Nacht der offenen Kirchen : Lichter und Musik in besonderer Komposition
Aachen Die leuchtende Himmelsleiter gehörte zu den Attraktionen bei der diesjährigen „Nacht der offenen Kirchen“. Auch in diesem Jahr überzeugte St. Foillan wieder mit einer Lichtinstallation, die die Besucher zum Staunen brachte.
Gut angestrahlt und in Szene gesetzt wartet Jakobus der Ältere auf Besucher, die sich mit ihm ablichten. Es ist dunkel in der Jakobskirche, so dass die vielen „Lichtpunkte“ umso mehr ins Auge fallen. Auch Quirinus, der römische Tribun, lädt zur genauen Betrachtung ein. Und dass die Besucher hier und da auf den Bänken Platz genommen haben und versunken auf ihr Handy schauen, ist gerade so gewollt.
Zur Nacht der offenen Kirchen hat sich das Team rund um Gemeindereferentin Monika Mann-Kirwan etwas ganz Besonderes ausgedacht. Unter dem Titel „Instagram yourself. Dein Hotspot in St. Jakob“ sind die Gäste eingeladen, die prächtigen Statuen und Schätze der Kirche einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen, sich Gedanken zu Begrifflichkeiten zu machen und sich selber abzulichten, um die Selfies dann unter #nokjakob auf Instagram zu teilen.
Mit viel Phantasie und Ideenreichtum haben sich Aachens Kirchen auch in diesem Jahr wieder auf die Nacht der offenen Kirchen vorbereitet. Insgesamt 29 Kirchengemeinden aller christlichen Konfessionen öffneten ihre Pforten und luden ein zu Musik, Tanz, Theater und Installationen. In St. Foillan stieg eine Himmelsleiter hoch hinauf in die Kirchenkuppel und versetzte die zahlreichen Besucher in Staunen. „Die ständigen Bestrebungen zu trennen und zu spalten, verursachen die großen Probleme unserer Gesellschaft“, sagt Gemeindereferent Jürgen Maubach. Die Zeitfenster-Gemeinde hat für die diesjährige Installation in St. Foillan die Himmelsleiter gewählt, weil „sie als Metapher aus der Bibel symbolisiert, dass alles miteinander verbunden ist“, so Maubach.
Und die Spiritualität des Augenblicks bekommt zusätzlich eine ganz besondere Note durch die „Obertongesänge“ des Musikprojekts „Stehda“. Die Besucher lassen sich einfangen von der mystischen Stimmung und teilen – die leuchtende Himmelsleiter immer im Blick – zumindest für diesen Moment das Gefühl, alles Trennende und Spaltende überwinden zu können. In der Grabeskirche St. Josef nutzen die Besucher derweil die Chance, sich auf ganz ungewöhnliche Art dem Verlust eines geliebten Menschen zu stellen. „Viele haben das Gefühl, vor den Scherben ihres Lebens zu stehen“, wissen die, die mit Trauernden ins Gespräch kommen. Aus Scherben wieder etwas Neues zu gestalten, ist das Angebot, das die Grabeskirche und das Deutsche Glasmalereimuseum Linnich ihnen machen.
An zwei Tischen sitzen also Besucher, die Teelichter mit bunten Scherben verzieren. Und über allem steht das Bibel-Zitat: „Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen ... Was bleibt sind Glaube, Liebe, Hoffnung.“ Musik, Stille und dann wieder Gebet prägen die feierliche Atmosphäre in der Grabeskirche.
Trommeln in der Marienkirche
Und so hat jede Kirche ihren ganz besonderen Schwerpunkt: In der Marienkirche am Bahnhof eröffnen Schüler die Nacht der offenen Kirchen mit einem Trommelkonzert: Die Trommelgruppe „Youngstar Drumming“ der Viktor-Frankl-Schule gehört hier schon zum festen Bestandteil des Programms. Afrikanische Trommeln wie Congas und Djembes füllen die Kirche mit rhythmischen Klängen. Laut Oliver Lutter, Leiter der Gruppe, üben Trommeln von jeher eine große Faszination aus. „Man haut drauf, und schon hört man einen Ton“, sagt er. Außerdem könne jedes Kind nach seinen jeweiligen Befähigungen spielen, führt er weiter aus.
Die Schüler jedenfalls sind mit Leidenschaft dabei, und Lampenfieber vor dem Auftritt scheint ihnen fremd zu sein. „Beim ersten Mal war ich vielleicht noch ein wenig aufgeregt, aber jetzt nicht mehr“, sagt beispielsweise der Trommler Lucas.
Musik spielt insgesamt eine große Rolle an diesem Abend. In der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) an der Albert-Maas-Straße hat beispielsweise der Gospelchor „Joyful Spirit“ zum Mitsingen eingeladen und macht mit seinen prachtvollen Gewändern großen Eindruck.
Und bei den Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus an der Elisabethstraße entwickelt sich das Quartett „Fidula“ zu einem Publikumsmagneten. Die Musiker laden die Gäste in mittelalterliche Klangwelten ein und geben ihnen Gelegenheit, Instrumente wie Drehleier, Bassgambe, Cister oder einen deutschen Dudelsack aus der Renaissance (Hümmelchen) in Augenschein zu nehmen. Überall herrscht eine friedvolle und spirituelle Atmosphäre, die es den Besuchern erlaubt, dem Alltag für eine Weile zu entkommen.