Nach dem Zyklon „Idai“ : Aachener helfen schnell und unbürokratisch in Mosambik
Aachen Die Folgen des Tropensturms „Idai“ in Mosambik sind verheerend. Der Aachener Förderverein Kinderklinik Beira hilft den Menschen schnell und unbürokratisch. Um die Kinderklinik, die schwer beschädigt wurde, wieder aufzubauen und die zahlreichen Patienten zu versorgen, werden dringend Spenden benötigt.
Überflutete Landstriche, eingestürzte Häuser und verzweifelte Menschen zwischen Trümmerbergen: Wenn Jan Salzmann am Abend in der Tagesschau mit den dramatischen Bildern aus Mosambik konfrontiert wird, dann sind die verheerenden Ausmaße des Tropensturms „Idai“ für den Arzt nicht nur rein objektiv erschreckend. Sie treffen ihn auch ganz persönlich. Schließlich hat er in den vergangenen 15 Jahren viel Zeit in dem südostafrikanischen Land verbracht. Seit Donnerstag landen die Bilder der Zerstörung nicht nur regelmäßig auf Salzmanns Fernseher, sondern auch in seinem E-Mail-Postfach. Nach tagelanger Funkstille hat der Förderverein Kinderklinik Beira, für den sich Salzmann ehrenamtlich im Vorstand engagiert, nun auch wieder direkten Kontakt zu den Männern und Frauen, die in der zweitgrößten Stadt des Landes leben. Und kann somit auch verlässlich das Ausmaß der Zerstörung einschätzen.
Seit 1998 ist der Aachener Förderverein in Beira aktiv und unterstützt dort unter anderem die Kinderklinik des Zentralkrankenhauses. Das Hospital Central da Beira verfügt nach Angaben des Fördervereins über 900 Betten, versorgt jedoch über eine Million Menschen. Die Kinderklinik selbst hat offiziell 136 Betten, diese werden jedoch häufig mit drei oder vier Patienten gleichzeitig belegt. So war zumindest noch vor knapp zwei Wochen der Stand der Dinge. Mit dem Zyklon hat sich die Situation dramatisch verändert, berichtet Salzmann. Seit Hemma Tengler, Mitarbeiterin des Aachener Fördervereins, in Beira vor Ort ist, haben die Aachener Helfer Gewissheit, dass vieles von dem, was sie in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern aufgebaut haben, dem Erdboden gleichgemacht worden ist.
„Im Erdgeschoss und im ersten Stock wurde alles zerstört“, sagt der Aachener Arzt. Auf Fotos, die Hemma Tengler ihren Kollegen per E-Mail geschickt hat – das Telefonnetz ist überwiegend zusammengebrochen – sind Trümmerteile zu sehen. Die Früh- und Neugeborenenstation wurde in den dritten Stock verlegt. Die Babys werden improvisiert in Arztzimmern behandelt, liegen zum Teil sogar in Schalen auf dem Boden. Denn der Ansturm auf die Klinik habe enorm zugenommen. „All die Entkräfteten, die tagelang auf Bäumen ausgeharrt haben, kommen nun ins Krankenhaus.“ Auch die Anzahl der zu versorgenden Kinder sei drastisch gestiegen. Rund 30 Kinder werden zurzeit täglich stationär aufgenommen, so die Berichte aus Beira. Noch mehr werden in der Notfallambulanz behandelt. Tendenz steigend. Durchfallerkrankungen und Malariafälle nehmen zu.
Im Krankenhaus fehle es derweil am Nötigsten. Technische Instrumente zur Diagnose und Behandlung von Patienten seien größtenteils zerstört worden, etwa Pulsmessgeräte, EKG- und Ultraschallgeräte. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten bleibt schwierig. „Wir versuchen so gut es geht, die Lücke zu füllen, die Staat und größere Hilfsorganisationen hinterlassen müssen“, sagt Salzmann. So habe der Förderverein als Soforthilfe für einen Zeitraum von vier Wochen drei Ärzte einstellen können. Darüber hinaus werden 20 Krankenschwestern und 20 Pflegehilfskräfte in zusätzlichen Schichten arbeiten. Wichtige Medikamente werden beschafft. Insgesamt werden laut Salzmann aber rund 60 Mitarbeiter benötigt, um den Ansturm der Patienten zu bewältigen.
Salzmann vermutet, dass allein für die technische Neuausstattung der Kinderklinik 80.000 bis 100.000 Euro benötigt werden. Für alle drei Einrichtungen – neben der Kinderklinik in Beira unterstützt der Förderverein auch eine Kinderklinik in Buzi sowie ein Waisenheim – rechnet das Vorstandsmitglied mit bis zu 300.000 Euro. Zum Vergleich: Im Jahr sammelt der Förderverein rund 50.000 Euro an Spenden. Weitere Spenden werden also dringend benötigt. „Wir geben Spenden zu 100 Prozent weiter, es fallen keine Verwaltungskosten an“, verspricht Salzmann eine „schnelle und unbürokratische“ Hilfe für die Menschen in Mosambik.