Aachen : Münsterwald: Windpark biegt auf Zielgerade ein
Aachen Die herbstlichen Windböen fegen diesmal noch ungenutzt über den Münsterwald. Aber der dort geplante Windpark nimmt zumindest auf dem Papier langsam Gestalt an. Bevor sich die Rotoren drehen können, muss allerdings noch eine Hürde überwunden werden.
Derzeit läuft die immissionsschutzrechtliche Prüfung. „Da geht es um Lärm“, erklärt Axel Costard vom städtischen Presseamt, aber auch andere Dinge sind zu klären. Entsprechend müssen diverse Behörden um Stellungnahmen gebeten werden, die Wasserbehörde etwa oder auch die Luftfahrtbehörde. Und auch die behördlichen Vertreter des Waldes in Gestalt des Landesbetriebs Wald und Holz haben ein Wörtchen mitzureden. „Wir sind als untere Forstbehörde des Landes Träger öffentlicher Belange für den Wald“, erklärt Konrad Hecker, der Leiter des Regionalforstamtes Rureifel-Jülicher Börde. Unter den 16 Forstämtern des Landesbetriebs ist sein Haus zuständig für den amtlichen Segen zur „Waldumwandlung“. Um die geht es schließlich, wenn Bäume durch Windräder ersetzt werden.
Für den Münsterwald hat das in Hürtgenwald ansässige Regionalforstamt eine Umwandlungsfläche von 14 168 Quadratmetern genehmigt — was Kritiker der an diesem Standort geplanten Anlagen prompt auf den Plan rief. Sie gehen davon aus, dass die Windräder tatsächlich wesentlich mehr Waldfläche in Anspruch nehmen werden. So fragte Eckart Mueller in Hürtgenwald schon an, ob die Genehmigung wegen der „erheblichen Unstimmigkeiten bei den Größenangaben“ womöglich zurückgezogen werde und was die Behörde zu tun gedenke, wenn eine größere Fläche als die genehmigte in Anspruch genommen werde.
„Die genehmigten 1,4 Hektar werden wohl nicht reichen“, sagt Mueller und beruft sich auf einen Leitfaden des Landesumweltministeriums. Nach dessen Berechnungsgrundlagen bräuchten selbst kleinere Anlagen als die im Münsterwald geplanten etwas mehr Platz. „Selbst nach den eigenen Vorgaben des Ministeriums müssten es allemal 3,5 Hektar sein“, meint Mueller.
Dass der Landesbetrieb dann den Ausbau der Windkraft im Münsterwald stoppt, dürfte allerdings eher unwahrscheinlich sein. „Die Fläche muss eins zu eins ausgeglichen werden“, erklärt Konrad Hecker. Eine entsprechende Ausgleichsfläche hat die Stadt Aachen schon ausgemacht. Die sei 2,3 Hektar groß, hat das Regionalforstamt Mueller mitgeteilt, das lasse „Handlungsraum zu, falls die vereinbarte Umwandlungsfläche größer ausfallen würde“. Wenn selbst das nicht reichen sollte, müsste gegebenenfalls über weitere Ausgleichsflächen geredet werden.
Zwar könne die erteilte Genehmigung zurückgezogen werden, wurde Eckart Mueller mitgeteilt, „bei groben Verstößen wäre so ein Schritt denkbar“. Aber Amtsleiter Hecker betont: „Es kommt auf die Relation zum Waldgebiet an.“ Will sagen: Sollten die Pläne darauf hinauslaufen, dass für die Windkraftanlagen fast der ganze Münsterwald abgeholzt werden müsste, dann wäre es mit etwas größeren Ausgleichsflächen nicht getan. „Wenn es sich extrem vervielfachen würde, müsste es neu bewertet werden“, so Hecker.
Für seine Behörde relevant ist dabei nur der dauerhaft „umgewandelte“ Teil des Waldes, also die Betonfundamente für die Windräder und die Kranstellflächen. Was nur für den Aufbau der Rotoren gebraucht wird, etwa Materiallagerplätze oder Flächen für die Montage von Kranauslegern, zählt nicht, weil es wieder Wald wird. „Flächen, die nach dem Bau nicht mehr benötigt werden und somit nicht von der Umwandlung betroffen sind, sollen innerhalb des gesetzlichen Zeitraums wieder mit Laubbäumen bestockt werden“, wurde Mueller mitgeteilt.
Doch bevor mit dem Bau der sieben Anlagen begonnen werden kann, muss eben noch immissionsschutzrechtlich geprüft werden. Bei diesem Verfahren sei auch die Bauaufsicht beteiligt, sagt Axel Costard vom Presseamt. Deshalb muss die Stawag als Bauherr auf den von der Stadt gepachteten Flächen nicht noch eigens eine Baugenehmigung beantragen.
Wenn die Prüfung mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen ist, könnte es losgehen mit dem Aufbau der Windräder.