1. Lokales
  2. Aachen

Die Woche in Aachen: Schluss mit dem „Gedöns“!

Die Woche in Aachen : Schluss mit dem „Gedöns“!

Noch immer scheinen einige Menschen den Wert einer verlässlichen Kinderbetreuung nicht zu erkennen. Beim Rückblick auf die Themen der Woche in Aachen fragt sich Redakteurin Annika Kasties: Warum bleibt die viel zitierte Wirtschaft bei diesem Thema so ruhig?

Eigentlich sollten wir es doch längst besser wissen. Kinderbetreuung ist vieles, aber sicherlich kein „Gedöns“. Und doch hat man auch dieser Tage den Eindruck, dass der Wert einer verlässlichen (!) Betreuung der Kleinsten immer noch nicht von allen erkannt wird.

Natürlich verlangen die laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst und die damit verbundenden Warnstreiks insbesondere den Eltern viel ab. Sie müssen umplanen, einspringen, Urlaub nehmen, Überstunden abbauen oder Minusstunden aufbauen, wenn die Kita – mal wieder – geschlossen ist. Das ist unerträglich.

Insofern ist es nur verständlich, dass sich in dieser Woche Hunderte Eltern in Aachen mit einem offenen Brief an die Gewerkschaften Verdi und Komba gewandt haben, um ein Ende der Streikmaßnahmen im Kita-Bereich zu fordern. Mit deutlichen Worten bringen sie nicht nur ihre berechtigte Forderung nach frühkindlicher Bildung zum Ausdruck. Es geht auch um Existenznöte, um die Sorge, dass das Verständnis des eigenen Arbeitgebers für die unstete Kinderbetreuung endet.

Und genau an dieser Stelle bleibt die Frage: Wo sind eigentlich die Arbeitgeber? Warum pocht die viel zitierte Wirtschaft nicht darauf, dass sich die Politik endlich vernünftig um das „Gedöns“, wie Alt-Kanzler Gerhard Schröder einst despektierlich die Familienpolitik betitelte, kümmert und für eine verlässliche Kinderbetreuung sorgt?

Denn der Betrieb von Kitas kostet nicht nur Geld – er ist auch ein wesentlicher Wirschaftsfaktor. Eine Studie des Münchner Ifo-Instituts hat ergeben, dass bei guter Kinderbetreuung die Wahrscheinlichkeit um 35 Prozent steigt, dass Frauen erwerbstätig sind. In Zeiten des fast überall zu spürenden Fachkräftemangels kann die Volkswirtschaft auf diesen Prozentsatz nicht verzichten. Neu ist diese Erkenntnis übrigens nicht. Die Studie des Ifo-Instituts stammt aus dem Jahr 2013. Zehn Jahre später muss man leider immer noch sagen: Eigentlich sollten wir es längst besser wissen. Geld allein wird dieses Problem allerdings nicht lösen.

Eine Lösung für das Problemkind Adalbertstraße bietet der (vorläufige) Erhalt der Aachener Galeria-Kaufhof-Filiale wohl nicht. Erleichtert aufatmen kann man aber durchaus. Dass der Standort Aachen nicht auf der Liste der rund 50 Filialen steht, die dem Insolvenzverfahren zum Opfer fallen, ist ein gutes Signal. Für die Beschäftigen, die Kundinnen und Kunden und die Stadt selbst. Einen weiteren markanten Leerstand hätte die einst beliebte Einkaufsstraße wohl nicht so leicht verkraftet. Wenn überhaupt.

Und doch bleibt das unliebsame Gefühl, dass die nächste Hiobsbotschaft in Sachen stationärer Einzelhandel nur auf sich warten lässt. Umso wichtiger, dass neue Konzepte für die Adalbertstraße (weiter) entwickelt werden und auch endlich umgesetzt werden.

Apropos Einkaufen: Ist das Aquis Plaza nun eine „Bausünde“ oder doch „eines der schönsten Einkaufszentren Deutschlands“? Die Meinungen gehen in der Sache auseinander. Nicht nur zwischen Stadtplanerin Christa Reicher und Center-Manager Gregory Hedderich. Die Shopping-Mall polarisiert fast ein Jahrzehnt nach ihrer Eröffnung noch immer. Über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Dass sich das direkte Umfeld nicht gerade zum Besseren entwickelt hat, seit die Mall 2015 ihre ersten Kundinnen und Kunden begrüßte, lässt sich allerdings nicht wegdiskutieren.

Für Diskussionen sorgte in dieser Woche auch ein runder Geburtstag. Sibylle Keupen wurde 60 Jahre alt und feierte im Theater Aachen. Das kann man als Oberbürgermeisterin machen, muss man aber auch nicht. Anlass für einen Skandal, wie ihn einige Mitbürger vor allem in den Sozialen Medien wittern, ist das nicht. Es gibt deutlich wichtigere Themen – siehe oben. Insofern belassen wir es an dieser Stelle auch mit einer Randnotiz.

Konzentrieren wir uns zum Abschluss dieses Wochenrückblicks lieber noch auf einige positive Meldungen. In Haaren dürfen sich zum Beispiel die Bürgerinnen und Bürger auf einen neuen Park freuen. Und das Aachener Unternehmen Aixponic leistet Pionierarbeit bei der Indoor-Zucht von Fischen und Meeresspargel. Lecker und nachhaltig zugleich! Wer es lieber süß mag, ist im neuen Printenhaus am Münsterplatz an der richtigen Adresse. Aus einer alten Goldschmiede wird ein Mekka für Naschkatzen bzw. -kater. Das Rad dreht sich immer weiter. In diesem Sinne: Genießen Sie das Wochenende!