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Biomarkt am Münsterplatz wird umbenannt: Nicht alle haben offenbar das Geld für ein Bio-Zertifikat

Biomarkt am Münsterplatz wird umbenannt : Nicht alle haben offenbar das Geld für ein Bio-Zertifikat

Für ernährungsbewusste Menschen ist der Biomarkt auf dem Münsterplatz seit Jahren eine feste Größe. Jetzt muss sich die Kundschaft umgewöhnen: Der Biomarkt soll in Regionalmarkt umbenannt werden. Der Vorgang ist mehr als nur eine Formalie und stößt bereits auf Kritik.

Auslöser für die am Dienstag im Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss beschlossene Umbenennung war nach Angaben des Presseamts eine anonyme Anzeige, die im vergangenen Jahr beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) eingegangen ist. Darin wurde beklagt, dass einzelne Marktbeschicker gar nicht das erforderliche Bio-Zertifikat vorweisen könnten. Lanuv-Mitarbeiter haben daraufhin Kontrollen für dieses Frühjahr angekündigt.

In nichtöffentlicher Sitzung haben Politik und Verwaltung am Dienstag nun die Notbremse gezogen und eine Neuausrichtung und Umbenennung des langjährigen Biomarkts beschlossen. Die Stadt hofft, auf diese Weise einerseits die besondere Qualität des Angebots halten zu können, andererseits aber auch eine ausreichend breite Produktvielfalt bieten zu können. Ob der Spagat gelingt, ist fraglich. Erste Biomarkt-Beschicker zeigen sich bereits verärgert und werfen der Stadt eine „Verwässerung“ des Angebots vor.

Wer seine Produkte mit dem Bio-Label bewerben will, muss regelmäßig den Nachweis erbringen, dass er die Anforderungen der EU-Öko-Verordnung erfüllt. Zwischen 400 und 600 Euro jährlich kostet solch ein Zertifikat, je nach Größe des Betriebs. Diese Kosten scheinen offenbar manch kleinere Anbieter zu überfordern. Dies soll auch der Grund dafür sein, dass einige Standbetreiber für ihr Angebot kein Bio-Zertifikat mehr haben.

Um sie nicht wegschicken zu müssen und damit die Auswahl zu verkleinern oder gar den Fortbestand des Marktes zu gefährden, plädiert die Stadt für die Umbenennung. Zugleich will sie jedoch auf dem neuen Regionalmarkt eine klar definierte Bio-Ecke oder Bio-Straße für alle zertifizierten Anbieter einrichten.

„Biomarkt ist Biomarkt,“ sagt hingegen Bernhard Böhm von der Karolus Manufaktur. Seit Jahren bietet er samstags neben den Bäcker-, Käse-, Obst- und Gemüseständen seine Senfsorten auf dem Münsterplatz an. Das Bio-Zertifikat ist ihm als Qualitätsmerkmal wichtig. „Andere können sich auch zertifizieren lassen, aber sie wollen es nicht“, sagt er. „Ich sehe aber nicht ein, dass dafür jetzt die Kriterien aufgeweicht und verwässert werden. Dann ist der Biomarkt nicht mehr attraktiv“, fürchtet er. Mit seinen Kollegen an den anderen Ständen will er am kommenden Samstag beraten, wie man auf den Vorstoß der Stadt reagieren werde. Bislang habe er von der geplanten Umstrukturierung nichts gewusst.

Tatsächlich scheint noch nicht ganz klar zu sein, wie man den neuen Regionalmarkt künftig von den klassischen Wochenmärkten abgrenzen will. Denn regionale Produkte gehören auch dort zum Standardangebot. „Wir müssen jetzt schauen, wie sich das entwickelt und eventuell die Vergabekriterien noch mal überarbeiten“, sagt Evelin Wölk vom Presseamt.

Wer den Biomarkt in altbekannter Form auf dem Münsterplatz erleben will, hat am nächsten Samstag noch die Chance. Geöffnet ist er wie üblich von 9 bis 14 Uhr.