Kunstgeschichte(n) : Magisches Licht und skurrile Schönheiten
Aachen In der Auferstehungskirche leuchtet magisches Licht, skurrile Skulpturen aus einer anderen Welt landen am Lavenstein, und ein Nachwuchskünstler wagt erste Schritte.
Die Kraft des Lichts, das in allen Religionen eine Rolle spielt, das zu Einkehr und Ruhe führen kann, hat Pfarrer John Nickolls unter dem vielschichtigen Motto „flüchtig“ in die Auferstehungskirche, Am Kupferofen, in Aachen geholt. „Ich denke, das ist eine Aktion, die viel mit Passionszeit und mit dem Osterfest zu tun hat, aber auch ganz für sich steht“, sagt er, der Werke der Objektkünstler Ursula Molitor und Vladimir Kuzmin unter anderem bei einem Projekt in der Kölner Kirche St. Gereon gesehen hat.
„Diese Arbeiten kann jeder individuell deuten. Kirche und Licht, das ist für mich ein großes Thema“, meint Nickolls. Wer den hohen, hellen Raum betritt, kann noch bis zum 26. März auf moderne Kunst mit philosophischer Aussage treffen – berührende Lichtobjekte, die Ursula Molitor (Jahrgang 1947) und ihr ukrainischer Kollege Vladimir Kuzmin (Jahrgang 1943) entwickelt haben. Vom feinen Sand in einem Gefäß, das sich dort in „Griff-Nähe“ befindet, wo Menschen auf den Altar zugehen, bis zur Botschaft in schwindelnder Höhe oder zur Lichtwelle der Unendlichkeit auf dem Altar bestechen diese Arbeiten durch Ästhetik und Klarheit.
Intensives Betrachten, Ertasten und Nachdenken sind hier erwünscht. „Entstehen und Vergehen sind einem Kreislauf unterworfen“, betont Ursula Molitor. So darf der Besucher einen zarten Lichtkreis mit der Hand von feinem Sand befreien. Der Kreis leuchtet, sobald er frei ist. Die Endlos-Welle ruft zu Meditation und Stille auf. Geöffnet ist die Kirche freitags bis sonntags von 18 bis 20 Uhr. Andachten zur Passionszeit in Verbindung mit der Ausstellung gibt es jeweils freitags um 18 Uhr.
Die skurrilen Wesen der Künstlerin Danielle Bonny empfangen ihr Publikum in der Aachener Galerie Salto Art von Elke Martin mit großem Selbstbewusstsein; verträumt, sich selbst genügend, dabei spärlich bekleidet, gern nackt, mit vollen Rundungen: „Bei mir spielen Schönheitsideale gar keine Rolle, im Gegenteil“, weist sie auf Skulpturen hin, die selbst das Alter, die Vergänglichkeit offen thematisieren, wo knubbelige kleine Frauen die rot lackierten Zehen spreizen und herausfordernd provokant zur Seite blinzeln.
Irgendwie hat es der 1963 in Eupen geborenen Künstlerin, Expertin im Puppenbau und -spiel, das Wasser angetan. Da sitzt ein Persönchen in der Wanne und wird von einem Frosch belästigt, scheint eine üppige Nixe den Fluten entstiegen zu sein, hat sich ein lebhafter Tintenfisch als außergewöhnliche Kopfbedeckung angeboten. Danielle Bonny verbindet Keramik ab und zu mit Schweißtechnik, verarbeitet alte Wecker und erweckt so Metallobjekte zu neuem Leben. Sie bewegt sich völlig unbeschwert und fantasiebegabt mit ihrer Kunst auf einer eigenen Bühne.
Jede dieser sorgfältig ausgewählten Gestalten erzählt eine persönliche Geschichte, die nicht immer nur heiter ist, die auch ein Alptraum sein kann – selbst das kesse Rotkäppchen im roten Mäntelchen, das frech die roten Lippen spitzt – Küsschen für den Wolf? Bis 26. März sind die Arbeiten in der Galerie, Am Lavenstein 4, dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr zu sehen, auch nach Vereinbarung mit der Künstlerin per E-Mail unter d.bonny.art@gmail.com. Zur Finissage am Sonntag, 26. März, 15 Uhr, kommt sie persönlich.
Werke von John Bennett Kremer zeigt noch bis 15. Juni die Sparda-Bank, Blondelstraße 9-21. Der junge Künstler, Jahrgang 2005, aus Minden, sucht in seinen Arbeiten eine Sprache von „Vielseitigkeit und Freiheit“, wie er sie für sich in der Kunst entdeckt. Was ihn bewegt und zur Malerei inspiriert, ist die, wie er sagt „aktuelle Gefühlslage“, die zur kreativen Gestaltung wird. Hierzu nutzt er Öl- und Acrylfarben, hat aber auch bereits begonnen, Werke in Ton zu modellieren. Entstanden sind so temperamentvolle Bilder, die bisweilen sehr empfindsam wirken, dann wieder in Aufwallung von Gefühlen weiß durchkreuzt sind, ferne Gesichter zeigen und graphische Variationen, den Mut zum Experiment beweisen.
Interessenten können sich bei Kremer melden unter jbk_art08@aol.com.