Fallada-Premiere im Grenzlandtheater : Die Probleme des „kleinen Mannes“ bleiben stets aktuell
Städteregion Aachen Im Grenzlandtheater hat das Stück „Kleiner Mann – was nun?“ nach Hans Falladas gleichnamigem Roman Premiere. Es hat viele Bezüge in die heutige Zeit.
„Kleiner Mann – was nun?“ von Hans Fallada spielt in der Krisenzeit von 1929 bis 1932 und ist auch in dieser Zeit geschrieben worden. Doch Johannes Pinnebergs Ansage an seine Zukünftige „Wir werden immer nach dem Geld krampfen müssen“ dürfte vielen auch heute vertraut vorkommen: Kaum bezahlbarer Wohnraum in den Städten, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Abstiegsangst der Mittelschicht – das alles ist heute ebenso real wie vor 90 Jahren.
Auch deshalb hat Anja Junski als kommissarische Intendantin des Grenzlandtheaters die Bühnenfassung des Romans von Susanne Schmelcher, entstanden 2014, auf den Spielplan gehoben: „Es hat krasse Parallelen.“ Am Dienstag, 18. Januar, feiert das Stück um 20 Uhr Premiere im Grenzlandtheater.
Johannes Pinneberg ist ein Buchhalter, gehört also zur neuen Klasse der Angestellten, die ein anderes Standesbewusstsein haben als die Arbeiter, sich besser kleiden als diese, von weißen Gardinen träumen und auch mal ins Kino wollen. Die aber ebenso verarmt sind wie das Proletariat. Er liebt Emma, von allen Lämmchen genannt, die aus einem Arbeiterhaushalt kommt, aber als Verkäuferin ebenfalls zu den Angestellten gehört. Sie heiraten, bekommen ein Kind und haben dem sie herabreißenden Strudel wenig mehr entgegenzusetzen als ihre Liebe. „Es geht nicht nur um Geld, sondern um Würde und ein Ziel im Leben“, erläuterte Regisseur Harald Demmer.
Pinneberg sei politisch eher orientierungslos, während Emma mit einem deutlich linken politischen Bewusstsein groß geworden sei. Fallada habe Pinneberg eher zart, zweifelnd und sich schnell zurückziehend gezeichnet, Emma sei dagegen forsch, mutig und motivierend, skizzierten Robin Meisner und Marie Bauer ihre Hauptrollen. „Aber sie brauchen sich gegenseitig, um irgendwie bestehen zu können. Sie versuchen, sich in Zärtlichkeit zu fangen“, so Bauer.
Ob sie das am Ende wirklich schaffen, bleibt offen. „Kleiner Mann – was nun?“ ist keine Romanze, in der die Liebenden allein wegen ihrer Liebe alle Unbill des Lebens überstehen. Es ist ein Sozialdrama mit Wechselduschen zwischen Verzweiflung und Mutschöpfen. „Alle Figuren des Stücks werden immer wieder auf den Boden der Tatsachen geworfen, aber sie versuchen auch immer wieder etwas, um sich selbst aus dem Dreck zu ziehen“, sagte Demmer. Und Bauer ergänzte: „Es wird klar: Alle haben es schwer und alle müssen da durch. Man ist mit seinen Herausforderungen nicht allein.“
Bauer, Meisner und – als Dritter im Bunde – Jonas Gruber kommen insgesamt auf knapp 20 Rollen. „In gut anderthalb Stunden Spielzeit haben wir zudem allerlei Ortswechsel, es wird immer voller auf der Bühne“, beschrieb Demmer seine Idee, wie er den Berliner Großstadttumult auf die Wohnzimmerbühne des Grenzlandtheaters holen kann (Bühne und Kostüme: Manfred Schneider).
Zu sehen ist das in Aachen täglich vom 18. Januar bis 17. Februar. Danach geht das Grenzlandtheater auf Tournee in die Städteregion. Karten gibt es an der Theaterkasse des Grenzlandtheaters, Telefon 4746111, oder per E-Mail an tickets@grenzlandtheater.de.