Sozialdemokraten suchen neue Doppelspitze : Wer ist fit für das Berliner Parkett?
Aachen Noch bis zum 25. Oktober können die Mitglieder der SPD darüber entscheiden, welches Duo in Zukunft an der Spitze der Partei stehen wird. Wir haben uns bei Aachener Vertretern der Sozialdemokraten umgehört, wen sie für die anspruchsvolle Aufgabe präferieren.
Seit wenigen Tagen haben die Sozialdemokraten die Möglichkeit, ihre neue Doppelspitze zu wählen. Das gilt auch für die aktuell 1451 Aachener Parteimitglieder. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.
Vorsitzender der Aachener SPD ist Mathias Dopatka. Er hat bereits abgestimmt. „Ich habe mich für Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans entschieden“, sagt er. Ausschlaggebend sei das Gesamtpaket gewesen. Esken sei anerkannte Digitalexpertin und kämpfe für Bürgerrechte. Norbert habe als Finanzminister bewiesen, wie man gerechte Steuerpolitik gestalten kann. „Alleine durch die Ankäufe der Steuer-CDs hat er über 7 Milliarden Euro von Steuerbetrügern für die Allgemeinheit zurückgeholt. Genau solch eine Vehemenz wünsche ich mir für Berlin!“, so Dopatka. An Aufgaben werde es nicht mangeln. Wichtiges Oberthema werde sein, die Partei klarer zu positionieren. „Die SPD muss klar erkennbar sein um die Herzen der Menschen zu erreichen“.
Michael Servos, Unternehmer aus Aachen, ist Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten im Aachener Stadtrat. „Ja, ich habe bereits abgestimmt“, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion. Seine Wahl fiel auf Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. „Ihre Hauptaufgabe wird es sein, das Profil der SPD als soziale Partei des Fortschritts wieder öffentlich kenntlich zu machen“, sagt Servos.
Auch der Aachener SPD-Landtagsabgeordnete Karl Schultheis hat sich bereits entschieden. Er befinde sich derzeit in Schottland und werde seinen Stimmzettel von dort aus auf den Weg bringen, verrät er der Redaktion. Auch er ist für das Duo Esken/Walter-Borjans. „Insbesondere weil ich Norbert Walter-Borjans aus guter Zusammenarbeit im Landtag kenne und weil die programmatischen Aussagen von Esken und Walter-Borjans meiner Positionierung in der SPD am nächsten sind“, erklärt Schultheis. Die neue Parteiführung müsse Vertrauen bei Mitgliedern und Bürgerinnen und Bürgern zurückgewinnen. Glaubwürdigkeit und Durchhaltevermögen seien gefragt. „Die SPD hat Erfahrung wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel im Interesse der Menschen zu bewältigen.“
Anders positioniert hat sich die Aachener Bundestagsabgeordnete Ulla Schmidt: „Ich habe mich für Klara Geywitz und Olaf Scholz entschieden, weil ich finde, dass sie strategisch gut aufgestellt sind und über die notwendige Erfahrung verfügen.“ Olaf Scholz habe in Hamburg bewiesen, dass man mit einer klaren sozialdemokratischen Politik stabile Mehrheiten gewinnen kann. „Wir haben oft genug erlebt, dass das Berliner Pflaster härter ist als auf der europäischen oder der Landesebene“, betont Schmidt. Es warten laut Schmidt große Herausforderungen. „Eine digitale Zukunft ohne soziale Absicherung gibt es für uns nicht. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“ Die neue Parteispitze müsse Antworten geben auf die zentrale Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die Wählerinnen und Wähler wieder zurückzugewinnen.
Nathalie Koentges ist Vorsitzende bei der SPD in Haaren/ Verlautenheide und Mitglied im Aachener Stadtrat. Sie sagt: „Meine Stimme ist an das Duo Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken gegangen.“ Für sie sei wichtig, dass es kein „Weiter so“ gibt, sondern „dass wir klare Positionen zu wirklich wichtigen Zukunftsfragen wie beispielsweise der Verteilungsgerechtigkeit finden und nach außen vertreten“.
Der Vorsitzende des Ortsvereins Laurensberg Abdullah Allaoui hat ebenfalls für Esken und Walter-Borjans abgestimmt. Esken sei Mutter von drei Kindern und stehe „voll im Leben. Außerdem hat sie sich das Thema Digitalisierung schon vor ihrer Karriere als Berufspolitikerin zu eigen gemacht“, so Allaoui. Sie habe auch Walter-Borjans zur Kandidatur bewogen, den er als NRW-Finanzminister schätzen gelernt habe. „Er hat Rückgrat gezeigt und kriminelle Großkonzerne in die Schranken gewiesen.“ Als wichtigste Aufgabe sieht Allaoui die Gestaltung des Kapitalismus, „dass Mensch und Natur an vorderster Stelle stehen“. Außerdem gelte es, zu beweisen, dass eine Doppelspitze keine Notlösung sei.
Noch nicht entschieden hat sich Daniela Jansen, stellvertretende Vorsitzende der Aachener SPD. „Ich schwanke zwischen dem Duo Esken/Walter-Borjans und Christina Kampmann/Michael Roth. „Sowohl Norbert Walter-Borjans als auch Christina Kampmann haben das Zeug dazu, die Partei zu führen“, sagt Jansen. Während Walter-Borjans in ihren Augen für Einigkeit in der SPD steht, könne Kampmann für neuen Schwung sorgen. „Und ich bin mir noch nicht sicher, was gerade wichtiger ist für die Partei.“ So oder so: Die guten Inhalte der Partei müssten glaubhaft vertreten werden. „Das ist das allerwichtigste!“