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Landtagswahl 2022 in Aachen: Parteien beklagen Plakat-Schwund

Vor der Landtagswahl : Parteien beklagen Plakat-Schwund

Vor allem CDU und FDP melden in Aachen unerwartet große Verluste von Wahlplakaten. Manche Straßen sind beinahe wieder werbefrei.

Zwei Wochen vor dem Wahltag werden in Aachen die Klagen über zerstörte und geklaute Wahlplakate lauter. Vor allem die CDU- und FDP-Kandidatinnen und Kandidaten scheinen unter einem Ausmaß von Vandalismus zu leiden, das sie so noch nicht kannten. „Schmierereien sind wir ja gewohnt“, sagt Claudia Cormann, die für die FDP im Wahlkreis Aachen I um Wählerstimmen wirbt, „aber diesmal werden sie mit System abgerissen und entfernt.“

Ähnliches meldet Holger Brantin für die CDU: „Das ist sehr auffallend, wie viele Plakate verschwinden.“ Betroffen seien auch die jeweiligen Parteifreunde, die im Wahlkreis Aachen II antreten. In den südlichen Stadtteilen und rund um den Hangeweiher sei inzwischen kaum noch ein FDP-Plakat zu finden, meldet Cormann. Ihre Partei hat inzwischen das Problem, dass sie nicht mal nachplakatieren kann. „Wir haben keinen Ersatz.“ Geordert hatten die Aachener Liberalen rund 400 Plakate in DIN-A1-Größe.

Mehrere Tausend Euro steuern in aller Regel auch die jeweiligen Kandidaten zu den Wahlkampfkosten bei. Die Hauptlast tragen die Parteien, die allerdings immer auch auf ehrenamtliche Helfer angewiesen sind. Das macht den Plakate-Klau für die Betroffenen doppelt ärgerlich. „Das kostet viel Geld und Zeit“, sagt Brantin. In seinem Fall sei auch seine Frau mit den Kindern rumgefahren, um die Plakate aufzuhängen. Schon drei Tage später seien sie wieder weg gewesen. „Das ist einfach keine Art“, empört er sich.

Anders als die FDP hat die CDU allerdings bereits nachbestellt. Möglich sei das gewesen, weil die Schäden früh aufgefallen sind, sagt CDU-Geschäftsführer Stefan Dussin. Rund 1500 Euro müssen dafür zusätzlich aufgebracht werden, schätzt er. Auch er betont, dass in diesem Wahlkampf weit mehr Plakate verschwinden als in früheren Zeiten.

Mit Schwund und Zerstörungen müssen auch die anderen Parteien leben. Doch zumindest bei der ärgsten Konkurrenz scheint sich noch alles im erwarteten Rahmen zu bewegen. Die Verluste, die SPD-Geschäftsführer Stefan Mix und Grünen-Geschäftsführerin Susanne Küthe bisher zu Ohren gekommen sind, führen sie eher aufs Wetter zurück. Beide Parteien hätten recht früh plakatiert, als es noch stark gestürmt und geregnet hat. „Da kann schon mal was runterfallen“, so Mix. Für solche Fälle haben auch sie Vorrat in petto, um schnell Ersatz aufzuhängen.

Eher pfleglich scheint demgegenüber bislang der Umgang mit den sogenannten Wesselmännern zu sein. Die mobilen Plakatwände, auf denen die Parteien vor allem an vielbefahrenen Kreuzungen großformatig werben, werden diesmal weitgehend in Ruhe gelassen, stellt nicht nur Dussin fest.

Wer es auf die handlicheren DIN-A1-Plakate am Straßenrand abgesehen hat, und ob wirklich System hinter ihrem Verschwinden steht, wie Cormann mutmaßt, weiß niemand. Anzeige haben die Parteien noch nicht erstattet. Ohnehin stehen die Chancen schlecht, die Täter zu ermitteln. Sie müssten schon auf frischer Tat erwischt und der Polizei gemeldet werden. Denkbar wäre, dass sie wegen Diebstahls oder Sachbeschädigung belangt werden könnten. Bei Schmierereien mit Hassbotschaften steht auch Volksverhetzung im Raum.

Grübeln lässt Cormann allerdings ein Aufkleber aus dem Umfeld der Satirepartei Die Partei, den sie mitten auf einem FDP-Plakat entdeckt hat. „Das kommt hier alles weg!“ ist darauf zu lesen. Ein Hinweis auf mögliche Diebe? Die Aachener Partei-Kandidatin Elke Zobel weist den Verdacht vehement zurück: „Wir haben davon gar keine Aufkleber mehr, da muss irgendjemand noch welche übrig gehabt haben.“ Das sei aber auch kein Aufruf, betont sie, sondern nur eine Feststellung, dass Wahlplakate grundsätzlich nur wenige Wochen hängen. Mit geklauten Plakaten hat allerdings auch die Partei viel Erfahrung: Ihr Motiv mit der Aufschrift „Nazis töten“ zählt zu den Begehrtesten überhaupt. „Zum Glück sind die Diebe rücksichtsvoll“, sagt Zobel, „die Plakate verschwinden meist erst nach der Wahl.“