Die Woche in Aachen : Endlich Zeit für Harmonie(n)

Was für ein grandioser Jubel an der Krefelder Straße! Und die Lobgesänge der 24.000 Fans auf dem Tivoli hallen aufs Schönste nach. Ganz ohne rundes Leder. Als Massenmagnet hat das schicke Stadion angesichts der anhaltenden sportlichen Misere bei der Alemannia bislang ja kaum getaugt.

Umso souveräner haben die Initiatoren des Adventssingens am vergangenen Sonntag die Steilvorlage zum (fast) durchweg harmonischen Beisammensein verwandelt – keine Saison für schmutzige Schmählieder, sondern für vorweihnachtliche Besinnlichkeit, die sich aus 24 000 Kehlen aufs Fröhlichste artikuliert. Ganz nach dem – für Fußballer eher abwegigen – Motto: „Macht hoch die Tür, das Tor macht weit“.

Okay: Mancher Kritiker monierte im Nachgang das eine oder andere Foul. Weil der ungewohnte Geräuschpegel von den Tribünen her auch aus allzu lautstarkem „Smalltalk“ auf den schwarz-gelben Rängen resultiert habe. Geschenkt. Wie könnte es anders sein, wenn so viele fröhliche Menschen aus schönstem Anlass zusammenkommen (und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass dies eines Tages vielleicht wieder allwöchentlich der Fall sein könnte)?

Unerwünschte Emissionen der ganz anderen Art bleiben unterdessen im Wortsinn ein fataler Dauerbrenner. Ob der jüngste prominente Vorstoß im Kampf gegen die Luftverpestung unterm Talkessel mehr hergibt als einen Lichtblick im düsteren Szenario der Diesel-Debatten, muss sich zeigen. Dass es den städtischen „Gestaltern“ gelungen ist, weitere fast sieben Millionen Euro aus Bundeskassen loszueisen, um die Zahl der Ladestationen für E-Mobile auf absehbare Zeit auf rund 900 zu verzehn(!)fachen, verdient allerdings Respekt. Aber – apropos Eis: Die sprichwörtliche Kuh in Gestalt nach wie vor drohender Fahrverbote ist auch mit dieser Initiative keineswegs in den grünen Bereich zurück bugsiert. Man kann es eben drehen und wenden, wie man will: Ohne eine größere Bereitschaft der Produzenten (und der Händler) sowie der viel zitierten Konsumenten, sich auf neue, umweltfreundliche Technologien „nachhaltig“ einzulassen, ist wenig gewonnen. Macht auf die Tür: Mal sehen, wie viele „freie“ Unternehmen sich jetzt dafür begeistern lassen, der E-Mobilität eine Chance zu geben, indem sie tatsächlich Ladestationen auf eigenem Terrain einrichten. Schöne Vorsätze hin oder her: Im nächsten Jahr wird die Debatte auf jeden Fall mit Vollgas weitergehen.

Jetzt aber bleibt erst einmal Zeit, endlich mal die eigenen Batterien aufzuladen. Wochendende. Und der Montag kommt nicht blau, sondern gülden-glitzernd unter grünem Baum daher. Gönnen Sie sich und Ihrer Familie ein wunderbares Fest. Frohe Weihnachten!

m.hinrichs@zeitungsverlag-aachen.de