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Landtagwahl 2022: Linke wählt ihre Direktkandidaten

NRW-Wahl am 15. Mai : Linke wählt ihre Direktkandidaten

Bereits eine Tradition: „Die Linke“ in der Städteregion wählt ihre Kandidaten für kommende Wahlen regelmäßig im DGB-Haus an der Dennewartstraße, dieses Mal ging es um die Besetzungen für die vier Aachener Wahlkreise für die Landtagswahlen am 15. Mai 2022.

Die Versammlung unter Leitung von Ellen Begolli (Stadt Aachen) und Katharina Grudin (Städteregion Aachen) war am Samstag für die Verhältnisse der Linkspartei gut besucht, dies, obgleich keiner der vier Direktkandidaten mutmaßlich eine Chance auf einen Sieg im Wahlkreis haben wird, auch eine aussichtsreiche Absicherung auf einer Liste ist für die Kandidaten nicht in Sicht.

Für den Wahlkreis Aachen I, das ist der Nordwesten der Stadt, stellte sich die 23-jährige Sunaja Baltic den Mitgliedern. Die Studierende der Physik und Mitglied des Kreisvorstandes der Linken schaffte eine dicke Mehrheit von 27 Ja- bei zwei Nein-Stimmen. In ihrer Vorstellungsrunde machte sich die in Serbien geborene und in Düren aufgewachsene Linke naturgemäß stark für eine linksorientierte Sozialpolitik. „Eine Umbenennung von Hartz-IV in Bürgergeld allein sorgt am Ende des Monats nicht für mehr Geld“, spielte sie auf die Pläne der neuen Ampel im Bund an, durch ein Bürgergeld den schlechten Ruf der Hartz-IV-Leistungen zu tilgen.

Nach fünf Jahren schwarz-gelbem Neoliberalismus unter Armin Laschet müsse es im Mai bei der Landtagswahl auch in Düsseldorf eine neue Regierung geben. Ihre Partei, sagte Baltic auf Nachfrage eines Mitgliedes, sei durchaus zu einer Teilnahme an einer SPD- und Grünen-Regierung bereit. Dazu müsse die Linke es dann auch zurück in den Landtag schaffen, forderte sie zum Kampf auf, dies auch, um Politik gegen den „erzkonservativen Hendrik Wüst“, also den neuen NRW-Ministerpräsidenten, machen zu können.

Der 2017 mit 4,9 Prozent der Stimmen nur denkbar knapp verpasste Einzug in den Landtag trieb auch den zweiten Aachener Kandidaten um. „Es fehlten landesweit nur 8600 Stimmen“, rief der 29-jährige Kreissprecher der Linken, Igor Gvozden, zu neuen Anstrengungen auf. Unter der bisherigen Landesregierung habe sich die Lage der Menschen in NRW „zum Schlechten verändert“, sagte Gvozden in seiner Vorstellungsrunde, steigende Mieten und Lebenshaltungskosten könnten auch Tariferhöhungen und der neue Mindestlohn nicht ausgleichen, warnte er vor der weiteren Öffnung der sozialen Schere. Auch der 29-jährige konnte 27 von 29 Stimmberechtigten auf sich vereinen, er bekam bei einer Enthaltung nur eine Gegenstimme.

Der Wahlkreis Aachen III ist der nördliche Bereich der Region mit den Kommunen Alsdorf, HerzogenrathBaesweiler und Würselen. Hier kandidierte der 23-jährige Herzogenrather Florian Müller. Müller, der in Aachen Gesellschaftswissenschaften studiert, machte sich insbesondere für eine sozialere Bildungspolitik in diesem Land stark, schlechter Zugang zur Bildung und Ausbildung sei immer noch ein wesentlicher Grund für familiäre Armut, auf der anderen Seite sei es zudem so, dass nur wenige Kinder aus sozial schwachen Familien den Weg zum Abitur und ins Studium schaffen würden. Trotz eines Gegenkandidaten setzte sich Müller mit einer Mehrheit von fünf Stimmen durch.

Last but not least trat im Wahlkreis IV, das ist der alte Südkreis, ein mit 51 Jahren bereits „alter Haudegen“ an. Gemeint ist der lange Jahre in der Kommunalpolitik und in den Parteigremien aktive Darius Dunker, jetzt Fraktionsvorsitzender der Linken im Städteregionsrat und außerdem Mitarbeiter des Aachener Bundesabgeordneten Andrej Hunko. Dunker nahm sich auch ausdrücklich des Bildungsthemas an, es sei zentral für eine kommende und von seiner Partei gewollte höhere soziale Gerechtigkeit in diesem Land. Dunker wurde am Ende von der Versammlung mit sechs Ja-Stimmen als Landtagskandidat aufgestellt.

Zuvor hatten als Gastredner der Jugendsekretär der Gewerkschaft Verdi, Maurice Graf, und der frisch gewählte Landessprecher der Linken in NRW, Jules El-Khatib, Grußworte gesprochen, die Mitglieder dankten es mit ausführlichem Beifall. Die Versammlung schloss mit der eidesstattlichen Versicherung der Vertrauenspersonen, die Wahl ist damit rechtens.