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Kundgebung: „Querdenker“ treffen sich am Aachener Tivoli

Kundgebung : „Querdenker“ treffen sich am Aachener Tivoli

Obschon die Corona-Infektionszahlen steigen und die Politik darum bittet, keine unnötigen Reisen innerhalb des Landes zu tätigen, touren bekannte Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen mit einem Bus durch Deutschland.

Die Köpfe der „Querdenken“-Bewegung nennen das die „Corona-Info-Tour“. Am Dienstag stoppte besagter Bus am Tivoli, rund 200 Anhänger und Zuhörer versammelten sich.

Köpfe der Bustour sind Bodo Schiffmann, Betreiber einer Schwindelambulanz im baden-württembergischen Sinsheim, und Samuel Eckert, ein früherer Laienprediger. Begleitet wurden sie beim Stopp in Aachen auch vom Leipziger Anwalt Ralf Ludwig. Alle drei sind zuvor schon durch teils abstruse und radikale Redeinhalte aufgefallen. Ihre Kundgebungen werden live im Internet gestreamt und erreichen somit mehrere 10.000 Zuschauer.

Schiffmann kritisierte in Aachen, dass es nur sehr wenige Infizierte und noch sehr viel weniger an Corona Erkrankte gebe, zugleich litten aber alle Menschen unter den Einschränkungen. Die Wirkung mancher Schutzmaßnahmen sei nicht nachgewiesen, manches sei „Schwachsinn“. Anwalt Ludwig kritisierte, dass auch Menschen ohne Symptome getestet würden. Diese Tests seien „gesetzwidrig“. Viele der Verordnungen nannte der Jurist „rechtswidrig“. Der Christ Eckert sagte, bald würden die Menschen „aufwachen“ und dann gebe es wohl ein „Ende mit Schrecken“ anstatt ein „Schrecken ohne Ende“.

Die Welt der „Querdenker“ war am Dienstag auch in Aachen wieder heterogen bis diffus. Die Besucher waren aus der gesamten Region, vom Niederrhein, aus dem Ruhrgebiet und dem benachbarten Ausland angereist. Unter den Zuhörern war mit Marika Jungblut ein Mitglied der Partei „Die Linke“, die dem bisherigen Städteregionstag angehört hat. Linksalternative waren vor Ort, Friedensbewegte, Heilpraktiker, Esoteriker und Impfgegner sowie Menschen, die an Verschwörungsmythen glauben. Erweckte Christen standen neben Rockern aus dem belgischen Lontzen. Es nahmen Rechtsextremisten und überdies AfD-Mitglieder teil, etwa die AfD-Landtagsabgeordnete Iris Dworeck-Danielowski aus Köln.

Mindestabstand fehlte manchmal

Auch wenn sich die „Querdenken“-Bewegung offiziell von Rechtsextremen und „Reichsbürgern“ distanziert, hält man manchmal den Mindestabstand zu diesen nicht ein. Im Rahmen der Kundgebung am Tivoli durfte auch Dieter B. aus der Städteregion Aachen neben den Stars der Szene eine Rede halten. B. war nach Recherchen dieser Zeitung bis vor kurzem noch der Kopf der NRW-Abordnung der rechtsextremen Splittergruppe „Patriotic Opposition Europe“. Zudem war B. mit dabei, als Ende August „Reichsbürger“ und Rechtsextremisten am Rande einer großen „Querdenken“-Demo das Reichstagsgebäude in Berlin respektive dessen Treppe erstürmten.

(mik)