Altstadtquartier Büchel : Platz frei für eine Wiese groß wie der Katschhof
Aachen Planungspolitiker sind sich schnell einig: Am Büchel sollen nun die Pläne für eine „Offene Wiese“ umgesetzt werden.
Was soll man noch lange diskutieren, wenn sich ohnehin alle einig sind? Schneller als gedacht haben sich die Planungspolitiker am Donnerstag auf eine „Wiesen“-Variante für den Büchel verständigt, die nun weiter in Form gegossen werden kann. Von einstmals drei Varianten ist de facto nur noch die „Offene Wiese“ übriggeblieben. Damit ist die Spannung für die Mai-Sitzung raus, in der dann auch ganz formal der Beschluss über die „Zielvariante“ am Büchel gefasst werden soll.
Das Konzept „Offene Wiese“ aus dem Haus der Kölner Planer „trint&kreuder d.n.a. architekten“ konnte von Anfang an in allen Fraktionen die größte Überzeugungskraft entwickeln. Die große zusammenhängende Freifläche, die guten Wegeverbindungen, die neue Sichtachse zum Dom, die Einbeziehung der dortigen Quellzüge – all das wird als höchst gewinnbringend für die Altstadt eingeschätzt, wie die planungspolitischen Sprecher einhellig deutlich machten. Die „Variantendiskussion“, um die die Verwaltung und allen voran Planungsdezernentin Frauke Burgdorff gebeten hatte, verengte sich damit sehr schnell auf die „Offene Wiese“, die am Ende in etwa die Dimension des Katschhofs haben wird.
Gelegt hat sich damit offenbar auch die anfängliche Skepsis, dass gerade diese Variante zu sehr dem Elisengarten ähneln könnte. Stattdessen schwärmen alle Politiker weiterhin von der „fantastischen Chance“, die sich durch den Ankauf der Grundstücke und den Abriss des Büchel-Parkhauses für die Stadt ergeben hat. Unter Federführung der eigens gegründeten Städtischen Entwicklungsgesellschaft Aachen (Sega) kann mitten im historischen Zentrum ein neuer grüner Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden.
Wie viel Platz dort gewonnen wird, lässt sich bereits jetzt erahnen. Noch ist die Abbruchfirma zwar nicht abgerückt, doch zwischen Büchel, Nikolausstraße, Antoniusstraße und Mefferdatisstraße haben sich längst neue Blickwinkel ergeben. Viele davon sollen bleiben, und weitere werden auch noch entstehen. Denn entwickelt werden soll das Altstadtquartier in zwei Bauabschnitten. Auch private Grundstückseigentümer sollen von den Vorzügen der derzeitigen Planungen überzeugt und einbezogen werden. Am Ende soll sich die Freifläche bis hoch zur Antoniusstraße erstrecken. Dort soll der Rotlichtbezirk bekanntlich deutlich eingekürzt werden und sich später nur noch auf einen Abschnitt in Richtung Mefferdatisstraße beschränken.
Hinzu kommen dann allerdings auch noch einige Neubauten, von denen heute noch niemand sagen kann, wie sie aussehen werden. Erklärtes Ziel ist es jedoch, echte Hingucker von hoher architektonischer Qualität zu errichten. Und sie sollen dem künftigen Platz eine Kontur geben. Der markanteste Bau trägt derzeit den Arbeitstitel „Baustein Wissen“, der im Rücken der Häuserzeile an der Antoniusstraße gebaut werden soll und zugleich den neuen Zugang in Richtung Mefferdatisstraße begrenzen wird.
Bis der erste Grundstein gelegt wird, werden aber noch einige Jahre vergehen. Der Zeitplan sieht vor, Mitte 2024 einen rechtskräftigen Bebauungsplan verabschieden zu können. Da bleibt reichlich Zeit, die Zwischenzeit zu nutzen. Die Brache will die Stadt schleunigst herrichten, um schon jetzt Lust auf das neue Stückchen Innenstadt zu machen. Auch eine „temporäre Wiese“ soll dann bereits angelegt werden, wie Sega-Chef Christoph Vogt im Ausschuss ankündigte.
Vor allem aber soll eine Spielfläche geschaffen werden, die ab September die Menschen mit unterschiedlichsten Darbietungen, Veranstaltungen, Konzerten oder Installationen zum Büchel locken soll. Als Kurator konnte Rick Opgenoorth gewonnen werden, wie Vogt bekanntgab. Opgenoorth hat sich in Aachen unter anderem durch die Kimiko-Musikfestivals am Ludwig-Forum und auf dem Campus Melaten einen Namen gemacht. Mit im Boot sind zahlreiche weitere Vereine, Initiativen und die beiden Aachener Hochschulen RWTH Aachen und FH Aachen.
Und das Ende der Abbrucharbeiten soll in Kürze auch noch gefeiert werden. Für Samstag, 14. Mai, den Tag vor der Landtagswahl, kündigt Vogt bereits ein großes Straßenfest am Büchel an.