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Performance am Münsterplatz: Plötzlich Braunkohle unter dem Münster?

Performance am Münsterplatz : Plötzlich Braunkohle unter dem Münster?

Die Aachener Klimaschutzbewegung hatte sich am Samstag etwas einfallen lassen: Der Dom sollte entwidmet werden, weil man Braunkohle darunter gefunden hatte...

Das Szenario gestaltet sich wie folgt: Unter dem Hohen Dom zu Aachen ist ein ergiebiges Vorkommen entdeckt worden, und die Kirchenoberhäupter sehen sich nun gezwungen, sich „schweren Herzens von diesem Kleinod der Heiligen Katholischen Kirche zu trennen“. Der Klimaaktivist Rüdiger Haude verliest im roten Bischofsgewand die entsprechende Erklärung zur Entwidmung und sorgt dabei für den ein oder anderen schmunzelnden Blick der Passanten. Die Aachener Klimaschutzbewegung hat diese kleine Performance auf dem Münsterplatz organisiert, um einmal mehr auf die Folgen des Braunkohleabbaus aufmerksam zu machen. Dass dem in der Vergangenheit wiederholt auch Kirchen zum Opfer gefallen sind, hält Haude für einen Skandal.

„Würden die zuständigen Kirchengremien die Endwidmung weiterer Kirchen verweigern, könnte der Energiekonzern RWE sie auch nicht zerstören“, meint Rüdiger Haude, von der Hambi-Support-Gruppe Aachen. Die Zertrümmerung des Immerather Doms im vergangenen Jahr sei den Menschen der Region noch immer in schmerzlicher Erinnerung. „Und neben den Kirchen von Manheim und Morchenich soll demnächst auch die neogotische Kirche von Erkelenz-Keyenberg dran glauben“, kritisiert Haude.

Die Haltung der Kirche trifft bei den Aktivisten auf wenig Verständnis. Mit ihrer Performance am Rande des Weihnachtsmarktes protestieren sie dagegen und fordern unter anderem auch das Bistum Aachen „zu mehr Courage“ auf. „Denn das ist die Kirche der Schöpfung nicht nur im globalen Sinne schuldig, sondern auch den dörflichen Gemeinschaften, die durch Zwangsumsiedlung massiv beeinträchtigt oder zerstört werden“, meint Haude.

Und dann spielt er gemeinsam mit seinen Mitstreitern den Fall der Fälle durch. „Unter dem Dom liegt Braunkohle, und das hat Karl der Große nicht vorhersehen können“, verkündet Haude im Gewand eines Bischofs. „Wir laden alle Aachener Gläubigen zu einem letzten Besuch im Hohen Dom zu Aachen ein“, sagt er in der Rolle von Bischof Dieser. Und wer mag, der könne später sogar ein Trümmerstück käuflich erwerben. Und ein eigens zusammengestellter Chor singt in einer Neufassung des Hymnus „Urbs Aquensis“: „Morgen kommt der Kohlebagger auf den Katschhof und gräbt wacker...“ und „Bischof Dieser voll Noblesse liest noch eine letzte Messe“.

An einem Infostand geben die Aktivisten im Anschluss an ihre Performance Hintergrundinfos zum Rheinische Kohlerevier und beantworten Fragen der Passanten. Aber dass der Aachener Dom der Braunkohle zum Opfer fallen könnte, mag sich hier niemand wirklich vorstellen.