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Verbesserungen angekündigt: Lolli-PCR-Tests werden zunehmend zur Belastung

Verbesserungen angekündigt : Lolli-PCR-Tests werden zunehmend zur Belastung

Die hohen Inzidenzen sorgen dafür, dass immer öfter Lolli-PCR-Tests an Grundschulen positiv auf das Coronavirus anschlagen. Für die Lehrerinnen und Lehrer ist der Aufwand dadurch enorm.

Der Ausschlag nach oben war dramatisch. Auf über 1000 war die Sieben-Tage-Inzidenz Ende November bei den Fünf- bis Neunjährigen in der Städteregion gestiegen. Seitdem sind die Infektionszahlen gesunken. Laut Robert-Koch-Institut lag die allgemeine Inzidenz am Mittwoch in der Städteregion Aachen bei 233. Auch bei denjenigen, die sich bislang noch nicht mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus schützen konnten, nämlich Kindern, ist der Anteil der Infizierten zurückgegangen.

Nach Angaben der Zentralstelle für die Überwachung von Infektionskrankheiten NRW hat sich die Inzidenz in der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen innerhalb von zwei Wochen halbiert und liegt jetzt bei 440. Bei den Zehn- bis 14-Jährigen liegt der Wert bei 480. Kleinkinder bis vier Jahren sind offiziellen Zahlen zufolge vergleichsweise selten betroffen. Die Inzidenz liegt dort bei 159.

Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist. Denn: Kleinkinder werden nur selten auf das Coronavirus getestet. Eine Testpflicht in den Kindertagesstätten gibt es nicht. Erst in der Grundschule müssen alle Kinder regelmäßig auf einem Wattestäbchen lutschen, das dann in einem Labor ausgewertet wird. Deshalb ist es nicht überraschend, dass mit dem Grundschulalter die gemeldeten Infektionszahlen bei Kindern rapide ansteigen.

Die Lolli-PCR-Tests gehören zu den Hauptschutzmaßnahmen gegen das Coronavirus in Grundschulen. Zwei Mal pro Woche müssen alle Kinder an einem Tupfer, dem „Lolli“, mehrere Sekunden lang lutschen. Die Proben aller Schüler einer Klasse werden gemeinsam als „Pool“ im Labor ausgewertet. Ist der Pool negativ, sind alle Kinder negativ. Ist der Pool positiv, wird jedes Kind einzeln nachgetestet, um zu ermitteln, wer infiziert ist.

Zwar hat sich das Prozedere selbst in den Schulen längst etabliert. Der organisatorische Aufwand ist jedoch nach wie vor enorm. Denn mit den steigenden Inzidenzen schlägt auch immer öfter ein Pool positiv aus. Für die Schulleiterinnen und Schulleiter bedeutet das: Sobald das Labor einen positiven Test meldet, müssen alle Eltern der betroffenen Klasse informiert werden. Die Kinder bleiben am nächsten Schultag zu Hause. Dafür müssen die Eltern eine Einzelprobe ihrer Tochter oder ihres Sohnes in die Schule bringen, die mittels Kurier ans Labor geht. Nur wer ein negatives PCR-Testergebnis vorweisen kann, darf wieder in die Schule.

„Belastend für die Schulleitung und Klassenlehrerinnen und -lehrer ist, dass die Rückmeldungen der Tests manchmal sehr spät kommen und somit ein eventuell positiver Pool erst entsprechend spät der jeweiligen Klasse weitergeleitet werden kann“, erläutert Birgitta Froleyks, Schulleiterin der GGS Vaalserquartier. Das sei auch für die Familien eine sehr große Belastung.

Erschwerend hinzu kommen technische sowie sprachliche Hürden bei der Registrierung der Einzelproben, damit das Labor diese dem richtigen Kind zuordnet. „Die Registrierung der Einzelproben fällt manchen Eltern schwer oder sie schaffen es morgens aus Zeitgründen nicht, wir übernehmen dann die Registrierung für sie“, zählt Angelika Thier, Leiterin der GGS Walheim, eine weitere Zusatzaufgabe durch Corona für die Pädagogen auf. „Jeden Morgen müssen Einzelergebnisse beim Labor nachgefragt werden, wenn sie nicht auswertbar oder fehlerhaft registriert wurden“, ergänzt Ursula Milde-Reimertz, Rektorin der Grundschule Passstraße.

Ab Januar soll sich das ändern. nach den Weihnachtsferien sollen alle Schüler im Unterricht immer gleich zwei Speichelproben abgeben – einmal für die Pool-Auswertung, einmal für einen potenziell benötigten Einzeltest. Das soll die Familien entlasten und dazu führen, dass die Kinder die Einzelproben nicht erst mit einem Tag Verzögerung ausgewertet werden. Noch fehlten dazu allerdings nähere Informationen, kritisieren gegenüber unserer Zeitung gleich mehrere Schulleitungen, die zunehmend das Gefühl haben, rund um die Uhr in Bereitschaft zu sein und spät nachts und früh morgens nachgucken, ob es eine neue SMS oder E-Mail vom Labor gibt.

Immerhin: In vielen Grundschulen sind bereits die bestellten Luftfilteranlagen angekommen. „Die Geräte sind recht groß, sie haben Schrankgröße und brauchen dementsprechend viel Platz, laufen aber sehr leise – man hört nichts“, teilt Angelika Thier von der Grundschule Walheim mit. „Kolleginnen und Kollegen, Eltern und Kinder fühlen sich nun sicherer.“