nachhaltig.“ Zum Zweiten versuchen seine Mitarbeiter, den Arbeitsmarkt tief zu durchdringen und offene Arbeitsstellen aufzuspüren, die der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter nicht gemeldet worden sind. Insbesondere sehen sie nach Helferstellen. „Das wird schwieriger, aber es gibt noch versteckte Nischen“, stellt Graaf fest. Zum Dritten nennt der Geschäftsführer die fünf Förderzentren – zwei in Aachen und je eines in Alsdorf, Eschweiler und der Eifel – mit ihrem individuellen Betreuungsansatz als wichtige Säule der Integration. „Wir sind ziemlich zufrieden mit den Ergebnissen der ersten sieben Monate.“ Deren Arbeit wird Interessierten übrigens seit Donnerstag in kurzen Videoclips auf der Homepage des Jobcenters vorgestellt.
„Motivation und Zuverlässigkeit“ der Schlüssel
Aber, sagt Stefan Graaf: „Es gibt kein anstrengungsloses Glück! Wir im Jobcenter müssen uns anstrengen, und das gilt auch für die Arbeitslosen. Wenn Motivation und Zuverlässigkeit hinzukommen, dann sind die Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt gut.“ Das lasse sich nicht zuletzt an der Zahl der in Arbeit integrierten Flüchtlinge ablesen. Mehr als 1000 Integrationen weist die vorläufige Statistik aus, 380 mehr als im Jahr zuvor. Rund 5150 erwerbsfähige Flüchtlinge werden vom Jobcenter betreut, die weitaus meisten (61 Prozent) stammen aus Syrien. Ihre Integration hänge vor allem davon ab, wie gut ihre Sprachkenntnisse sind und welchen Aufenthaltsstatus sie haben. „Dürfen sie drei, vier oder fünf Jahre bleiben, dann sind ihre Chancen gut.“
Mehr Optimismus sei auch mit Blick auf den Strukturwandel nach dem Ausstieg aus der Braunkohle angebracht, meint Graaf und verweist auf die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Städteregion. „Wir haben seit Jahren einen kontinuierlichen Zuwachs zu verzeichnen. Seit dem Jahr 2012 sind 21.000 Stellen hinzugekommen.“ Rund 214.000 sozialversichert Beschäftigte leben derzeit in der Städteregion. „Wir sollten bei der Debatte über den Strukturwandel nicht immer den Untergang des Abendlandes herbeireden, sondern auf diese Statistik gucken“, fordert Graaf.
Nach wie vor Sorge bereitet Stefan Graaf die Zahl der jungen Leute im Leistungsbezug. 1280 unter 25-Jährige betreut das Jobcenter, 96 Prozent von ihnen haben keine Berufsausbildung. „Da müssen wir ganz eng dran sein, wir dürfen keinen dieser jungen Menschen verlieren!“ Mangelnde berufliche Qualifikation ist laut Graaf ein großes Thema. Fast 11.000 der vom Jobcenter betreuten arbeitslosen Menschen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. „Das müssen wir in den nächsten Jahren konsequent angehen. Denn mit Blick auf den sich wandelnden Arbeitsmarkt wird es ohne Qualifikation immer schwieriger werden.“
Allen positiven Zahlen zum Trotz: Insgesamt sind immer noch rund 54.000 Menschen auf Leistungen des Jobcenters angewiesen, darunter rund 13.770 Kinder unter 15 Jahren. Dass viele Menschen trotz eines Jobs weiter auf staatliche Leistungen angewiesen sind, hat laut Graaf nicht nur mit geringen Löhnen oder mangelnden Qualifikationen, sondern viel auch mit steigenden Mieten, insbesondere in Aachen und einigen Nachbarkommunen, zu tun. „In Städten mit vielen Studierenden ist der Wohnungsmarkt eng, das bekommen auch unsere Münsteraner Kollegen zu spüren.“ Hinzu komme, dass viele ehedem Arbeitslose nur teilzeit arbeiten können, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder weil sie alleinerziehend sind.
Es gibt also noch viel zu tun, stellt Stefan Graaf fest. Mit dem Geld vom Bund und den Möglichkeiten, die das neue Teilhabechancengesetz (siehe Infobox) bietet, könne das Jobcenter einiges bewegen. „Wir sehen das positiv. Wir werden uns jedenfalls voll engagieren und alles Menschenmögliche möglich machen. Das kann ich versprechen.“